NBA-Start in weiter Ferne - Stars nach Europa?
New York (dpa) - Der pünktliche Saisonstart in der NBA wird immer unwahrscheinlicher. Liga und Spieler sind weiter meilenweit von einer Einigung im Tarifstreit entfernt. Alle Testspiele wurden abgesagt.
Immer mehr Basketball-Stars zieht es daher nach Europa.
Tony Parker wechselt nach Frankreich, die Gasol-Brüder trainieren in Barcelona, und Dirk Nowitzki legt daheim weiter die Beine hoch: Nachdem im Streit um einen neuen Tarifvertrag in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA auch die mit großen Hoffnungen belegten Verhandlungen keine Einigung brachten, sind immer mehr Stars auf dem Sprung. Parker verkündete seinen Wechsel zum französischen Spitzenclub Asvel Villeurbanne-Lyon und folgte damit seinen Nationalmannschaftskollegen Nicolas Batum (Nancy) und Boris Diaw (Bordeaux) in die Heimat.
Die spanischen Europameister Pau und Marc Gasol halten sich bis auf weiteres beim FC Barcelona fit. Nicht auszuschließen, dass auch sie in den kommenden Wochen temporäre Verträge unterschreiben. Wann und ob in dieser Saison überhaupt in der NBA gespielt wird, steht mehr denn je in den Sternen. Nach vier Stunden gingen Teambesitzer und Spielergewerkschaft in New York ohne Ergebnisse wieder auseinander. Kurz danach verkündete NBA-Boss David Stern die Absage aller weiteren Vorbereitungsspiele. Finden beide Seiten bis Montag nicht zueinander, ist auch der geplante Liga-Start am 1. November nicht zu halten.
Nowitzki kommt die Hängepartie durchaus gelegen, hat der NBA-Champion dadurch noch etwas länger Zeit, seinen leeren Akku wieder aufzuladen. „Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, wenn die Liga pünktlich wieder anfängt“, hatte Nowitzkis Mentor Holger Geschwindner unlängst im Scherz gesagt. Doch in der Tat hatte Nowitzki bereits nach der EM in Litauen, bei der er nach nur zweieinhalb Wochen Pause an seine körperlichen Grenzen gestoßen war, auf eine längere Auszeit spekuliert.
Finanziell tun dem Multi-Millionär die ausbleibenden Gehaltszahlungen nicht weh. Die Clubbosse setzen insgeheim aber darauf, dass ein Großteil der Profis unruhig wird, sollten die Schecks weiter ausbleiben. Noch stehen die Spieler aber geschlossen zusammen, wie auch bei den jüngsten Verhandlungen wieder deutlich wurde. Als NBPA-Präsident Derek Fisher die Ergebnisse der Gespräche verkündete, standen Stars wie Kobe Bryant oder Kevin Garnett fest entschlossen neben ihm.
„Durch den Lockout könnte ein Teil, wenn nicht sogar die gesamte Saison gestrichen werden. Aber darauf sind wir vorbereitet“, sagte Fisher. NBA-Boss Stern zeigte sich enttäuscht. „Wir haben nicht die Fortschritte gemacht, die wir uns erhofft hatten und konnten deshalb unsere Verhandlungen nicht fortsetzen“, betonte Stern. Wann der nächste Versuch unternommen werden soll, die Spielzeit zu retten, ist ungewiss.
Seit dem 1. Juli sind die Spieler ausgesperrt. Es ist der erste Lockout seit der Saison 1998/99, die letztlich auf 50 Partien reduziert wurde. Hauptstreitpunkt ist die Aufteilung der jährlichen Gesamteinnahmen von rund 4,3 Milliarden Dollar. Der alte Arbeitsvertrag garantierte den Profis 57 Prozent. In New York bot die NBPA an, ihren Anteil auf 53 Prozent zu reduzieren. Die Eigentümer indes wollen ihnen 47 Prozent zugestehen. Laut Stern sei den Spielern sogar eine 50:50-Aufteilung angeboten worden, diese hätten die Aktiven jedoch abgelehnt. Stern bezifferte den Einnahmeverlust durch die Streichung aller Testspiele auf rund 200 Millionen Dollar.
Die 30 Vereinsbesitzer, von denen 22 in der Vorsaison Verluste machten, fordern unter anderem die Einführung einer festen Gehaltsobergrenze von 45 Millionen Dollar pro Team. Dies würde einen finanziellen Einschnitt von rund 800 Millionen Dollar für die Spieler bedeuten.