Verheißungsvolle Knicks-Saison endet - Anthony trotzig

Indianapolis (dpa) - Mit nacktem Oberkörper saß Carmelo Anthony in der Umkleidekabine, ein Eisbeutel an der angeschlagenen linken Schulter, dicke Kühlpackungen auf den geschundenen Knien.

Linderung für die seelischen Schmerzen war für den Basketball-Star nach dem bitteren Playoff-Aus der New York Knicks bei den Indiana Pacers zunächst hingegen nicht in Sicht. Mit dem 99:106 endete eine verheißungsvolle NBA-Saison für den Traditionsclub bereits im Viertelfinale. „Es ist hart“, sagte Anthony mit leiser Stimme. „Wir alle kannten unser Ziel. Jeder wollte die Championship gewinnen, das war das ultimative Ziel.“

„Der Weg der Knicks durch die Playoffs wird von den Pacers blockiert“, titelte die „New York Times“ und spielte damit auf die entscheidende Szene der Partie an. Fünf Minuten vor Schluss stoppte Pacers-Center Roy Hibbert den dunkenden Anthony mit einem Monster- Block am Ring und brach damit trotz der Zwei-Punkte-Führung der Knicks den Willen der Gäste. „Das hat das Momentum ein klein wenig gedreht in diesem Moment“, gab Anthony zu. „Deshalb zahlen sie mir die großen Scheine“, meinte Hibbert nach seinen 21 Punkten, zwölf Rebounds und fünf Blocks lapidar.

Mit einem anschließenden 16:9-Lauf zum 4:2-Erfolg in der Serie zog Indiana erstmals seit neun Jahren wieder in das Endspiel der Eastern Conference ein und trifft auf Meister Miami Heat. Im Westen kämpfen die San Antonio Spurs und die Memphis Grizzlies um den Sprung in die NBA-Finals.

„Meine Karriere ist noch lange nicht vorbei“, meinte Anthony nach der Defensivlehrstunde durch die Pacers trotzig. „Deshalb bin ich nicht wirklich besorgt. Ich habe noch viel mehr Zeit in dieser Liga.“ Doch auch in seiner zehnten Saison blieb der Flügelspieler erneut den Beweis schuldig, ein Superstar mit Gewinnermentalität zu sein. Achtmal scheiterten seine Mannschaften in der ersten Runde, Titel mit den Knicks oder den Denver Nuggets waren für den zweimaligen Olympiasieger bislang in weiter Ferne.

Nachdem Anthony sich während der regulären Saison als Teamplayer präsentierte, schaltete der 28-Jährige in den Playoffs wieder in den Egomodus. Zwar zeigte er zum Abschluss mit 39 Punkten seine beste Leistung dieser K.o.-Runde, traf aber insgesamt nur schwache 40,6 Prozent seiner knapp 26 Würfe pro Parte und legte blamable 1,6 Assists auf.

„Knicks Knockout beweist, dass Carmelo Anthony es nicht alles alleine richten kann“, urteilten die „New York Daily News“. Co-Star Amar'e Stoudemire kam nach einer Knie-Operation nicht rechtzeitig in Schwung, J.R. Smith machte Schlagzeilen mit Party-Gerüchten, die früheren Dallas-Teamkollegen von Dirk Nowitzki, Tyson Chandler und Jason Kidd, erreichten niemals die Meisterform von 2011. „Wir haben versagt“, fasste Flügelspieler Iman Shumpert die Gefühle im Big Apple treffend zusammen.