Oldenburg feiert Sensationstitel im Pokal
Oldenburg (dpa) - „Mr. Oldenburg“ Rickey Paulding tobte mit dem Pokal im silber-blauen Lamettaregen über das Parkett, Center-Koloss Philipp Neumann standen die Tränen in den Augen.
Die EWE Baskets Oldenburg schockten mit einem starken Schlussspurt die favorisierten Brose Baskets und feierten beim 72:70 (34:34) ihren ersten Triumph im BBL-Pokal. Bei der ausgelassenen Jubelfeier kollabierten am Sonntag während Helene Fischers „Atemlos“ die Lautsprecher der Arena. „Mir ist ein Stein von der Größe ganz Deutschlands vom Herzen gefallen“, schwärmte Basketball-Nationalspieler Neumann. „Meine Gefühle sind gerade irgendwo, aber nicht bei mir.“
Knapp sieben Minuten vor Ende lag Bamberg noch mit acht Punkten vorne, zeigte sich jedoch unkonzentriert und kassierte 13 Punkte hintereinander. Mit der Schlusssirene hatte noch Dawan Robinson die Chance zum Sieg, sein Dreier traf jedoch nur den Ring. „Ein erfahrenes Team wird dieses Spiel niemals verlieren“, sagte Bambergs Trainer Andrea Trinchieri konsterniert. Die Franken verpassten damit ihren vierten Pokalsieg seit 2010.
Wie schon beim 77:71 im Halbfinale gegen die Telekom Baskets Bonn gaben die Oldenburger niemals auf, und wurden von ihren frenetischen Fans zum Sieg getrieben. Nach einer bislang enttäuschenden Saison machte sich damit für den Meister von 2009 bereits die Trennung von Trainer Sebastian Machowski vor drei Wochen bezahlt.
Der neue Coach Mladen Drijencic erhielt noch auf dem Feld von Baskets-Geschäftsführer Hermann Schüller die Job-Garantie für das nächste Jahr. „Der Trainer hat die Mannschaft am Herzen und an der Seele berührt und all das geweckt, was man an Leidenschaft braucht für diesen Sport“, lobte der Macher des Clubs.
Neben Topscorer Casper Ware (13 Punkte) trumpfte auch Neumann für Oldenburg mit zwölf Zählern groß auf, Oldenburgs Kapitän Paulding steuerte acht Punkte bei. Die Niedersachsen erwischten einen perfekten Start, trafen ihre ersten drei Dreipunktewürfe und lagen zwischenzeitlich mit 18:10 vorne. Völlig fassungslos über den leblosen Auftritt brüllte Bambergs Coach Trinchieri in der ersten Auszeit auf Neuzugang Darius Miller ein und verordnete seinem Team höhere defensive Intensität und bessere Arbeit beim Rebound.
Die Standpauke wirkte zunächst. Angeführt vom starken Letten Janis Strelnieks kamen die Franken heran, mit einem krachenden Dunk glich Trevor Mbakwe beim 26:26 erstmals aus. Bis zur Halbzeit entwickelte sich ein hochklassiges Duell auf Augenhöhe.
Auch nach der Pause stellte Oldenburg den Favoriten aber vor einige Probleme. Wie schon bei seiner 22-Punkte-Gala gegen Berlin übernahm langsam US-Guard Bradley Wanamaker zwar das Kommando, erzielte acht Zähler in 90 Sekunden zur 48:46-Führung. Nach dem 64:56 im Schlussviertel brach das Bamberger Spiel aber komplett zusammen.
Beim Bamberger Erzrivalen ALBA war auch nach dem 85:69 gegen die Telekom Baskets Bonn im Spiel um Platz drei der Ärger über die Liga nicht verraucht. Nur 45 Stunden nach dem Euroleague-Aus gegen Maccabi Tel Aviv präsentierte sich der Hauptstadtclub im Halbfinale physisch und mental ausgelaugt. „Wenn man es ernst meint, dass deutsche Teams international erfolgreich sein sollen, muss man was tun“, schimpfte ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi und kritisierte die Ansetzung im frühen Semifinale. „Das muss man seriöser angehen.“