Vor Eurocup-Duell mit Bayern Ulm kämpft gegen die Erwartungen
Ulm (dpa) - Sein schwer verletztes linkes Knie ist unter der Bettdecke versteckt. Trotz allem lächelt Basketball-Profi Tim Ohlbrecht von ratiopharm Ulm ein wenig, selbst im Krankenhaus.
Kurz vor dem Auftakt der Eurocup-Zwischenrunde gegen den FC Bayern München an diesem Mittwoch (20.00 Uhr) wurde der Center operiert. Mit einer makellosen Bilanz in der Bundesliga und dem Weiterkommen auf internationalem Parkett haben die Schwaben zwar eine perfekte Vorrunde absolviert - der Start ins neue Jahr wird derzeit jedoch von Verletzungssorgen getrübt.
Zur genauen Diagnose von Ohlbrecht schweigen die Ulmer; ob er diese Saison noch einmal aufläuft, scheint nicht sicher. Zumal fehlte zuletzt auch noch Per Günther. Der Nationalspieler leidet nach Vereinsangaben an einer Nackenblessur. Günther selbst sagte am Dienstag zu seiner Verletzung nichts. Das Zuschauen falle ihm derzeit „recht schwer“.
„Das ist jetzt natürlich eine Kraftfrage“, antwortete der Spielmacher der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, wie es mit dem Erfolgslauf weitergeht. „Das Wichtigste ist, dass wir jetzt alle gesund bleiben.“ Auf Dauer könne das Team Verletzungen kaum kompensieren, für kurze Zeit wohl schon. Und so baut der Guard auf einen zweiten Sieg über die Bayern binnen neun Tagen.
„Ich denke schon, dass wir als Favorit ins Spiel gehen müssen“, sagte der 28-Jährige. Schließlich tritt der Vizemeister diesmal als Gastgeber an und hat den Konkurrenten gerade erst auswärts besiegt. Am 2. Weihnachtstag setzte sich die Mannschaft von Trainer Thorsten Leibenath 87:79 durch, dabei verletzte sich Ohlbrecht schwer. Es folgte ein 89:65 gegen Göttingen, die beeindruckende Bundesliga-Hinrundenbilanz mit 16 Siegen in 16 Spielen war perfekt. „Das ist sicherlich spektakulär. Das muss man als Sportler auch mal genießen. Auch wenn ich weiß, dass es darauf ankommt, was am Ende dabei herauskommt“, sagte Günther.
Die Verantwortlichen üben sich in Zurückhaltung. „Bei uns sind keine Erwartungen gestiegen“, erklärte Geschäftsführer Thomas Stoll. Sein Ziel: eine optimale Platzierung für den Heimvorteil in den Playoffs. „Aber erst einmal müssen wir uns für die Playoffs qualifizieren“, beschwichtigte Stoll und bezeichnete die Schwaben als „krassen Außenseiter“ in beiden Wettbewerben. Ohlbrecht sei ein „Schlüsselspieler und natürlich individuell nicht ersetzbar“.
In der vergangenen Saison war Bamberg erst im Playoff-Finale zu stark. Ein großer Teil des Ulmer Kaders blieb anschließend zusammen. Ein Erfolgsfaktor, wie Günther meint: „Wir sind eingespielt“, erklärte der 28-Jährige, der wie Leibenath bis 2019 verlängert hat.
Auf die Münchner traf Ulm auch in der vergangenen Saison in der Eurocup-Zwischenrunde. Das Weiterkommen gelang nur damals den Bayern. Neben dem Liga-Rivalen heißen die weiteren Gegner diesmal Chimki Moskau und BC Lietkabelis aus Litauen. Die besten Zwei der Vierergruppe ziehen ins Viertelfinale ein.
In der ersten Runde kamen vier von fünf Mannschaften einer Gruppe weiter. Ein Modus, der bei Günther angesichts des ohnehin stressigen Kalenders Kritik hervorruft. „Das ist natürlich Schwachsinn“, klagte er. „Da wird der Spielplan künstlich aufgebläht.“