Biedermann wartet ab - Nur in Top-Form zur WM
Wuppertal (dpa) - Noch schweigt Paul Biedermann, dafür reden seine Trainer. Nach der mehrwöchigen Trainingspause entschied das sportliche Umfeld gemeinsam mit dem Weltrekordler: Ein Start bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Doha/Katar im Dezember hat nur bei entsprechender Medaillen-Form Sinn.
Heimtrainer Frank Embacher erhofft sich bei den deutschen Meisterschaften in Wuppertal Top-Zeiten deutlich unterhalb der nationalen WM-Normen. So solle Biedermann über 400 Meter Freistil schneller als „3:40, 3:39 Minuten“ und über die halbe Distanz unter 1:42 Minuten schwimmen. „Sonst braucht man da gar nicht anzureisen“, sagte Embacher der Deutschen Presse-Agentur.
Bei den Weltcups in Asien im vergangenen Monat schwamm Biedermann über 200 Meter Freistil 1:44,10 Minuten und liegt damit auf Platz 19 der Jahresbestenliste. Über die doppelte Distanz schlug er in Singapur nach 3:40,43 an, immerhin die achtschnellste Zeit. Zum Vergleich: Bei seinem WM-Titel 2012 in Istanbul war Biedermann fast anderthalb Sekunden schneller, hatte damals aber nicht annähernd die Konkurrenz wie sie in den Emiraten droht.
Die deutsche WM-Norm, gleichbedeutend mit Platz acht der WM 2012, sollte selbst mit Trainingsausfall für Biedermann kein allzu großes Problem sein. Klar ist aber auch: Der zweimalige Olympia-Fünfte und aktuelle Staffel-Europameister auf der Langbahn reist nur nach Doha, wenn er eine Medaillenchance wittert.
Der 28-Jährige selbst will sich nach Auskunft seines Managements erst nach seinen Rennen in der Schwimmoper äußern. Titelverteidiger Biedermann konnte nach Infekt und Schulterproblemen nur die Hälfte seines geplanten Pensums absolvieren, etwa 200 Trainingskilometer fehlen. „Er hat sich untersuchen lassen, auf Vitamin-D-Mangel, auf Nahrungsmittelunverträglichkeit und und und, er hat da wirklich viel gemacht. Im Moment haben wir das Gefühl, dass er relativ stabil ist“, sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz und ist sich mit Embacher einig.
Falls Biedermanns Trainingsrückstand zu groß ist, soll anstelle der Kurzbahn-WM gleich die Langbahn-Saison 2015 mit der WM im Sommer im russischen Kasan in Angriff genommen werden: „Dann ist mit mir abgesprochen, dass er nach der DM nach Halle zurückgeht und sich in einem Trainingslager die nötigen Reserven holt“, sagte Lambertz.
Seine Comeback-Qualitäten hat Biedermann gerade nach gesundheitlichen Rückschlägen schon oft unter Beweis gestellt. Der Wettkampftyp kann im von ihm so gelieben Kampf Mann gegen Mann alles aus sich herausholen. Über die 400 Meter ist er national auf der Kurzbahn seit zehn Jahren ungeschlagen und feierte nach seiner Pause vor einem Jahr mit einer starken Zeit ein gelungenes Comeback. „Wir schauen, wie es in Wuppertal läuft, dann sehen wir weiter“, prophezeite Embacher gewohnt entspannt.
Für Paul Biedermann geht es um eine gute Zeit im Vergleich zur Weltklasse:
200 Meter Freistil (DM-Rennen am Donnerstag)
Deutsche WM-Norm: 1:44,80 Minuten (Finale), 1:45,20 (Vorlauf)
Biedermanns Saisonbestzeit: 1:44,10
Weltjahresbestzeit: 1:41,48 (Danila Isotow/Russland)
400 Meter Freistil (DM-Rennen am Samstag)
Deutsche WM-Norm: 3:42,40 (Finale, keine Vorläufe)
Biedermanns Saisonbestzeit: 3:40,43
Weltjahresbestzeit: 3:37,10 (Sun Yang/China)