Bolt vor Ein-Mann-Show: „Bin bereit“ - Powell raus

Daegu (dpa) - Als Superstar Usain Bolt auf die Bühne sprang, Witzchen machte und ein Ständchen zum Besten gab, war die WM-Show für seinen Erzrivalen Asafa Powell schon vorbei.

Wegen einer hartnäckigen Leistenverletzung musste der Ex-Weltrekordler aus Jamaika seinen 100-Meter-Start bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu überraschend absagen. Den Rückzug seines Landsmanns bestätigte zunächst Sprintkollege Michael Frater vor Journalisten. Wenig später sagte auch Powells Manager Paul Doyle: „Er spürt, dass er einfach nicht mehr 100 Prozent geben kann und die Probleme dann nach jeder Runde wiederkommen. Asafa ist, gelinde gesagt, sehr enttäuscht. Aber er ist noch optimistisch, dass er in der Staffel mitlaufen kann.“

So stand bei dem großen Medienauftritt wieder ein Mann allein im Rampenlicht: Usain Bolt. „Das schnellste Land der Welt“ wählten Sponsoren und Jamaikas Verband JAAA als Motto für die Veranstaltung. Der schnellste Mann der Welt kam zum Schluss, aber dann gab er den Ton an: Wie immer.

„Ich will als einer der besten Athleten aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen. Dafür muss ich die größten Wettkämpfe gewinnen - und viel größer als die Weltmeisterschaften werden sie nicht“, sagte der 25-Jährige Superstar. „Ich will einfach raus auf die Laufbahn, Gold gewinnen und Jamaika auf die vorderen Plätze der Medaillenwertung bringen.“ Rund 400 Journalisten, darunter mehr als 30 TV-Teams, ließen sich in der imposanten Daeduk-Kulturhalle kein Wort entgehen. Polizei und sogar Militär hatten den Veranstaltungsort teilweise abgeschirmt.

Warum Powell nicht wie angekündigt gekommen war, wusste zunächst nicht einmal JAAA-Vizepräsidentin Grace Jackson. „Ich habe noch keine Informationen.“ Unruhe im Saal, Gerüchte machten schnell die Runde. Die alte Verletzung? Aber auch Bolt war ratlos: „Darüber bin ich nicht informiert. Ich habe ihn gestern noch gesehen.“

„Blitz-Bolt“ kann nun den Turbo zünden, nach den Absagen von Tyson Gay (Hüftoperation) und nun auch Powell sind die Chancen des Top-Favoriten auf das erneute Sprint-Triple enorm gestiegen. Dies hatte er bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und ein Jahr später bei der WM in Berlin perfekt gemacht. „Ich habe zweimal bewiesen, dass ich es schaffen kann“, erklärte Bolt und versicherte seinen Fans: „Ich bin bereit, die Titelverteidigung ist sehr wichtig für mich, weil ich eine Legende werden will.“

Mit Druck kann der „Welt-Leichtathlet“ inzwischen gut umgehen. „Für mich ist das okay. Es ist einfach für mich, weil ich das schon vier Jahre lang mache“, erklärte Bolt so unbekümmert, als ob er in Südkorea nur Urlaub macht und die WM erst im nächsten Jahr ansteht. Von Verletzungen ist er verschont geblieben. „Ich bin okay“, versicherte Bolt. Und: „Ich nehme jeden ernst.“

Bolt muss keinen Gegner fürchten. Den Fragen nach seiner Freundin, mit der er angeblich schon seit sechs Jahren zusammen ist, wich er aber geschwind aus: „Das gehört nicht zu einer Weltmeisterschaft.“ Der Fußball gehört aber schon zum Leichtathletik-Leben des Usain Bolt. „Ich würde gern Fußball spielen, wenn ich mit 28 zurücktreten werde und mich Manchester United dann haben will.“ Manu-Fan Bolt grinst. Doch schon am Samstag beginnt für ihn in Daegu im 100-Meter-Vorlauf wieder der Ernst des Lebens.