Abraham wieder WBO-Champion - Stieglitz-Manager sauer
Magdeburg (dpa) - Arthur Abraham und Robert Stieglitz bekämpften sich in ihrer dritten WM-Auflage zwölf Runden lang verbittert und kompromisslos. Dann lag ihr Management im verbalen Clinch. Nach Abrahams Sieg mit 2:1-Richterstimmen war in Magdeburg sogar von „Betrug“ die Rede.
Auch von mangelnder Gastfreundschaft für das Team des neuen Box-Weltmeisters aus Berlin war die Rede. Die große Mehrheit der 7500 Zuschauer in der Getec-Arena, auf der Seite von Lokalmatador Stieglitz, quittierte den Ausgang des oft unfair geführten Fights mit Pfiffen. „Robert wurde um den Sieg betrogen“, schimpfte Stieglitz-Manager Ulf Steinforth. „Das kann man nicht als Niederlage bezeichnen, ich hatte acht Runden für mich“, betonte sein Schützling, seit der Wertung (115:110, 114:111, 112:113 für Abraham) nur noch Ex-Weltmeister.
Das korrekte Urteil in dem Duell um die Supermittelgewichtskrone des Boxverbandes WBO spaltete die Parteien der WM-Kontrahenten in zwei schwer versöhnliche Lager. Auch Abraham, der sich in letzter Zeit nie so durchtrainiert und konzentriert zeigte wie in Magdeburg, war trotz seines Sieges leicht angefressen. „Ich habe für meine Freunde und Familie nur zwei Tickets erhalten“, behauptete der 34-Jährige. Steinforth konterte: „Dieses Gejammere ist ekelhaft. Er fährt hier mit seinem Ferrari vor und kann sich keine Eintrittskarten leisten?“ Promoter Wilfried Sauerland fühlte sich als Gast „noch nie so schlecht behandelt“.
Das Gezeter passte ins Gesamtbild. Stieglitz, der sich den WBO-Titel von Abraham vor knapp einem Jahr durch Technischen K.o. nach drei Runden geholt hatte, wollte mit einem ähnlichen Rezept wieder erfolgreich sein. Doch seinem ungestümen Anrennen fehlte die Effektivität. Er wirkte übermotiviert. Der Herausforderer war cooler, traf härter, klarer und glänzte taktisch geschickt - und wirkungsvoll für die Punktzettel - immer im letzten Drittel der Runden. Und dann kam der „Abrahammer“, wie Kulttrainer Ulli Wegner den entscheidenden Schlag seines Boxers nannte. Stieglitz musste nach einem Kopftreffer kurz vor Ende des Kampfes auf die Bretter. Das war nach vorangegangenen Verwarnungen an die Adresse beider Boxer das I-Tüpfelchen auf dem knappen, aber verdienten Abraham-Sieg.
Mit seinem nicht unbedingt erwarteten Erfolg lieferte Abraham seinem Management auch schlagkräftige Argumente für die laufenden TV-Verhandlungen. Endlich einmal nahm der gebürtige Armenier die Aufgabe richtig ernst. „Ich habe zwei Monate im Trainingslager Kienbaum geackert - so lange wie noch nie. Ich war da abends oft allein - nur die Putzfrauen waren noch da“, berichtete Abraham von seiner Fron. „Aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Ich freue mich, wieder Weltmeister zu sein. Ich kann jetzt wieder ruhig schlafen“, sagte der Sieger, der im Vergleich zu Stieglitz im Gesicht kaum gezeichnet war.
Viel Zeit zum Ausruhen bleibt Abraham nicht. Schon am 31. Mai wartet die erste freiwillige Titelverteidigung auf den Supermittelgewichtler. Gegner und Kampfort sollen in den nächsten 14 Tagen bestimmt werden. In neun Monaten könnte die erste Pflichtverteidigung anstehen. Vielleicht kommt es dann zur vierten Auflage von Abraham gegen Stieglitz. „Ich bin offen“, sagte dazu Abraham-Manager Kalle Sauerland.
Im zweiten WM-Kampf des Abends verteidigte Christina Hammer ihre Mittelgewichtstitel nach Version der WBO und der WBF souverän. Die 23 Jahre alte Dortmunderin bezwang Jessica Balogun aus Aachen in zehn Runden einstimmig nach Punkten und blieb damit auch in ihrem 17. Profikampf ungeschlagen.