Favorit gegen Ekpo Boxer Zeuge verteidigt WM-Titel zum ersten Mal

Potsdam (dpa) - Der Junge aus Berlin-Neukölln ist nach eigener Einschätzung „relativ einfach gestrickt“. Trotzdem taugt der 24 Jahre alte Berufsboxer Tyron Zeuge als glänzendes Aushängeschild für seine Zunft - zumindest in Deutschland.

Foto: dpa

Als Letzter hierzulande trägt er einen Weltmeistergürtel in einem der vier wichtigsten Weltverbände. Der WBA-Champion im Supermittelgewicht setzt seinen Titel am Samstag in der Potsdamer MBS-Arena bei seiner ersten Pflichtverteidigung gegen den zehn Jahre älteren Isaac Ekpo aufs Spiel.

Verlieren ist verboten. „Eine Niederlage wäre eine Katastrophe“, sagte Zeuges Manager Kalle Sauerland mit Blick auf die Geschäftslage in Deutschland und setzte seinen Boxer weiter unter Druck. Allerdings - so Sauerland - sei die „längerfristige“ Kooperation mit dem TV-Partner SAT.1 in keinem Fall tangiert. Egal, wie der Kampf in der mutmaßlich ausverkauften Halle am Luftschiffhafen ausgeht.

Zeuge schiebt die Begleiterscheinungen oder Folgen des Kampfes scheinbar gelassen zur Seite. „Das interessiert mich nicht. Ich habe super trainiert und bin in einer Topform“, erklärte der von Ex-Weltmeister Jürgen Brähmer trainierte Zeuge. Ganz bescheiden, quasi als Weltmeister von nebenan, kommt er rüber. „Ich brauche keinen Ferrari oder Goldketten“, sagt der Neuköllner Junge, der sich nach dem Kampf „auf den ersten Urlaub seit über fünf Jahren“ freut. „Gemeinsam mit meiner Freundin in die Sonne - das wird meine ganz große WM-Belohnung.“

In Bezug auf den Kampf gab sich der muskelbepackte Herausforderer aus Nigeria noch einsilbiger als der ungeschlagene Titelverteidiger. Verbal punkteten für ihn eher seine Betreuer. „Seine größere Erfahrung wird sich auszahlen, es wird sehr schmerzhaft für Zeuge werden“, prophezeite Stacy McKinley, der immerhin als Trainer auch schon Mike Tyson zu seinen Klienten zählen durfte.

„Wir hoffen, vor Ablauf der 12 Runden fertig zu sein. Zeuge kann sich dann als Ex-Weltmeister wieder hinten anstellen“, sagte Theodore Singleton aus dem für Ekpo zuständigen Don-King-Management. Ähnlich wie sein Chef mit der Starkstrom-Frisur schwenkt Singleton ständig kleine Stars-and-Stripes-Fähnchen. Der 85 Jahre alte King wird wegen gesundheitlicher Probleme wohl nicht nach Potsdam kommen.

Brähmer, der wahrscheinlich im Sommer wieder um den Titel im Halbschwergewicht boxen will, schaute sich die kleinen Turbulenzen bei der Präsentation der Boxer in einem Berliner Hotel an der Friedrichstraße ganz in Ruhe an. „Aussehen alleine reicht nicht“, sagte er in Bezug auf die imposanten Muskelberge Ekpos, der 31 seiner 33 Kämpfe gewann, 24 davon durch K.o.

„Tyron hat 150 Sparringsrunden absolviert, und die Sparringspartner hatten am Schluss alle keine Lust mehr. Wir sind in allen Belangen besser und werden den Titel verteidigen“, erklärte Brähmer kühl. Ekpo boxte nur einmal außerhalb Afrikas: Im November 2013 in Leipzig, wo er gegen Robert Stieglitz in einem Titelkampf chancenlos war.