Der Nächste, bitte: Die Klitschkos suchen Gegner
Breslau (dpa) - Erst verhaute Weltmeister Vitali Klitschko den Polen Tomasz Adamek, dann las er ihm die Leviten. „Tomasz gehört nicht ins Schwergewicht. Dafür ist er einfach nicht gut genug“, zürnte WBC-Champion Klitschko in Breslau nach seinem technischen K.o.-Sieg in der zehnten Runde.
Adamek war einst Weltmeister im Halbschwergewicht (79,378 kg) und Cruisergewicht (90,718 kg). Für die Königsklasse aber, so lautete Klitschkos ungeschminktes Urteil, werde es nicht mehr reichen. „Dafür muss man geboren sein.“
Der Weltmeisterschaftskampf zur Eröffnung des nagelneuen Fußball-EM-Stadions in der viertgrößten Stadt Polens war als das Über-Mega-Super-Ereignis, als Polens größtes Einzelsportspektakel seit Jahrzehnten, gar als „Schlacht des 21. Jahrhunderts“ angepriesen worden. 44 500 erwartungsfrohe Zuschauer waren ins Stadion geeilt - an den deutschen TV-Schirmen saßen 9,51 Millionen Interessierte - und wurden Zeuge, wie Vitali Klitschko seinem Herausforderer eine Tracht Prügel verabreichte.
Die Erkenntnis ist nicht neu: Alles, was sich in den Ranglisten der vier großen Boxverbände tummelt, machen die Klitschkos regelmäßig nieder. Das war mit Großmaul David Haye so, der im Juli als Nummer eins der WBA von Vitalis Bruder Wladimir Klitschko vorgeführt wurde. Das war nicht anders mit Samuel Peter, Eddie Chambers, Ruslan Chagaev, Hasim Rahman, Shannon Briggs, Kevin Johnson, Chris Arreola, Juan Carlos Gomez und, und, und ....
In die Liste reihte sich nun die Nummer eins des WBC, der 34-jährige Adamek, ein. Zuvor hatte er nur einen seiner 45 Profi-Kämpfe verloren. Welche Namen die Gegner auch tragen, welche Ranglistennummern sie auch führen - egal. Am Ende siegen immer die Klitschkos.
Der tapfere Pole zeigte wenigstens Herz und griff - anders als Haye - an. Gegen den zwölf Zentimeter größeren und zwölf Kilogramm schwereren Ukrainer war er aber chancenlos. „Vitali ist der bessere Boxer“, gestand der im Gesicht arg verbeulte Adamek kleinlaut. „Ich habe viele Schläge abgekriegt.“ RTL-Co-Kommentator Luan Krasniqi, riet dem Polen, „wieder ins Halbschwer- oder Cruisergewicht zurückkehren“.
Klitschko will demnächst Haye vor die Fäuste bekommen. Grund: „Das ist die Rache des Bruders.“ Weil der Brite einen lädierten Zeh als Ausrede für seine Niederlage gegen Wladimir Klitschko vorgeschoben hatte, will der ältere Bruder jetzt reinen Tisch. „Wenn er bewusstlos am Boden liegt, dann hat er keine Ausrede mehr“, fauchte Klitschko.
Wie lange sich der 40-Jährige den Boxring noch antun will, ließ er offen. „Ich bin nicht mehr der Jüngste, deshalb werde ich nicht mehr lange kämpfen“, bekannte er. In seiner ukrainischen Heimat strebt er als Politiker nach Großem. „Unsere Partei UDAR ist die viertgrößte im Parlament. Ich möchte beweisen, dass ich nicht nur ein erfolgreicher Sportler bin.“ Was sich der promovierte Sportwissenschaftler in den Kopf setzt, hat er bislang immer realisiert. Klitschko: „Früher oder später wird der Traum wahr.“