Powetkin Box-Weltmeister - Klitschko kein Thema

Erfurt (dpa) - Alexander Powetkin heißt der neue Box-Weltmeister der WBA im Schwergewicht, doch mit Wladimir Klitschko steht er noch nicht auf einer Stufe.

Nach dem einstimmigen Punktsieg des Russen Powetkin in Erfurt gegen den Usbeken Ruslan Chagaev (116:112, 117:113, 117:113) hat die World Boxing Association (WBA) eine Doppelspitze in der Königsklasse des Berufsboxens installiert: Klitschko Superweltmeister, Powetkin Weltmeister. „Ein WM-Titel ist ein WM-Titel“, meinte der 31-jährige Powetkin trotzig über die eigenartige Konstellation.

Ausgeglichener als die zuletzt von den Klitschko-Brüdern geradezu nach Belieben dominierten Auseinandersetzungen war der gutklassige Kampf in der Erfurter Messehalle wahrlich. „Ich habe seit Jahren nicht mehr solch Schwergewichtsboxen gesehen“, schmeichelte der 48 Jahre alte Ex-Weltmeister Evander Holyfield, der den Kampf am Ring miterlebte, dem veranstaltenden Sauerland-Team. Der Amerikaner hofft auf ein baldiges Duell mit Powetkin.

Dass sein Boxer stets an dem über ihm thronenden Wladimir Klitschko gemessen wird, passt Powetkin-Trainer Teddy Atlas überhaupt nicht. „Warum müssen Sie immer nach Klitschko fragen?“, rief der Amerikaner genervt. Als sein Schützling zwischendurch ins Straucheln geraten war, holte der in den Pausen geradezu cholerisch agierende Atlas den Motivationsknüppel heraus und erinnerte Powetkin an dessen im vergangenen Jahr gestorbenen Vater. Powetkin: „Das hat geholfen.“

Die Aussicht auf ein Duell zwischen Superweltmeister und Weltmeister ist gering. Das Klitschko-Lager ist ohnehin nicht gut zu sprechen auf den Russen, weil dieser zwei geplante Kämpfe mit Wladimir platzen ließ. Vor Ablauf der Frist im März 2013 passiert laut Klitschko-Manager Bernd Bönte gar nichts. Das Sauerland-Team sieht zudem nicht ein, warum der gerade gewonnene Titel der größten aller Gefahren ausgesetzt werden sollte. Weiteres Öl ins Feuer goss Manager Chris Meyer: „Wir würden so einen Vertrag, wie die Klitschkos ihn präsentieren, nicht akzeptieren. Die sind bekannt für Knebelverträge.“

Am verdienten Erfolg Powetkins, der variabler und explosiver boxte, gab es keinen Zweifel. Zwar hatte Chagaev den Russen in der sechsten Runde mit gewaltigen Einschlägen am Rand einer Niederlage, setzte aber nicht nach. „Der größere Ehrgeiz hat gewonnen. Ruslan hat nicht die Kurve gekriegt, das Maximalste aus sich herauszuholen“, befand Chagaevs Trainer Michael Timm vom Hamburger Universum-Stall zerknirscht. Timm war erst wenige Stunden zuvor in Erfurt eingetroffen. Am Vorabend hatte er seinen Schützling Karoly Balzsay im ukrainischen Donezk zum WM-Titel im Supermittelgewicht geführt.

Als einer, der die Klitschkos beerben will, sucht ein weiterer Sauerland-Boxer das Rampenlicht. Robert Helenius besiegte den weißrussischen Ex-Weltmeister Sergej Liachowitsch durch K.o. in der neunten Runde und bleibt Interkontinentalmeister von WBA und WBO. „Ich kann es noch besser“, meinte der Zwei-Meter-Finne, der zuvor die Ex-Weltmeister Samuel Peter und Lamon Brewster k.o. geschlagen hatte. Sein Trainer Ulli Wegner gab unumwunden zu: „Unser Ziel ist die WM.“ Danach holte Wegner in bekannter Manier aus: „Robert soll der größte Sportler des Jahrtausends in Finnland neben Paavo Nurmi werden“, sagte Wegner mit Blick auf Lauf-Legende Nurmi.