El-Halabi verliert WM-Titel bei Comeback
Neu-Ulm (dpa) - Diese Niederlage war dennoch ein Sieg. Rola El-Halabi hat in der Neu-Ulmer Arena das gewonnen, was sie sich so sehr gewünscht hat: die Rückkehr in den Boxring.
Dass sie den ersten Kampf nach ihren schweren Schussverletzungen vor 21 Monaten gegen Luca Morelli nach Punkten verlor, konnte die 27-Jährige gut verkraften: „Sportlich habe ich heute zwar verloren, aber ich habe so viel dazugewonnen.“
Die Punktrichter werteten den Kampf um die WM-Titel der Weltverbände WIBA, WBF und GBU mit 97:93, 96:95 und 95:95 für Morelli. „Das war ein klasse Kampf. Rola war bis zum Schluss eine sehr gefährliche Gegnerin“, sagte die Deutsch-Italienerin nach zehn spannenden Runden, in denen ihre Fans kaum die Chance hatten, sich hörbar gegen die Anhänger von El-Halabi durchzusetzen.
Schon beim Einmarsch hallte es „Auf geht's Rola, auf geht's“, von den Rängen, während sich die Ulmer Leichtgewichts-Boxerin von einer Kutsche und zwei Pferden in die Arena bringen und ein Feuerwerk abbrennen ließ. Für Gänsehaut bei den 5000 Zuschauern sorgte das von der Ulmer Band Ebeni Records für El-Halali komponierte Lied „Ich hol, was mir zusteht“, das von ihrer Geschichte und ihren Gefühlen erzählt. Die kochten bei der Boxerin unmittelbar vor dem Kampf in der Kabine noch einmal hoch. „Es war die Hölle. Ich wollte so schnell wie möglich in den Ring. Meine Nerven lagen blank.“
Am 1. April 2011 hatte ihr Stiefvater sie in ihrer Kabine wenige Minuten vor den Titelkampf gegen die Bosnierin Irma Adler in die rechte Schlaghand, beide Füße und in das rechte Knie geschossen und die Profi-Boxerin schwer verletzt. Er wollte ihre Karriere zerstören, nachdem sie sich von ihm als Manager und Vater abgewandt hatte. Das ist ihm aber nicht gelungen, obwohl seine Tochter zwei Monate im Rollstuhl saß, neunmal operiert wurde. „Ich bin wieder zurück im Leben, zu hundert Prozent“, sagte El-Halali nach dem Kampf unter Tränen.
Deutlich weniger emotional kommentierte die 27-Jährige die Gründe für die Niederlage, nach der sie ihren WM-Gürtel als bisher amtierende Titelträgerin im Leichtgewicht abgeben musste. „Ich habe einfach zwei bis drei Runden zu lang gebraucht, um meine Distanz zu finden, um einfach in den Kampf zu kommen.“ Dennoch sei sie stolz auf ihre Leistung. „Ich wollte nichts geschenkt haben, sonst hätte ich mir eine drittklassige Boxerin ausgesucht.“
El-Halalis Trainer Jürgen Grabosch zeigte sich durchaus zufrieden mit der Leistung. „Das war ein Kampf auf hohem Niveau. Rola hat für mich mehr als überzeugt. Sie ist wieder da.“ Und deshalb möchte die Ulmerin auch weiter boxen, wie sie ihren Fans lautstark versicherte: „Ich verspreche euch, dass war nicht die letzte Veranstaltung.“