Ex-Weltmeister Abraham nach Turnier-Aus ratlos

Los Angeles (dpa) - Arthur Abraham ist mit seinem Latein am Ende. Der ehemalige Box-Weltmeister hat wieder verloren, jetzt schon zum dritten Mal, und ist raus aus dem Turnier der besten Supermittelgewichtler.

Im Tennisstadion von Carson bei Los Angeles unterlag der 31 Jahre alte Berliner dem WBA-Superchampion Andre Ward aus den USA einstimmig nach Punkten (108:120, 110:118, 111:118). Das Finale des zweijährigen Super-Six-Turniers im Herbst kann er sich nur noch im Fernsehen anschauen. „Es hat irgendwie nicht geklappt“, meinte Abraham ratlos.

Der Brachialboxer kommt mit dem gestandenen Akteuren im Supermittelgewicht einfach nicht zurecht. Gegen Andre Dirrell (USA) hat der gebürtige Armenier verloren, gegen den Briten Carl Froch ist er sang- und klanglos untergegangen und auch gegen Ward kam er nicht zum Zuge. Als er noch im darunter angesiedelten Mittelgewicht IBF-Weltmeister war und die Welt aufhorchen ließ, weil er mit gebrochenem Kiefer seine Gegner vermöbelte, war Abraham das Maß aller Dinge. Jetzt, so scheint es, ist er ein Auslaufmodell.

„Ich will keine große Analyse machen, muss mit mir selbst erst mal fertig werden“, raunzte Trainer Ulli Wegner und bekannte: „Ich will nichts Falsches sagen.“ Nachdem er seinen Schützling, den er seit acht Jahren betreut, im Froch-Kampf sechs Monate zuvor als Feigling provoziert und ihm eine „schändliche Niederlage“ vorgehalten hatte, verkniff sich der 69-Jährige diesmal schonungslose Frontalangriffe.

Mittelgewichts-Champion Sebastian Zbik, der Gast am Ring war, hatte es geahnt. „Abraham sah einmal mehr ziemlich hilflos aus“, sagte der Schweriner, der drei Wochen später selbst in Los Angeles boxt, und beschrieb den feinen Unterschied zu seiner Person: „Ich suche den Erfolg über das Boxen und nicht nur mit Hauen.“

„Ich möchte so nicht aufhören, ich will noch viele Siege einfahren“, sagte Abraham geradezu bettelnd zu Manager Wilfried Sauerland, der ungläubig nickte. Denn der umtriebige Boxer weiß, was die Stunde geschlagen hat und räumte ein: „Mein Manager und Trainer müssen sich zusammensetzen und entscheiden, wie es weitergeht.“ Er selbst hatte vor dem Kampf bekannt, seine Karriere stehe auf dem Spiel.

Allerdings gehen dem Sauerland-Stall die Zugpferde aus. Eine Woche zuvor hatte Sebastian Sylvester seinen WM-Titel im Mittelgewicht verloren. Jetzt ist nur noch Marco Huck Weltmeister bei den Sauerländern. Vielleicht gelingt es dem Abraham-Lager, ein Duell mit WBO-Weltmeister Robert Stieglitz aus Magdeburg einzutüten.

Hoffnungsvoll stimmten nur die ersten drei Runden, in denen Abraham ungewohnt nach vorn marschierte und Ward attackierte. Dann aber brach er seine richtige Taktik in der vierten Runde ab und ließ sich fortan von dem Amerikaner durch den Ring treiben. „Ich hab' gut angefangen, bin dann aber verkrampft.“

Vielleicht, mutmaßen Wegbegleiter, benötigt er psychologische Hilfe. Abraham konterte: „So was brauche ich nicht. Ich bin im Kopf zu stark.“ Daran zweifeln lässt jedoch seine Erklärung, warum er sich hinter der Doppeldeckung verschanzte und kaum noch schlug: „Weil ich ihn vernichten wollte. Ich wollte ihn k.o. schlagen.“