Ex-Weltmeister Abraham will Box-Karriere retten

Los Angeles (dpa) - Profi-Boxer Arthur Abraham schwankt zwischen Neustart und Abschied. Die weitere Ring-Karriere des einstigen Weltmeisters entscheidet sich Sonntagmorgen in Kalifornien.

Dann macht sich der 31 Jahre alte Berliner im Tennisstadion von Carson bei Los Angeles daran, das Halbfinale im Super-Six-Turnier der besten Supermittelgewichtler gegen den amerikanischen WBA-Weltmeister Andre Ward zu gewinnen. Schafft er das nicht, und die Vorzeichen sind nicht gut, steht Abrahams Boxerleben auf dem Kopf. „Meine Karriere und meine Zukunft stehen auf dem Spiel“, verriet er der „Sport Bild“.

Der gebürtige Armenier mit deutschem Pass hat zuletzt zwei schmerzliche Niederlagen kassiert - der jüngste Kurzrundensieg gegen den verletzten Bosnier Stjepan Bozic nicht mitgewertet, weil ein Muster ohne Wert - und dafür reichlich Kritik auch aus dem eigenen Lager geerntet. Trainer Ulli Wegner hatte seinen Schützling beim desolaten Auftritt gegen den Briten Carl Froch gar mit der Beleidigung „Du bis ein Feigling!“ provoziert. Auch das hatte beim bekannt stolzen Boxer nicht geholfen. Abraham war ein Schatten seiner selbst.

„Das Turnier hat für mich gut begonnen, und es wird auch gut enden“, meinte der Ex-Champion im Mittelgewicht in Los Angeles trotzig und kündigte „einen großen Sieg“ an. Was sich wie das einsame Rufen im Wald anhört, hält Box-Experte Jean-Marcel Nartz nicht für ausgeschlossen. „Wenn Arthur im Kopf frei ist, kann er Ward ausknocken“, beteuerte das Präsidiumsmitglied des europäischen Verbandes EBU. Auch WBC-Mittelgewichtsweltmeister Sebastian Zbik, der in Los Angeles am Ring sitzt und wenige Wochen später selbst in der Stadt kämpft, gibt Abraham nicht auf: „Auch wenn für viele Ward der Favorit ist, weiß man, dass bei Arthur immer alles möglich ist.“

Von dem physisch enorm starken Abraham, der zwar technisch limitiert ist, aber am Gegner explodieren und mit Urgewalt seine Rivalen zu Boden strecken kann, war zuletzt nicht viel zu sehen. Was er einst im niedrigeren Mittelgewicht beherrschte, konnte er im 3,6 Kilogramm höheren Supermittelgewicht nicht mehr beweisen. „Ich werde viele Leute überraschen“, meinte er. „Ich werde dieses Turnier gewinnen, dann ist das Thema erledigt.“

Ward ist von den vier Turnier-Halbfinalisten der boxerisch beste. Noch ist der 27-Jährige in 23 Profikämpfen ungeschlagen. In der anderen Vorschlussrunde stehen sich Froch und der Jamaikaner Glen Johnson gegenüber. Was als gute Idee begann, ist längst eine fragwürdige Nummer geworden: Durch Ausfälle und Personalwechsel während des Turniers war kein fairer Ausscheid mehr möglich. So kam es, dass Abraham trotz zwei Niederlagen und nur einem Sieg im Halbfinale steht - eigentlich ein Unding.