Fleißiger Abraham peilt 40. Sieg im Ring an
Berlin (dpa) - Zeit zum Feiern blieb kaum, der Urlaub war kurz. Box-Weltmeister Arthur Abraham steht quasi direkt im Anschluss an die Rückeroberung seines Titels wieder im Ring - und vor dem 40. Profisieg seiner Karriere.
Der 34 Jahre alte Berliner stellt sich am Samstag im heimischen Velodrom dem um ein Jahr älteren Herausforderer Nikola Sjekloca. Über alles andere als einen eindeutigen Erfolg gegen den Montenegriner - wie zuletzt am 1. März gegen Robert Stieglitz - denken Abraham und seine Entourage nicht nach.
Senior-Manager Wilfried Sauerland, dem zum Ende des Jahres der gänzliche Ausstieg des TV-Partner ARD nach 14 Jahren Zusammenarbeit droht, fiel in den vergangenen Tagen zunächst ein Stein vom Herzen: „Arthur hat keine Gewichtsprobleme - das ist für ihn schon der halbe Sieg.“
Auch der strenge Abraham-Trainer Ulli Wegner schien mit seinem Schützling zufrieden, der in der Vergangenheit seine Vorbereitungen nicht selten etwas nachlässig anging. „Arthur wird reifer, er weiß, worauf es ankommt. Wenn er weiter bei der Stange bleibt, kann er noch viel erreichen“, sagte der 72-Jährige über den Eifer des WBO-Weltmeisters in der Sportschule Kienbaum. Abraham, als Jugendlicher Radsport-Amateur, will im Rhythmus bleiben und in diesem Jahr noch zwei weitere Kämpfe absolvieren.
Sein aktueller Gegner Sjekloca hat keinen Kampfrekord zum Fürchten, und kurioserweise verdiente er sich die WM-Chance wohl durch seine erste Niederlage im 26. Fight. In einer WM-Ausscheidung unterlag der Weltranglisten-Zwölfte dem späteren Titelträger Sakio Bika aus Kamerun. Der Kampf habe ihn gelehrt, „in mir schlummert das Potenzial, Weltmeister zu werden“, meinte Sjekloca. Diese Kapazitäten will er in Berlin abrufen. Der Herausforderer, nur achtmal als K.o.-Sieger erfolgreich, findet: „Abraham war ein großer Champion - ich betone: Er war.“
Der schlagstarke Weltmeister hält sich beim üblichen Wortgeklingel dezent zurück. „Die Zeit ohne Titel war traurig, ich bleibe natürlich Weltmeister“, prophezeite Abraham, der so sicher vom Heimsieg ausgeht, dass er schon den nächsten oder übernächsten Titelkampf im Kopf hat.
IBF-Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm könnte ein Kandidat sein - vielleicht sogar im Berliner Olympiastadion. „Technisch wäre das möglich. Aber zunächst müssen Arthur und Sturm am 31. Mai gegen Sam Soliman gewinnen“, sagte Sauerland zu den Zukunftsplänen. Für solch einen Kampf würden verschiedene TV-Anstalten wahrscheinlich Schlange stehen.
Ab 2015 könnte die aus der ARD gespeiste Geldquelle - pro Jahr geschätzte rund 13 Millionen Euro inklusive Produktionskosten - für den Sauerland-Boxstall versiegen. Bis August soll in gemeinsamen Gesprächen geklärt werden, ob es zu geänderten Konditionen weitergeht. Eine Möglichkeit wäre, punktuell nur noch Topkämpfe zu Übertragen. Aber das Hintertürchen zum Weitermachen scheint wohl doch sehr klein. Es seien „natürlich Alternativ-Szenarien“ im Gespräch, meinte dazu Sauerland-Geschäftsführer Frederick Ness. „So oder so - bei uns geht's auf jeden Fall weiter“, sagte Meistertrainer Wegner.