Huck siegt brachial und tönt: „Bin bereit für alles“
Halle/Westfalen (dpa) - Zehn Sekunden roher Gewalt waren für Box-Champion Marco Huck der letzte Kick auf dem Weg in die Königsklasse.
„Ich gehe keiner Herausforderung aus dem Weg. Ich bin bereit für alles, Cruiser- oder Schwergewicht“, tönte der WBO-Weltmeister im zweithöchsten Limit nach seinem Rekordsieg gegen den Italiener Mirko Larghetti in Halle/Westfalen.
Als der Zeitnehmer im Gerry-Weber-Stadion kurz vor Mitternacht das Klopfzeichen für die letzten zehn Sekunden der zwölften und letzten Runde gab, stürmte Huck los und drosch wie von Sinnen auf seinen Gegner ein. Larghetti, bis dahin ein ebenso unbequemer wie tapferer Kontrahent, brach unter dem Dauerfeuer zusammen. Die entscheidenden schweren Kopftreffer schlugen nach dem Schlussgong ein, weshalb der Kampf nicht als K.o.-, sondern als Punktsieg gewertet wurde. Im goldenen Konfettiregen ließ sich „Käpt'n Huck“ trotzdem von den 5200 Zuschauern feiern, schließlich teilt er sich nach dem 38. Sieg im 41. Profikampf nun mit dem Briten Johnny Nelson den Rekord von 13 Titelverteidigungen im Cruisergewicht.
Die Vorstellung war angesichts der Ambitionen zwar solide, aber bis auf das Ende ohne spektakuläre Höhepunkte, weil Huck auch anfällig und zögerlich war. „Ich wollte einen Schönheitspreis gewinnen“, erklärte der Weltmeister, dessen Trainer Ulli Wegner das „Zaudern“ kritisierte. „Aber dann habe ich mir gesagt: Hol mal die Brechstange raus. Und dann gibt es kein Zurück mehr. Wohin ich schlage, wächst kein Gras mehr“, posaunte Huck mit weit aufgerissenen Augen.
Vor allem Promoter Kalle Sauerland drängt es ins Schwergewicht, wo auch das meiste Geld gemacht wird. „Die Möglichkeiten im Cruisergewicht sind begrenzt“, sagte Sauerland, für den offenbar nur noch eine Titelvereinigung gegen Konkurrenz-Weltmeister wie Krzysztof Włodarczyk (WBC) vorstellbar ist. Seit dem Sieg gegen Victor Emilio Ramirez am 28. August 2009 ist Marco Huck nun Weltmeister im Cruiser. Derartig lange bleibt kein ambitionierter Athlet in der Übergangsklasse zum höchsten Limit. Huck habe letzte Zweifel bei seiner umstrittenen Niederlage in der Schwergewichts-WM 2012 gegen Alexander Powetkin ausgeräumt. Da sei er „auf Augenhöhe“ gewesen, so Sauerland. In den USA will man einen Fuß in die Tür bekommen, ein Kampf gegen den dort lebenden Polen Tomasz Adamek sei zum Beispiel vorstellbar.
Während ARD-Experte Henry Maske die Ziele für realistisch hält („Die Einsatzbereitschaft, die Gier nach Erfolg spricht für ihn“), empfiehlt Stallkollege und Weltmeister Arthur Abraham den Verbleib im Cruiser. Ex-Champion Sven Ottke meinte auf seine flapsige Art, dass man über Schwergewicht „nicht zu reden“ brauche: „Er soll im Cruiser bleiben, da kann er noch 100 Kämpfe machen“. Johnny Nelson sprach gar von „Bullshit“ und „Gequatsche“.
Das alles perlte an Huck ab. Er will in Stellung sein, wenn auch Wladimir Klitschko abgetreten ist. Unter dem Eindruck seiner finalen Explosion gegen Larghetti erklärte er dennoch, wie er auch einen Klitschko schlagen könne: „Er bekommt Schwierigkeiten, wenn er unter Druck gerät. Und wenn ich treffe, geht er baden.“