„Unbremsbarer“ Huck lernt Geduld

Halle/Westfalen (dpa) - Boxweltmeister Marco Huck ist auf dem Weg nach oben. Nach ganz oben. Der Cruisergewichtschampion aus Berlin will dahin, wo Wladimir Klitschko sitzt: auf den Thron in der Königsklasse des Boxens, dem Schwergewicht.

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Die Absicht ist nicht neu, wohl aber das Vorgehen. Huck, der früher nassforsch ankündigte, Klitschko umzuhauen, hat seinen Plan geändert. Jetzt will er seine Regentschaft bei den Schwergewichtlern erst nach der Klitschko-Ära antreten. Denn mittlerweile weiß er, an dem Ukrainer kommt er nicht vorbei. „Ich bin der Erbe der Klitschkos“, sagt der 29 Jahre alte WBO-Champion nun. „Wenn die Brüder weg sind, kann ich es schaffen.“

Den einen, Vitali Klitschko, ist Huck bereits los. Der 43 Jahre alte Ex-Champion des Verbands WBC hat als Vollzeit-Bürgermeister von Kiew keine Zeit mehr für professionellen Sport. Ein Comeback im Ring wird es wohl nicht geben. Bruder Wladimir Klitschko ist 38, wird Ende November Vater und denkt über seine weitere Lebensplanung nach. Bevor er aber seinen großen Wunsch nicht verwirklicht hat, auch noch den letzten der vier wichtigen WM-Titel zu besitzen, wird er das Feld nicht räumen.

Huck muss also Geduld haben. Die kann er sich leisten. Denn einige Aufgaben im Cruisergewicht, das bei 90,7 Kilogramm endet, muss der im serbischen Ugao als Muamer Hukic geborene Athlet noch erledigen. Am Samstag in Halle/Westfalen wartet der Italiener Mirko Larghetti auf ihn. Mit dem 31 Jahre alten früheren EU-Meister will sich der Boxer aus dem Berliner Sauerland-Stall nicht lange aufhalten. „Aus Larghetti mach' ich Spaghetti“, tönt Huck deshalb und prophezeit, seinen Gegner „al dente“ zu klopfen. Der Schützling von Trainer Ulli Wegner würde mit der 13. erfolgreichen Titelverteidigung den Cruisergewichts-Weltrekord des Engländers Johnny Nelson einstellen. „Das ist ein Meilenstein. Solche Rekorde sucht man im Sport“, schwärmt Promoter Kalle Sauerland.

In den Monaten darauf wird es diffiziler. Dann soll eine Titelvereinigung im Cruisergewicht gegen den polnischen WBC-Champion Krzysztof Wlodarczyk angestrebt werden, möglichst in den USA. „Das wäre für Marco hilfreich, denn so können wir auf dem amerikanischen Markt Fuß fassen“, sagt Sauerland. Danach soll es in die Königsklasse Schwergewicht gehen. Dort wird Huck zunächst Aufbaukämpfe bestreiten. Seine Premiere im obersten Limit hatte er vor zweieinhalb Jahren. Damals unterlag er Weltmeister Alexander Powetkin knapp.

„Sein Gewicht ist schon Schwergewicht“, verrät Sauerland. Rund 100 Kilo bringt Huck zu Beginn der Trainingsphase auf die Waage, muss dann zehn Kilo abspecken. „Marco muss im Schwergewicht athletisch, explosiv und beweglich bleiben. Deshalb sollten es maximal 105 Kilo sein“, erklärt Sauerland. Klitschko wiegt rund 110 Kilo, ist aber auch elf Zentimeter größer als Huck.

Die Schar der Klitschko-Nachfolger bringt sich in Position: Tyson Fury, Bermane Stiverne, Kubrat Pulew, David Price, Deontay Wilder, Bryant Jennings. „Marco ist Teil dieser Nachwuchsgeneration“, sagt Sauerland. „Er ist unbremsbar. Er lässt sich nicht stoppen.“ Huck, beteuert Sauerland, habe sich verändert. „Marco hört von Kampf zu Kampf mehr auf sein Team. Denn er sieht die Fortschritte.“ Das bestätigt Trainer Wegner und verrät: Früher sei er „schon mal verrückt geworden“, weil Huck immer das Gegenteil von dem machte, was er forderte. Heute könne sich sein Boxer disziplinieren. Er sei „ruhiger und umsichtiger“ geworden. Aber Trainerfuchs Wegner gesteht auch: „Mit seiner Art und Weise kommen nur die wenigsten klar.“