Sturm will Revanche und erneut Weltmeister werden
Oberhausen (dpa) - Niederlage - Unentschieden - Niederlage: Die Bilanz der letzten Kämpfe von Felix Sturm liest sich nicht gerade umwerfend. Trotzdem will es der 37 Jahre alte Berufsboxer noch einmal wissen - und er will Revanche.
Neun Monate nach der Punkt-Niederlage gegen den Putin-Fan Fjodor Tschudinow will Sturm dessen Titel und als erster deutscher Boxer zum fünften Mal Weltmeister werden. In Oberhausen geht es gegen den ungeschlagenen Russen am Samstag um den WBA-Gürtel im Supermittelgewicht. 8000 der 10 000 Tickets seien verkauft, hieß es vom Veranstalter.
Obwohl Sturms letzter Sieg über zwei Jahre zurückliegt, erscheint seine Ausgangslage komfortabel: Auch eine erneute Niederlage muss nicht zwangsläufig das Aus seiner Karriere bedeuten. Denn das große Geldverdienen könnte weitergehen, so lange es zum Beispiel immer noch nicht zu dem lange diskutierten Kampf gegen Arthur Abraham gekommen ist. Der WBO-Weltmeister aus Berlin hat wie Sturm denselben TV-Partner. Der bietet seinen Weltmeistern und Ex-Titelträgern, durchweg reiferen Jahrgangs, eine Art Arbeitsplatzgarantie.
Bei dem seit Jahren diskutierten „Megafight“ müsste es nicht einmal um einen Titel gehen - die Kasse klingelt auch so. Weltmeister Abraham steht am 9. April in Las Vegas gegen den ungeschlagenen Mexikaner Gilberto Ramirez ebenfalls vor einer äußerst schwierigen Aufgabe. „Arthur will den Kampf gegen Sturm unbedingt - vielleicht kommt er noch in diesem Jahr“, sagte Abraham-Manager Kalle Sauerland, der nach eigenen Worten im Sommer mit seinem TV-Partner Sat.1 über eine Option der fruchtbaren Zusammenarbeit bis 2019 verhandeln wird.
Der in 14 Kämpfen ungeschlagene Tschudinow, Sympathisant des umstrittenen russischen Rockerclubs „Nachtwölfe“, ist nicht nur bei den Buchmachern Favorit. „Er gewinnt vorzeitig, Sturm liegt ihm einfach“, prophezeite Jürgen Röwer, der Trainer von Halbschwergewichts-Weltmeister Jürgen Brähmer, einem weiteren Sat.1-Kandidaten.
Diese Einschätzung interessiert den Herausforderer aber nicht besonders. Sturm geht locker in einen der vielleicht wichtigsten Kämpfe seiner Karriere. „In der Zukunft stehen mir alle Türen offen, ich bin sehr entspannt“, sagte der Ex-Weltmeister zu Wochenbeginn und spielte damit vielleicht auf die vielen Variablen an, die sich ihm weiter bieten. Oder er sprach schon vom möglichen Karriereende.
Am liebsten wäre ihm im 48. Kampf (fünf Niederlagen) natürlich der Titel. Er habe die Fehler aus dem ersten Kampf analysiert, sagte Sturm und fühle sich nach einer „sehr guten Vorbereitung“ in Topform. Ein geschwollenes Jochbein dokumentiert, dass er sich im Sparring nicht schont. Der amtierende Titelträger, fast neun Jahre jünger als der Herausforderer, erwartet einen „besseren Sturm als im Mai“. Mit Kampf-Prognosen halten sich beide zurück.
Der gebürtige Bosnier hält sich bei seinem 23. WM-Kampf mindestens ein Hintertürchen für ein Karriereende offen. Mit einer möglichen Niederlage beschäftige er sich nicht, aber „auch bei einem Sieg kann es ein, dass ich aufhöre. Ich lasse alles offen und entscheide mich nach dem Kampf“, sagte Sturm.