WSB-Chef Bittner sperrt Zuschauer aus: „Maß ist voll“
Hanau (dpa) - Der deutsche WSB-Chef Ulrich Bittner hat in der halbprofessionellen Box-Weltliga einen Eklat inszeniert. Beim Viertelfinal-Hinkampf der deutschen Staffel gegen Kasachstan sperrte Bittner die Zuschauer aus.
Mehrere hundert Boxfans standen vor der August-Schärttner-Halle in Hanau, dabei kam es zu Tumulten. Bittner wollte mit seiner Aktion gegen die Führung der World Series of Boxing (WSB) und des Weltverbandes AIBA protestieren. „Das Maß ist nun voll“, sagte er.
Auslöser für Bittners Maßnahme war die Weigerung des WSB, dem Wunsch des Deutschen zu entsprechen und den Halbfinal-Heimkampf auf Mallorca auszutragen. Angeblich, so Bittner, sei daraufhin ein deutscher Fernsehsender von der geplanten Live-Übertragung zurückgetreten. So sei ihm viel Geld verloren gegangen.
Die Kämpfe begannen vor leeren Rängen mit einstündiger Verspätung. Deutschland unterlag dem Vorjahressieger Kasachstan mit 2:3. Der Rückkampf findet am nächsten Samstag in Almaty statt.
„Alles, was Deutschland der WSB Positives beigebracht hat, wird von ihr nicht richtig gewürdigt. Man hat uns überall nur geblockt. An dieser Stelle geht es nicht mehr weiter“, sagte Bittner in einer Rede im Ring. Doch bis auf die Sportler, Betreuer und einige Offizielle war niemand da, der zuhören konnte.
Beobachter spekulieren, dass Bittner seinen Rauswurf provozieren will. Als Franchisenehmer der WSB in Deutschland hat er einen bis 2016 geltenden Vertrag mit dem Weltverband AIBA unterzeichnet. Danach gibt es eine Option auf weitere drei Jahre.
Der 55 Jahre alte Bauunternehmer aus Hanau, der sich im vergangenen Jahr auch für das Präsidentenamt beim Deutschen Olympischen Sportbundes ins Gespräch gebracht hatte, hat im ersten WSB-Jahr keinen Gewinn geschrieben. Er muss Flüge, Unterkunft und Prämien für Boxer und Trainer übernehmen. Die Kosten übersteigen die Einnahmen aus Kartenverkauf und Videorechten im Internet. Er fühle sich „als Melkkuh“ des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) und der WSB missbraucht, sagte Bittner.
„Das ist ungeheuerlich. Er nutzt uns aus. Es ist bedauerlich, dass der Sport Opfer geworden ist“, kritisierte hingegen DBV-Präsident Jürgen Kyas. Der DBV stellt die Boxer und Trainer, ist aber für die Ausrichtung der Veranstaltungen nicht zuständig. „Wir kennen bis heute den Vertrag von Herrn Bittner mit der AIBA nicht“, klagte DBV-Sportdirektor Michael Müller. Ob Bittner den Rückkampf in Kasachstan überhaupt noch finanzieren will, ist unklar. Sollte er das ablehnen, muss die WSB die Kosten übernehmen oder den Rückkampf ausfallen lassen.