Debatte um Hoeneß-Drohung Darf der FC Bayern dem DFB seine Spieler vorenthalten?

München · Joachim Löw wird sich in seiner T-Frage nicht von Uli Hoeneß beeinflussen lassen. Auch eine Drohung des Bayern-Chefs bereitet dem Bundestrainer keine Sorge. Die jüngsten Aussagen von Hoeneß sorgen beim DFB nur noch für Kopfschütteln.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Diese Drohung von Uli Hoeneß macht Joachim Löw keine Angst. In der aufgeregten Debatte um den Stammplatz im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat der scheidende Bayern-Präsident laut der „Sport Bild“ mit einem Boykott der DFB-Elf gedroht, wozu der Rekordmeister allerdings FIFA-Regeln brechen müsste.

Angesprochen auf ein Szenario, dass Manuel Neuer von Marc-André ter Stegen im Tor abgelöst werden könnte, reagierte Hoeneß rigoros. „Bevor das stattfindet, werden wir keine Nationalspieler mehr abstellen“, sagte der 67-Jährige der Sportzeitschrift schon in der vergangenen Woche. Da attackierte er auch Löw und den Deutschen Fußball-Bund für den Umgang mit dem Münchner Kapitän Neuer.

Hoeneß schildert damit ein auf den ersten Blick spektakuläres Szenario. Allerdings müsste der deutsche Rekordmeister bewusst gegen die vom Weltverband FIFA verordnete Abstellungspflicht für Nationalspieler in den Länderspielpausen verstoßen. Rein theoretisch müssten die Bayern im Boykott-Fall alle Spieler krankmelden. Sollten die Atteste einer Überprüfung nicht standhalten, würden bei einer Eskalation des Konflikts Strafen bis hin zu Spielersperren drohen.

Fraglich ist sowieso, ob die Stars überhaupt mitmachen würden. Die sportlichen Erfolge im Nationalteam sind den aktuellen Leistungsträgern Neuer, Niklas Süle, Serge Gnabry, Leon Goretzka und Joshua Kimmich persönlich wichtig. Dazu geht es um Ansehen und Marktwert.

Dass der Wert der Spieler gerade durch Auswahleinsätze gesteigert werden, betont auch der Verband gerne. Der DFB wollte sich am Mittwoch nicht zu den nächsten Hoeneß-Aussagen äußern. Diese sollen beim Verband aber mit Unverständnis und Kopfschütteln aufgenommen worden sein.

Von den zwei wichtigsten Protagonisten gab es auch nichts Neues. Ter Stegen, der gerne mehr spielen würde, sah beim 2:1 des FC Barcelona über den FC Villarreal am Dienstagabend beim 1:2-Gegentreffer nicht gut aus. Die Debatte befeuerte er danach nicht weiter. Konkurrent Neuer hatte das von ihm selbst mit angefachte Thema schon in der vergangenen Woche zweimal für beendet erklärt. Hoeneß ließ am Wochenende verlauten, also drei Tage nach der Boykott-Drohung, dass sein „Bedarf erst mal wieder für eine Zeit lang gedeckt“ sei.

Die Kontroverse wird Bundestrainer Löw und seine zwei Weltklasse-Keeper auch in der nahenden Länderspielphase begleiten. Am 9. Oktober im Freundschaftsspiel gegen Argentinien und am 13. Oktober in der EM-Qualifikation in Estland gibt es die nächsten Chancen für ter Stegen, der in diesem Jahr nur eine Halbzeit im Nationalteam ran durfte. Löw kündigte schon an, dass er sich von der Debatte „nicht beeinflussen“ lassen werde. „Das lässt mich völlig entspannt in die Zukunft blicken“, sagte der 59-Jährige, der Neuer selbst in dessen langen Verletzungspause immer wieder gestärkt hatte.

In der übernächsten Länderspielpause der Bundesliga, genauer am 15. November, scheidet Hoeneß aus dem Präsidentenamt aus. Der Vereinspatron des FC Bayern ließ mit den erneut heftigen Aussagen in der Auseinandersetzung nicht nur aufhorchen. Er sorgte auch abseits vom DFB für Erstaunen, denn ein Boykott ist praktisch nicht durchsetzbar. Auch sein kürzlich geäußerter Wunsch, die Bundesliga durchspielen zu lassen und Länderspiele im Januar auszutragen, ist derzeit illusorisch. Die Länderspieltermine sind bis 2024 im Spielkalender des Weltverbands FIFA festgeschrieben - das im übrigen mit der Einverständnis aller Ligen.

(dpa)