DEB-Präsident Reindl: Mein Plan ist alternativlos

Der neue Präsident will den finanziellen Kollaps des Verbandes verhindern. Jetzt setzt er auch seine Gegner unter Druck.

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Am Wochenende geht es für das deutsche Eishockey um die Zukunft. Die Alternativen, die DEB-Präsident Franz Reindl angesichts der Finanzkrise des Deutschen Eishockey-Bundes aufzeigt, sind eindeutig: Entweder die Mitglieder folgen am Sonntag seinen Sanierungsstrategien bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in München, oder dem Verband droht ab 2018 der finanzielle Kollaps. Reindl will von den DEB-Mitgliedern finanzielle Unterstützung in Form einer Einmalzahlung, um die dringendsten Probleme zu beheben. „Wir brauchen eine Sonderumlage der Mitglieder. Da muss jeder wissen, was er für einen Beitrag leisten kann. Dann haben wir erstmal wieder klar Schiff, sind wieder auf null“, forderte Reindl.

Der neue Präsident und Nachfolger des umstrittenen Uwe Harnos will aber mehr. Das strukturell im Haushalt befindliche jährliche Minus in Höhe von rund 250 000 Euro aus der Harnos-Ära will Reindl nicht akzeptieren. Mehr noch: Er will das auch sportlich in der Krise steckende Eishockey nach vorne bringen. Bis 2026 — so die Vision von Reindl und seinen Mitstreitern Berthold Wipfler (Finanzen), Daniel Hopp (Profiligen) und Marc Hindelang (Landesverbände) — soll Deutschland bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen um Medaillen spielen können. Zuletzt wurde das Nationalteam unter Bundestrainer Pat Cortina bei der WM in Minsk nur 14. Für Olympia in Sotschi waren die deutschen Männer erstmals überhaupt nicht qualifiziert.

„Wir brauchen qualifizierte Trainer, wir brauchen Talentförderung vor Ort — das alles kostet mehr“, meinte der Ex-Nationalspieler. „Finanziell ist die Lage ernst, aber keinesfalls hoffnungslos“, betonte Reindl. Von der Insolvenz bedroht ist der DEB (noch) nicht. Wipfler bezifferte den Bedarf an jährlichen Mehreinnahmen in der „Sportbild“ auf „600 000 Euro“. Die Zahlen, die schon das alte Präsidium im Sommer einräumte, sind mies: Der Gewinn der Heim-WM 2010 ist längst aufgebraucht. Seit 2011 machte der Verband jährlich ein Minus zwischen 168 000 und 659 000 Euro. Auch 2014 werden wieder 233 000 Euro Miese erwartet. Inzwischen ist gar der Verbandssitz in München beliehen, um notwendige Kredite bei den Banken abzusichern.

Um den Verband neben der Mitglieder-Einmalzahlung langfristig finanziell besser aufzustellen, sollen die Proficlubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der zweiten Liga (DEL II) stimmberechtigte DEB-Mitglieder werden und Beiträge zahlen. Zudem schwebt dem Präsidium eine jährliche Lizenzgebühr für Spieler, Trainer und Schiedsrichter in Höhe von einem Euro monatlich vor. „Solch ein Beitrag ist in anderen Sportarten längst Usus“, meinte Reindl. Allerdings müssen die Mitglieder der Finanzreform zustimmen, eine Satzungsänderung hinsichtlich der Wiederaufnahme der Proficlubs wäre ohnehin erst frühestens ab 2015 möglich. „Wir haben keine anderen Möglichkeiten. Das ist doch alternativlos“, sagte Reindl an die Adresse der Mitglieder. Ob die ihm allerdings folgen, ist offen.

Unter den Landesverbänden gibt es Fürsten wie den NRW-Vorsitzenden Wolfgang Sorge, der als alter Harnos-Gefolgsmann längst ein Reindl-Widersacher ist. Eine Zahlungsverpflichtung des DEB in Höhe von 300 000 Euro plus Zinsen trieb Sorge ungeachtet der dortigen Finanzsituation unnachgiebig ein. „Wir haben verhandelt über eine Stundung, über Verzicht auf Zinsen, über eine Teilstundung — aber das wurde alles abgelehnt“, berichtete Reindl, der das Geld dann mittels Sponsoren auftrieb, „um Vollstreckungsmaßnahmen zu entgehen“.