Werder-Manager Eichin wehrt sich und hofft auf Skripnik
Bremen (dpa) - Wer Thomas Eichin eine Frage stellt, sollte etwas Zeit mitbringen. Knappe Antworten sind nicht das Ding des Managers von Fußball-Bundesligist Werder Bremen.
Ein Beispiel: „Wie erklären Sie sich die sportliche Krise?“, wurde der 48-Jährige jüngst häufiger von Journalisten gefragt. „Ach, wissen Sie“, war oft der Beginn einer ausführlichen Reaktion. In Verlegenheit lässt sich der Sportchef des Tabellenletzten der Bundesliga so schnell nicht bringen. Dabei steht er wegen seiner getätigten Spielerverpflichtungen schon länger in der Kritik.
„Es gibt bei Werder keine Ein-Mann-Show Thomas Eichin“, betonte der gebürtige Freiburger in einem Interview mit dem „Kicker“. Doch die Freistellung von Trainer Robin Dutt rückt ihn mehr denn je in den Fokus. Schließlich war er es, der maßgeblich dazu beigetragen hatte, Dutt zu verpflichten. Und Eichin-Transfers wie Ludovic Obraniak, Luca Caldirola oder Izet Hajrovic haben unter Neu-Coach Viktor Skripnik die wohl letzte Chance, um zu beweisen, dass sie es besser können als bisher.
„Thomas Eichin hat keinen Schaden genommen. Er war und ist kein Thema und ich werde nicht zulassen, dass wir den Trainer entlassen und dann das nächste Fass aufmachen“, sagte der neue Aufsichtsratsboss Marco Bode. Intern wird laut Bode nicht über den ehemaligen Eishockey-Manager diskutiert. Er habe auch nichts anderes erwartet, sagte Eichin in seinem gewohnt selbstbewussten Stil. Soll er für die schwerste sportliche Krise seit dem Erstliga-Abstieg 1980 etwa der Alleinverantwortliche sein?
„Wir haben gemeinsam die Transferpolitik gestaltet. Wir stehen alle im Verein hinter den Entscheidungen, die wir gemeinsam treffen“, sagte er. Die Kooperation mit Italiens Spitzenclub Juventus Turin, die Eichin Ende 2013 einging, brachte dem norddeutschen Traditionsclub bisher ebenfalls keinerlei Nutzen in Form von hochtalentierten Spielern.
Der stets elegant gekleidete Ex-Profi ächzt seit seinem Amtsantritt im Frühjahr 2013 unter den Altlasten seines Vorgängers Klaus Allofs. Der hatte sich in den letzten Jahren seiner Bremer Amtszeit mit mehreren Spielertransfers verzockt. Eichins Job war es von Anfang an, aus wenig Geld möglichst viel zu machen - was bisher noch nicht gelang. „Wir haben in den vergangenen Jahren auf dem Transfermarkt, auch im Übergang von der Champions League, einige Fehler gemacht. Das muss besser werden“, sagt Bode.
Skripnik könnte Eichin nun aus der Bredouille helfen. Das deutete sich schon beim 2:0-Sieg am Dienstag beim Chemnitzer FC an. Erstmals standen die drei Neuzugänge Fin Bartels, Alejandro Galvez und Hajrovic gemeinsam in der Startelf. Sogar der von Dutt ausgebootete Obraniak erhielt seine ersten Pflichtspiel-Minuten der Saison. „Ich bin sehr froh, so einen Spieler zu haben. Er macht einen guten Eindruck“, sagte Skripnik vor der richtungsweisenden Partie am Samstag (15.30 Uhr) beim FSV Mainz 05. Eichin dürfte das freuen.