Der FC Bayern verneigt sich - Harting im Reformmodus
Baden-Baden (dpa) - Die Rekord-Bayern lassen als „Mannschaft des Jahres“ noch mal ihren Triple-Coach a.D. Jupp Heynckes hochleben. „Sportler des Jahres“ Robert Harting will seine Strukturreform vorantreiben - und die strahlende „Sportlerin des Jahres“ Christina Obergföll bekommt einen Haussegen.
Auf der Gala zu den „Sportlern des Jahres“ in Baden-Baden hat sich die Branche zum Jahresende nochmals selbst gefeiert. Der Anlass bot erneut genug Spielraum für Lobhudeleien, aber auch brisante Themen wie der Verzicht von Bundespräsident Joachim Gauck auf eine Reise nach Sotschi oder die teils mangelnde Unterstützung von Sportlern kamen auf den Tisch.
Während der FC Bayern München bei der Club-WM in Marokko seinen fünften Titel in diesem Jahr ansteuert, nahmen die verletzten Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber sowie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge die Weihen für das Triple entgegen. „Wir haben das große Glück, dass wir eine unglaubliche Mannschaft haben“, lobte der Vorstandschef.
Vor allem die Verbeugung vor dem Baumeister des Erfolgs durfte nicht fehlen. „Wir sind ihm ewig dankbar“, sagte Rummenigge in Richtung des in den Ruhestand getretenen früheren Trainers Jupp Heynckes. „Er wird immer Mittelpunkt in der Geschichte des FC Bayern sein.“ 113 Jahre hatte der deutsche Fußball-Rekordchampion schließlich auf den Erfolg aus Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal warten müssen.
Die Wartezeit für Schweinsteiger soll hingegen bald ein Ende haben. Der Mittelfeldspieler bekräftigte, nach seiner Operation am Sprunggelenk zum Rückrundenstart im Januar wieder dabei sein zu wollen. So schnell wird Badstuber nicht wieder fit. Viermal ist der Verteidiger mittlerweile am rechten Knie operiert worden, da will sich der 24-Jährige weiter nicht unter Druck setzen. „Ich schaue von Tag zu Tag, von Woche zu Woche“, beteuerte Badstuber, dessen Rückkehr auf den Rasen noch Monate brauchen wird.
Bis zu seinem Saisonbeginn wird sich auch Harting gedulden müssen. Nach der Wiederholung seines Vorjahreserfolgs - erstmals seit dem früheren Tennisstar Boris Becker 1990 konnte damit ein Athlet seine Ehrung verteidigen - richtete der Diskus-Weltmeister den Blick sofort schnurstracks auf die kommenden Ziele. „Ich werde versuchen, Deutschland zu reformieren, sportlicherseits“, betonte der 29-Jährige, der passenderweise mit der „Sportlerin des Jahres“ Obergföll und deren Mann Boris Henry an einem Tisch saß.
Die Auszeichnung gebe ihm „sehr, sehr viel Selbstvertrauen“, sagte Harting weiter. „Der Preis bestätigt mich, gegen Ungerechtes zu kämpfen.“ Dazu zählt er die teils unzureichende Förderung von Sportlern. Und dazu will Harting am Dienstag den Lizenzantrag zur geplanten Sportlotterie einreichen. Wie es danach weitergeht? Abwarten.
Mit kritischen Tönen hielt sich der Zeitsoldat nicht zurück. Den Verzicht von Bundespräsident Joachim Gauck auf eine Reise zu Olympia nach Sotschi sieht er kritisch. Die Absage sei „halt auch ein Zeichen“, erklärte Harting und führte als Beispiel die Besuche von Kanzlerin Angela Merkel bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an, wodurch der Öffentlichkeit vermittelt werde, welche Veranstaltung angeblich wichtig sei. „Das ist das falsche Signal“, bewertete Harting nun Gaucks Verzicht.
Obergföll genoss den für die gesamte Leichtathletik-Szene so erfolgreichen Abend in vollen Zügen. Kulinarisch war bei Garnelentatar, gebratener Rinderlende und Maracujasorbet auch einiges geboten. Aber vor allem die Auszeichnung im Kurhaus rührte die Speerwurf-Weltmeisterin aus Offenburg. „Das ist mehr als ein Sahnehäubchen, eher ein Kaviarhäubchen“, meinte Obergföll ergriffen. „Es hört irgendwie nicht mehr auf.“
Erst der lange ersehnte WM-Erfolg, dann die Hochzeit, dann noch der Umzug ins neue Haus. „Das Jahr 2013 war unser beider größtes Geschenk“, sprach Obergföll für ihren Mann sowie sich und bekam eine Wasserwaage mit einem Segensspruch für das neue Heim geschenkt. Auf die Frage, wie denn die Ehe nun so funktioniere, antwortete sie lächelnd: „Es läuft.“