Deutsche Trainer warnen vor Leistungseinbrüchen

Berlin (dpa) - Die Klagen sind weder neu noch haben sie an Brisanz eingebüßt. Viele der 500 000 im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) beschäftigten Trainer sind hochgradig unzufrieden mit den vorhandenen Strukturen.

Die rund 2500 hauptamtlich beschäftigten Bundestrainer unter ihnen machen jetzt mobil und warnen langfristig vor einem Leistungseinbruch an der Spitze, wenn sich vor allem im Nachwuchsbereich nichts Grundlegendes ändert. „Die Misere beginnt im Kindergarten und in der Grundschule“, sagte Beate Ludewig, die Jugend-Bundestrainerin des Deutschen Schwimmverbandes.

„Ein guter Trainer ist der Schlüssel zum Erfolg“, erklärte Hockey-Bundestrainer Markus Weise in Berlin als Mitglied der neunköpfigen Kommission, die sich auf der Bundestrainer-Konferenz Anfang Oktober in Düsseldorf gegründet hatte. Beate Ludewig fordert für Belastungen von 50 bis 70 Wochenstunden für die Trainer „eine adäquate Bezahlung in der Höhe von Lehrergehältern“.

Die am Freitag in Berlin vorgestellte Kampagne „Mehr Sport für Deutschland - mehr Trainer für Deutschland“ soll die Probleme ins Bewusstsein auch der Politik rücken. Die Aktion soll im Einvernehmen mit dem DOSB stattfinden, der am Freitag allerdings keinen Vertreter in die Hauptstadt entsandt hatte. Termine hätten das Kommen des Sportdirektors Bernhard Schwank verhindert, hieß es. „Das ist keine Initiative gegen den DOSB“, meinte Dirk Schimmelpfennig, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes.

Nur der Fußball steht strukturell vergleichsweise gut da: In den vergangenen zehn Jahren wurde die Anzahl der Trainer auf rund 500 verzehnfacht, berichtete U15-Coach Frank Engel. Es gebe 46 Leistungszentren bei den Bundes-, Zweit- und Drittligisten. Weise regte die Erhebung einer „Transfersteuer“ an, womit der „reiche“ Fußball bedürftigere Sparten nach Spielerwechseln unterstützen könnte.

Mit Zahlen für den Bedarf gingen die Kommissionsmitglieder am Freitag am Rande des German Open im Tischtennis in der Max-Schmeling-Halle zurückhaltend um. „Im deutschen Schwimmverband fehlen 100 Nachwuchstrainer“, erklärte Beate Ludewig. Weise machte eine andere Rechnung auf: „Mit 200 000 Euro mehr wären wir glücklich“. Ludewig forderte College-Trainer für Schulen nach USA-Vorbild, damit sich nicht „Erdkundelehrerinnen“ als Sportübungsleiter versuchen müssten.

Die diskutierte Zahl von 38 Millionen Euro als Mehrbedarf für den gesamten Sport nannte Schimmelpfennig nicht „belastbar“, weil die tatsächliche Bedarfsanalyse noch nicht abgeschlossen sei.

Die Dichte an Übungsleitern im Vergleich zu anderen führenden Sportnationen lässt Deutschland schlecht aussehen. Hier sind knapp 2500 hauptamtliche Trainer beschäftigt - in den USA 217 000, in Großbritannien 36 500 und in Australien 28 000.