DLV-Chef Prokop und NADA fordern Nennung von Namen
München (dpa) - Nach dem Wirbel um die Studie zum Doping in der Bundesrepublik hat Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), die Nennung konkreter Namen gefordert.
„Es müssen Ross und Reiter genannt werden“, verlangte Prokop bei einer Pressekonferenz in München und mahnte die Veröffentlichung der bisher zurückgehaltenen Langfassung der Studie an. Nur so könne auch der nun aufgekommene „Generalverdacht“ gegen bundesdeutsche Athleten ausgeräumt werden.
Bei der Studie handele es sich um ein „sehr erschreckendes Dokument“, betonte der Leichtathletik-Präsident. Er hoffe jedoch, dass dieses bewirke, dass nun auch „die letzten Zweifler in Sport und Politik“ zum Umdenken bewegt werden könnten. „Jetzt ist die Zeit zum Handeln gekommen.“ Ziel müssten „ganz klar strafrechtliche Regelungen“ sein, betonte Prokop. „Es geht um die Glaubwürdigkeit des Sports und der Sportler.“
Auch der der Vorstand der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), Lars Mortsiefer, wünscht sich die Namensnennung der beteiligten Ärzte und Betreuer. „Um ein Gesamtbild zu zeichnen, muss ich sicherlich auch die gesamte Möglichkeit haben, alles zu bewerten“ sagte er in Stuttgart am Rande des Betrugsprozesses gegen Radprofi Stefan Schumacher. Er schränkte aber ein: „Das ist eine historische Aufarbeitung, deshalb muss man sich das genau anschauen, was man machen kann und machen darf, rechtlich.“
Die NADA habe die Studie unterstützt. „Wir begrüßen die Studie ausdrücklich, denn sie zeigt ja, dass man sich mit der Aufarbeitung dieser wichtigen Thematik beschäftigt“ sagte Mortsiefer. Zu den Ergebnissen der Untersuchung wollte er sich nicht äußern. „Um inhaltlich zur Studie Stellung zu nehmen, muss man sie erst mal komplett gelesen haben, denke ich“, meinte der promovierte Rechtswissenschaftler.
Bayerns Justizministerin Beate Merk bekräftigte bei der Pressekonferenz ihre Forderung nach einem umfassenden Anti-Doping-Gesetz. „Wir müssen handeln, aufdecken, nicht länger zudecken“, forderte die CSU-Politikerin. Die Sportverbände müssten zur Kenntnis nehmen, dass sie die Probleme alleine nicht bewältigen könnten. „Systematisch aufklären, systematisch strafen kann der Sport nicht.“ Es sei an der Zeit, „endlich ein Doping-Strafrecht zu schaffen, das seinen Namen verdient“, betonte Merk.
Zudem forderte Prokop eine längere Verjährungsfrist bei Dopingvergehen. Es sei ein Unding, dass die Verjährungsfrist nur acht Jahre betrage, sagte Prokop im Bayerischen Rundfunk. „Eine der Forderungen muss sein: Wir müssen diese kurze Frist von acht Jahren deutlich verlängern.“ Betrüger könnten sich dann nie sicher sein, dass ihre zweifelhaften Erfolge Bestand haben.
Er sei überrascht, dass schon seit Ende der 40er-Jahre nicht nur in der Leichtathletik, sondern auch im Fußball, im Rudern und anderen Sportarten gedopt worden sein soll. „Was mich schockiert hat, war, dass offenkundig mit staatlichen Geldern geforscht wurde. Und dass offenkundig, viele Verantwortliche im Sport Bescheid wussten.“