Don Jupp will auf den Gipfel
Der Gladbacher und Bayern-Coach Jupp Heynckes will am Dienstag den Grundstein für den Gewinn der Champions League legen.
Mönchengladbach. Jupp Heynckes (67), Cheftrainer des FC Bayern München mit Wurzeln am Niederrhein, steht am Dienstagabend vor einer ganz besonderen Herausforderung: Nachdem die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga souverän gewonnen wurde und der Finaleinzug im DFB-Pokal routinemäßig erledigt worden ist, will er dem Gewinn der Champions League mit dem deutschen Rekordmeister einen Schritt näher kommen.
Im ersten Halbfinalduell mit dem FC Barcelona will der gebürtige Mönchengladbacher die Grundlage schaffen, um den Gipfel des europäischen Fußballs zu besteigen.
Weltklub trifft Weltklub. Der Schweizer Nationaltrainer und zweimalige Champions League-Sieger (mit Dortmund und Bayern) Ottmar Hitzfeld traut seinem Kollegen den großen Coup zu. „Heynckes hat die Mannschaft total im Griff“, sagt Hitzfeld, „Jupp ist der Baumeister des Erfolgs. Es dürfte schwer werden, in dessen Fußstapfen zu treten, auch für jemanden wie Pep Guardiola.“
Guardiola, Heynckes’ katalanischer Nachfolger, kommt im Sommer. Vorher aber will der Bayern-Coach seine Lebensleistung krönen und sein Werk vollenden, das durch die prägende Begegnung mit der Trainerlegende Hennes Weisweiler im April 1964 seinen Anfang nahm. Unter dessen Obhut startete Jupp Heynckes als junger und eminent willensstarker Stürmer bei Borussia Mönchengladbach seine große Karriere. Heynckes: „Ich war besessen von meinen Träumen.“ Heynckes wollte Fußballprofi werden, Nationalspieler und Trainer und dabei so viele Titel holen wie möglich.
Seine Träume haben sich nach 49 Jahren und mehr als 1500 Pflichtspielen wahrlich erfüllt. Doch nach dem Schock im Finale der Champions-League vor einem Jahr gegen den FC Chelsea in der heimischen Arena bleibt noch eine Rechnung offen: es fehlt der höchste Titel im europäischen Fußball mit dem FC Bayern.
Eine Trophäe, die der 67-Jährige 1998 mit Real Madrid bereits in den Himmel gehalten hat. „Das war überwältigend“, erinnert sich Jupp Heynckes.
Egal, ob ihm dieses Husarenstück gelingt oder nicht — was kommt danach? Noch hat man nicht das Gefühl, dass die Zeit reif ist für einen nahtlosen Übergang ins beschauliche Privatleben auf seinem alten Bauernhof in Schwalmtal vor den Toren Mönchengladbachs, der „Casa de los Gatos“ (Haus der Katzen).
„Ich werde nach dem Saisonfinale meine Pläne bekanntgeben“, sagt Heynckes. Bayern-Präsident Uli Hoeneß bestätigt: „Nach der Saison setzen wir uns zusammen und diskutieren, wie es weiter geht. Jetzt soll sich Jupp ganz auf Barcelona konzentrieren.“
Vielleicht reizt ihn ja noch einmal ein Landeswechsel. Dass er ein Faible für die iberische Halbinsel hat und das mediterrane Flair liebt, hat „Don Jupp“ nach acht Jahren erfolgreicher Trainertätigkeit in Bilbao, Lissabon, auf Teneriffa und bei Real Madrid nie verhehlt: „Der Süden hat eine andere Lebenskultur, und die vermisse ich hin und wieder sehr.“
Andererseits hat ihn der Fußball, der ewige Rhythmus des Spielbetriebs jung gehalten. „Egal was passiert, ohne Jupp Heynckes wird in der Trainerlandschaft eine große Persönlichkeit fehlen“, sagt Gladbach-Coach Lucien Favre.