Wegen Einstellung zur Reform DOSB-Chef Hörmann kritisiert Bundestrainer
Stuttgart (dpa) - DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat die Bundestrainer der olympischen Sportarten für die seiner Meinung nach fehlenden Auseinandersetzung mit der geplanten Leistungssportreform kritisiert.
„Was mich beunruhigt ist, dass viele in einer relativen Oberflächlichkeit über die Reform diskutieren und nur wenige das Papier wirklich gelesen haben“, sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes am Schlusstag der Bundestrainer-Konferenz in Stuttgart. Er vermisse bei vielen „die Präzision, die Bereitschaft neu zu handeln und zu denken“ um ein neues Konzept zu einem Erfolg werden zu lassen.
Nach einer spontanen Abstimmung sagte Hörmann mit Blick auf das Ergebnis: „Dreiviertel der hier Anwesenden (...) hat sich bis heute nicht mit dem Konzept beschäftigt. Zumindest nicht im tieferen Sinne.“ Weniger als 20 der mehr als 100 anwesenden Personen im Raum hatten nach der zuvor von Hörmann gestellten Frage nach einer mindestens drei Stunden dauernden Debatte in ihren Fachverbänden die Hand gehoben.
Hörmann betonte, dass sich die Förderung nicht nur und ausschließlich auf Disziplinen mit Medaillenaussichten beschränken werde. „Die deutsche Sportkultur war, ist und muss eine breite bleiben. Eine Reduzierung auf wenige Sportarten war, ist und kann nicht das Ziel sein“, sagte der 56-Jährige. Beispielsweise die Gewichtheber fürchten um die Unterstützung, weil sie in einem von Doping verseuchten Umfeld international fast keine Chance auf Podestplätze haben.
Die Leistungssportreform soll die Konkurrenzfähigkeit im Weltsport erhöhen und für mehr Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sorgen. Im Mittelpunkt der Reform steht der neue Schlüssel zur Verteilung der Fördermittel nach einer Potenzialanalyse. Streitpunkte sind auch die geplante Reduzierung der Bundesstützpunkte von rund 200 auf etwa 160 sowie der Zahl der Olympiastützpunkte.
Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Thomas Kurschilgen, thematisierte die kurzen Laufzeiten der Trainerverträge. „Wenn diese unsäglichen Kettenverträge im Vier-Jahres-Ryhthmus auch rechtlich bedenklich sind, warum schaffen wir sie dann nicht einfach ab?“, fragte Kurschilgen bei der abschließenden Podiumsdiskussion.
Für bislang nicht erfolgte Vertragsverlängerungen hatte auch der Vertreter des Bundesinnenministeriums kein Verständnis. „Es ist mir wirklich völlig schleierhaft, warum man von den Trainern, von denen man überzeugt ist, die Verträge nicht schon längst verlängert hat“, sagte Gerhard Böhm, der Leiter der Abteilung Sport im Ministerium. 93 Prozent der Finanzierung seien gesichert. Da müsse man nicht überall auf eine Entscheidung warten.