Duisburger Zebras vor dem Aussterben

Zweitligist MSV Duisburg bangt um seine Existenz. Eine Analyse über den Niedergang eines Traditionsvereins.

Duisburg. In diesen Tagen spürt der MSV Duisburg die Unterstützung des gesamten Ruhrgebiets. Der finanziell schwer angeschlagene Verein bangt um seine Zugehörigkeit zur 2. Fußball-Bundesliga. Vor wenigen Tagen zogen mehr als 5 000 Menschen durch Duisburgs Straßen und demonstrierten gegen die Lizenzverweigerung durch die Deutsche Fußball Liga (DFL). Nicht nur MSV-Fans waren dabei. Auch die Anhänger anderer Ruhrpott-Vereine schlossen sich dem Zug an. Ihr Credo: Bloß nicht das nächste Aus eines Traditionsvereins.

Doch es sieht nicht gut aus für den Vizemeister der Bundesliga-Saison 1963/64. Der MSV wird Anfang nächster Woche beim Ständigen Schiedsgericht Einspruch gegen die Lizenzverweigerung einreichen. Das bestätigte Vereinssprecher Martin Haltermann unserer Zeitung. Die Chancen des MSV auf Erfolg sind nur schwer zu taxieren. Dem Vernehmen nach sind die Aussichten auf eine Lizenz im zweiten Anlauf nur gering. Duisburgs Anwalt Horst Kletke sagte, er sei „weder optimistisch noch pessimistisch“.

Der Verein selbst setzt sich längst mit Plänen für den Fall auseinander, dass die Entscheidung der DFL bestätigt wird. „Wir arbeiten an einem Plan B“, sagte Clubvorstand Udo Kirmse.

Wie dieser Plan B aussieht, ist allerdings unklar. Die Verantwortlichen dürften vor allem das Stadion im Blick haben. Mit mehr als vier Millionen Euro Miete ist die Arena einer der Hauptgründe für die finanziellen Schwierigkeiten des MSV. Die Stadt Duisburg hat Überlegungen angestellt, dem Club zu helfen, womöglich mit einer neuen Stadiongesellschaft. „Es gibt Gespräche“, bestätigte Frank Kopatschek, Sprecher der Stadt Duisburg, lediglich.

Eine solche Gesellschaft könnte den Zebras den Neuanfang in der 3. Liga ermöglichen. Stadt und Land wären in der Lage die finanziellen Ausfälle einer Insolvenz zumindest abfedern. Gelingt das nicht, müssen die Steuerzahler für millionenhohe Bürgschaften gerade stehen.

Die finanziellen Probleme des Vereins sind hausgemacht. Bereits vor zwei Jahren stand der Club am Angrund, rettete sich allein mit Einnahmen von knapp fünf Millionen Euro aus dem DFB-Pokal. Der MSV unterlag im Finale Schalke mit 0:5. Für die Fans der Duisburger sind die Schuldigen ausgemacht: Geschäftsführer Ronald Kentsch und Ex-Präsident Walter Hellmich.

Der millionenschwere Bauunternehmer Hellmich unterstützte den Club auch nach seinem Abgang 2010 immer wieder mit Finanzspritzen. Hellmich hatte aber auch den letztlich fatalen Bau der Arena vorangetrieben und mit seiner eigenen Firma errichtet.

Ruhe ist in die Führungsetage des MSV seit Helmichs Rückzug dennoch nicht eingekehrt. Ständige Wechsel im Vorstand und Aufsichtsrat sprechen für verkrustete Machtstrukturen und wenig Gestaltungsmöglichkeiten für die Handelnden. Selbst wenn Duisburg im kommenden Jahr in Liga zwei spielen dürfte: Es müsste sich fast alles ändern, damit der Verein gesunden kann.