DEB erlebt 0:10-Debakel: „Bier trinken, Kopf freikriegen“

Prag (dpa) - Nach dem historischen 0:10-Debakel gegen Kanadas Weltstars kam der Befehl zum Frusttrinken von DEB-Routinier Christoph Ullmann. „Bier trinken, Kopf freikriegen“, befand der enttäuschte Mannheimer Stürmer in Prag nach der höchsten deutschen WM-Niederlage gegen Kanada seit 48 Jahren.

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1967 in Wien hieß es am Ende gar 1:13. Viel fehlte dazu nicht mehr. „Wir haben vergessen zu kämpfen“, meinte Eishockey-Bundestrainer Pat Cortina, der die peinliche Abfuhr zuvor meist mit versteinerter Miene von der Bande aus mit angesehen hatte: „Manchmal kann man einfach nichts mehr tun.“ Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ergab sich nach dem 0:2 durch Weltstar Sidney Crosby und Taylor Hall binnen 23 Sekunden in der 9. Minute kampf- und emotionslos ihrem Schicksal.

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„Danach haben wir Muffensausen bekommen“, bekannte Kapitän Michael Wolf. In nur 60 Minuten verspielte das deutsche Team die gute Stimmung vom enorm wichtigen 2:1-WM-Auftaktsieg am Samstag gegen Frankreich. „Nach so einem Ergebnis überwiegt nichts Positives mehr“, bekannte auch Wolf. „Gut ist gar nichts mehr gewesen“, sagte auch Tobias Rieder aus Arizona, für den es ein bitteres Wiedersehen mit den NHL-Stars vom 24-maligen Weltmeister gab.

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Die weiteren Tore für die NHL-Stars besorgten Edmontons Taylor Hall (9./23./40.), Cody Eakin aus Dallas (17./20.), Floridas Aaron Ekblad (25.), Philadelphias Claude Giroux (28.), Tyler Ennis aus Buffalo (36.) und Colorados Matt Duchene (43.) per Penalty.

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Noch am Abend zuvor war der Jubel groß gewesen, als Patrick Reimer 59 Sekunden vor dem Ende den erlösenden 2:1-Siegtreffer erzielt hatte. Durch den späten Siegtreffer sicherte sich die durch 22 WM-Absagen stark geschwächte DEB-Auswahl gleich zu Beginn gegen einen vermeintlichen Gegner auf Augenhöhe drei wichtige Punkte.

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Gegen Kanadas Superstars bekam das deutsche Team dagegen brutal vorgeführt, wie eiskalt jeder kleinere Fehler auf demTop-Niveau ausgenutzt wird. Bis zur Führung des Titelfavoriten spielte Deutschland forsch mit und hatte sogar durch Mannheims Kai Hospelt die erste Chance nach wenigen Sekunden. Im Gegensatz zu Kanada nutzte das DEB-Team seine Chancen aber selbst in Überzahl nicht. Hinzu kamen etliche individuelle Fehler. „Da sieht man mal, was auf Kufen alles möglich ist“ meinte der nachnominierte Patrick Köppchen.

Vor Crosbys 1:0 spielte der Ingolstädter Colorados Ryan O'Reilly den Puck in den Schläger. Beim zweiten kanadischen Tor nur kurz darauf zeigte der am Samstag gegen Frankreich noch überragende Dennis Endras eine seiner wenigen Schwächen. Überraschend hatte Cortina dem Mannheimer Meistergoalie nur 24 Stunden nach dem Auftaktmatch erneut das Vertrauen geschenkt. Üblich ist, dass wegen der hohen Belastung speziell für Torhüter bei zwei Spielen binnen 24 Stunden auch zwei verschiedene Goalies zum Einsatz kommen.

Nach dem 0:6 zu Beginn des zweiten Drittels ließ sich Endras dann entnervt auswechseln, Kölns Danny aus den Birken musste die weiteren Treffer über sich ergehen lassen. Eigentlich tat Kanada nicht mehr als nötig, wurde vom DEB-Team aber zum Toreschießen eingeladen. Kanadas drittes Tor legte Björn Krupp, Sohn des früheren Bundestrainers Uwe Krupp, dem Torschützen Eakin mit einem Fehler auf. Beim 0:4 patzte Moritz Müller. Erst die weiteren Treffer resultierte aus Einzelleistungen der kanadischen Ausnahmekünstler.

Nun hat Cortina erst einmal einen Tag Pause. Nächstes deutsches Spiel ist am Dienstag gegen die Schweiz. „Wir werden das jetzt einfach vergessen“, meinte Rieder. Ob an der Bar oder anderswo, sagte er nicht.