Düsseldorfer EG Brehmstraße und Dome — die zwei Wohnzimmer

Im altehrwürdigen Eistempel im Zooviertel wuchs Daniel Kreutzer auf, absolvierte dort sein erstes Profispiel und reifte zum Kapitän seiner DEG. 2006 musste auch er Abschied nehmen. Die Rot-Gelben zogen in den Dome um, der zu seinem zweiten sportlichen Zuhause wurde.

Gegner die mit schlotternden Knien anreisten, kampierende Fans vor den Vorverkaufsstellen oder auch vor dem Stadion, Toilettenanlagen auf Nachkriegsniveau und Eiseskälte in den Wintermonaten. „Das war halt so — und das hat doch auch niemanden gestört. Die Brehmstraße ist absoluter Kult. Jedes Heimspiel ein absolutes Highlight, pickepackevolle Hütte, sensationelle Stimmung, etwas Besseres gab es damals in Deutschland nicht“, sagt Daniel Kreutzer mit versonnenem Gesichtsausdruck. „Da bin ich ja praktisch reingeboren worden. Habe schon als Kind davon geträumt, einmal in der ersten Mannschaft vor so vielen Fans in diesem Stadion auf dem Eis zu stehen.“

Die ganz besondere Stimmung wird er nie vergessen: „Das war schon Wahnsinn, wie unsere Fans uns da lautstark unterstützt haben. Das hat die Mannschaft immer gepusht. Und jeder, der hierher kam, wusste: Das wird verdammt schwer, in Düsseldorf zu gewinnen. Das Kuriose ist, dass sich trotzdem auch alle Spieler, die hierher kommen mussten, irgendwie darauf gefreut haben, diese Kulisse erleben zu dürfen.“

Deshalb war es für den langjährigen rot-gelben Kapitän auch nie eine Frage, wo sein Abschiedsspiel stattfinden würde: „Natürlich an der Brehmstraße. Diese Frage hat sich für mich eigentlich nie gestellt. Sie wird immer einen großen Platz in meinem Herzen haben.“ Sicherlich auch, weil er die Kultstätte nicht nur mit Eishockey verbindet. Kreutzer: „Meine Eltern haben hier die Stadion-Gastronomie geführt. Ich war eigentlich immer an der Brehmstraße. Sie ist so etwas wie ein Zuhause für mich. Schule, bei meinen Eltern mittags essen, dann ab aufs Eis. Das war das Programm. Und falls es nicht aufs Eis ging, haben wir eben auf der Straße gespielt.“

Jedoch nicht nur für ihn, sondern auch für die Anhänger war die legendäre Spielstätte der Düsseldorfer EG mehr als nur der Ort, wo ihre Lieblingsmannschaft Eishockey spielt. „Ein Heimspiel war ja mehr als das. Viele Fans waren schon sehr früh hier, haben Bier getrunken und ihren Spaß gehabt. Und hinterher haben sie zusammen gefeiert, egal wie das Spiel ausgegangen war. Manche sind später sogar noch in die Altstadt. So waren die Fans auch untereinander immer sehr verbunden. Das ist eine Fankultur gewesen, wie es sie heute so gar nicht mehr gibt.“

Nun sagt Daniel Kreutzer praktisch zum zweiten Mal „auf Wiedersehen Brehmstraße“ und erinnert sich: „Das letzte Play-off-Finalspiel gegen Berlin, da hatten wir eigentlich in dieser personellen Situation gar keine Chance mehr, aber unsere Fans haben trotzdem das ganze Spiel gesungen — Gänsehaut pur!“

Das war 2006, anschließend stand der Wechsel in den Rather Dome an. „Es war vielleicht ein Fehler im Nachgang, diesen Umzug fast wie einen Trauermarsch zu gestalten. So hatte der Dome einen ganz schlechten Start“, erinnert sich Daniel. „Natürlich haben diese alten Stadien immer ihren ganz speziellen Reiz. Aber mal ganz ehrlich: Wer will denn heute noch unbedingt frieren, wenn er sich ein Spiel ansieht?“ Überhaupt sei die Multifunktionsarena in Rath viel besser als ihr Ruf: „Eigentlich ist der Dome ein richtig gutes Stadion. Man kann gut sehen, die Kabinen sind gut. Es ist jetzt das Zuhause der DEG. So muss man das sehen und auch annehmen.“

Und irgendwie kann sich Kreutzer auch einen kleinen Appell an die Anhänger nicht verkneifen: „Ich habe es ja selbst erlebt. Der Dome kann auch richtig geil sein. Wenn die Hütte voll ist und die Fans richtig Bock haben. Von der Aufteilung im Stadion her wäre es allerdings sicher besser gewesen, wenn die Stehplatz-Fans alle zusammen stehen würden. Dann wäre es mit den Gesängen viel leichter.“

Mittlerweile gibt es noch einen weiteren Schritt nach vorne: Die Straßenbahn-Anbindung ist endlich da. Kreutzer hofft: „Das hat den Vorteil, dass die Fans vielleicht wieder länger zusammen bleiben und sich eine neue Kultur bildet. Das wird spannend.“

Die Hoffnung auf eine positive Zukunft in Rath. Doch steigt nun erst einmal sein letzter großer Auftritt mit Kufen an den Füßen und Schläger in der Hand — selbstverständlich im Kulttempel. In dem es noch einmal so richtig voll wird.