DEL-Topscorer unkt: „Irgendwann mal deutscher Meister“
Düsseldorf (dpa) - In einem der größten Momente seiner Karriere wollte beim neuen DEL-Topscorer Daniel Kreutzer kein überschwänglicher Jubel aufkommen.
Beim 4:5 nach Penaltyschießen der Düsseldorfer EG gegen Augsburg setzte die DEG-Ikone mit dem 786. Scorer-Punkt seiner Karriere einen Meilenstein in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga. Fast alle um Kreutzer herum schienen wie außer Rand und Band. Nach seinem Tor zum 4:4 regnete es Konfetti, die DEG-Fans sorgten für eine spontane Choreographie und das komplette Team fuhr aufs Eis, um Kreutzer zu würdigen. Der Stürmer selbst aber blieb gefasst und wirkte irgendwie nachdenklich.
„Klar wäre das noch zu toppen: Wenn ich irgendwann noch mal deutscher Meister werde“, erläuterte der 36 Jahre alte Ex-Nationalspieler, nachdem er den nicht mehr als Profi aktiven Robert Hock als besten DEL-Scorer abgelöst hatte. Die Sehnsucht nach dem ersten Meistertitel seiner bislang 19-jährigen Karriere treibt Kreutzer um.
Der nur 1,76 Meter große Kämpfer kann auf eine beeindruckende Laufbahn blicken: Im Oktober durchbrach der WM-Vierte von 2010 als erst dritter Profi die Marke von 1000 DEL-Spielen. Mit den noch aktiven Michael Wolf (München) und Patrick Reimer (Nürnberg) liefert er sich ein Rennen um die Krone als bester DEL-Torschütze. Als DEL-Topscorer aber ist weit und breit kein noch aktiver Widersacher in Reichweite. Nur Meister war der Düsseldorfer, der sein erstes von bislang 264 DEL-Toren vor fast 20 Jahren als 17-Jähriger unter Trainer Hans Zach schoss, noch nie. Das nagt am ehrgeizigen Sportler.
„Es ist auf jeden Fall ein Ziel von mir, so lange ich die Karriere noch nicht beendet habe. Und das werde ich auch nicht aus den Augen verlieren“, sagte Kreutzer einmal: „Die Hoffnung lebt, dass es in meinen letzten Jahren noch irgendwie klappt“. Mit der DEG, versteht sich: „Eishockey und die DEG sind mein Leben“.
Kreutzer hätte es einfacher haben und nicht 15 Profi-Jahre bei seinem Heimatclub bleiben können. Der DEG-Kapitän hatte das Pech, erst nach der letzten Glanzzeit des achtmaligen Meisters Profi zu werden. Sein zwölf Jahre älterer Bruder und jetziger Trainer, Christof, feierte in den 1990er Jahren fünf Titel, obwohl er weniger Talent hatte.
Die Liebe zur DEG wurde Kreutzer im wahrsten Sinne des Wortes mit in die Wiege gelegt. „Als Daniel geboren wurde, ist er nicht zuerst zu mir ins Krankenhaus gefahren, nein, nein. Er musste erst zur DEG und seinen Sohn anmelden. Daniel ist DEG-Mitglied von der ersten Stunde an“, berichtete Kreutzers Mutter Uschi einmal von ihrem 2013 gestorbenen Mann Peter. An der ehemaligen DEG-Heimstätte, der Brehmstraße, betrieben die Kreutzers lange eine Gaststätte.
Insgesamt 28 Jahre steht Kreutzer nun für seinen Club auf dem Eis. Er blieb auch, als die DEG zwischen 2012 und 2014 finanziell und angeschlagen Letzter der DEL weit weg war von einem weiteren Titel.
In dieser Saison sah es bislang so aus, als könnte sich die nicht mehr alltägliche Vereinstreue lohnen. Bruder Christof machte die DEG in seinem zweiten Jahr als Chefcoach endgültig wieder zum Spitzenteam. Die Playoffs und damit die Chance auf den neunten Vereinstitel sind dem aktuellen Tabellen-Vierten kaum noch zu nehmen. Doch scheint dem durch Verletzungen gebeutelten Traditionsclub kurz vor der wichtigsten Saisonphase die Puste auszugehen. Das 4:5 gegen Augsburg war die dritte Pleite nacheinander.
„Wichtig ist, dass wir unter die Top Sechs kommen. Alles weitere ist scheißegal“, sagte Daniel Kreutzer nach der Pleite etwas trotzig. Der Traum vom ersten Titel lebt weiter - bei beiden Kreutzers. „Das wäre unvorstellbar schön, der absolute Traum. Sonst gebe ich ihm aber auch gerne eine von meinen fünf Meisterschaften ab“, sagte DEG-Coach Christof Kreutzer bereits. Und Daniel würde wahrscheinlich sogar seine DEL-Bestmarke eintauschen.