Ex-Serienmeister DEG zurück an DEL-Spitze: „Die Gejagten“
Düsseldorf (dpa) - An den DEL-Spitzenplatz muss sich DEG-Trainer Christof Kreutzer ein wenig gewöhnen.
„Es ist schon etwas anderes, als Tabellenführer in ein Spiel zu gehen“, bekannte der 48-Jährige nach dem umkämpften 2:1 gegen die Straubing Tigers. „Wir sind jetzt nicht mehr die Jäger, sondern die Gejagten, aber wir nehmen diese Rolle an.“
„Diese Rolle“ hat die Düsseldorfer EG in der Deutschen Eishockey Liga dank einer imposanten Erfolgsserie und eines Ausrutscher der Eisbären Berlin am Tag vor Silvester inne. Und sie geht auch als Spitzenreiter einer derzeit wie selten zuvor ausgeglichenen und spannenden DEL in die Spitzenpartie am Dienstag gegen Iserlohn. Einen Punkt liegt Düsseldorf (63) vor Berlin und drei Zähler vor Iserlohn.
„Wir treten als Team auf und spielen als Team“, meinte Kreutzer zum Erfolgsgeheimnis. „Wir sind außerdem sehr ausgeglichen besetzt, alle unsere Sturmreihen können ein Spiel entscheiden.“ Der frühere Profi, in den 1990er Jahren fünfmal Meister mit dem Club, hat den Siegeswillen offenbar nachhaltig zurückgebracht.
Bereits im vergangenen Jahr war der achtmalige deutsche Meister unter Kreutzer das Überraschungsteam schlechthin und kam völlig unerwartet bis ins Playoff-Halbfinale. Noch in der Sommerpause unkte man selbst in der DEL-Zentrale, dass solch ein Höhenflug wohl kaum zu wiederholen sei. Weit gefehlt. Die DEG wirkt in dieser Saison sogar noch stabiler und gefährlicher. Ein echtes Spitzenteam eben.
Noch vor zwei Jahren war dies unverstellbar. Nach dem Ausstieg des Großinvestors 2012 kämpfte der Club ums finanzielle Überleben. Die Mannschaft war nicht mehr wettbewerbsfähig. Zwei Spielzeiten lang wurde der frühere Serienmeister abgeschlagen Letzter. Mit Ex-Profi Kreutzer, dem Bruder der Club-Ikone Daniel Kreutzer, als Trainer wurde sportlich vieles anders. Die Arbeit Kreutzers hinter der Bande wird in der Szene so sehr geschätzt, dass der neue Bundestrainer Marco Sturm ihn als Assistenten auch zum Nationalteam holte.
Der DEG-Trainer ist inzwischen auch im Umgang mit Misserfolg erfahren. Der Saisonstart des Tabellenführers war alles andere als gelungen. Noch Ende November lag Düsseldorf nur auf Rang neun und hatte die schlechteste Torausbeute aller 14 Clubs. Mit einem 6:3 im prestigeträchtigen Derby bei den Kölner Haien begann jedoch eine beispiellose Erfolgsserie. Der Sieg gegen Straubing zum Auftakt des neuen Jahres war der 12. Erfolg aus den vergangenen 13 Partien.
Den Niederbayern reichte am Samstag selbst das „beste Auswärtsspiel in dieser Saison“, wie es Tigers-Coach Larry Mitchell formulierte, nicht. Drayson Bowman (25. Minute) und Manuel Strodel (26.) sicherten den Gastgebern mit einem Doppelschlag binnen 50 Sekunden den Erfolg.
Die Mannschaft steht für Kreutzer im Fokus. Als „wichtigen Faktor“ hebt er aber Torhüter Mathias Niederberger hervor. Der 23-Jährige kehrte vor der Saison auf Leihbasis von den Eisbären zurück zu seinem Heimatverein und zählt zu den Top-Goalies der Liga. Sein Vorgänger Tyler Beskorowany, in der Vorsaison Protagonist des DEG-Aufschwungs, wird nach dem Abschied im Sommer kaum noch vermisst.
Vorbei scheinen fürs erste auch die Zeiten, in der das schwierige Düsseldorfer Sportpublikum die zeitweilig abgestürzte DEG mied. Gar 9132 Zuschauer sahen die Partie gegen Straubing, zu der allerdings auch einige Hundert mit einem Sonderzug aus Niederbayern angereist waren. „Es hat sehr großen Spaß gemacht, als Tabellenführer vor dieser tollen Kulisse aufs Eis zu gehen“, sagte Torschütze Strodel. Im Schnitt kommen bislang wieder 7400 Zuschauer zu den Spielen der DEG. 2013 und 2014 waren es noch kaum mehr als 5000 gewesen.