Düsseldorfer EG Tim Conboy lässt keine Widerworte zu
Der eisenharte Verteidiger steht für die Kampfkraft des Tabellenführers. Die Düsseldorfer EG erzielt gegen stark spielende Straubinger einen glücklichen 2:1-Erfolg.
Düsseldorf. Nach Spielen der Düsseldorfer EG kann es im Kabinengang des Rather Domes hektisch werden. Das mag angesichts der Erfolge nicht überraschen. Nach zwölf Siegen aus 13 Spielen steht die große wie alte DEG an der Spitze der Deutschen Eishockey Liga und begrüßt selbst gegen eher unspektakuläre Gegner wie die Straubing Tigers mehr als 9000 Zuschauer. Der wahre Grund für die Aufregung sind aber die vielen Kinder der älteren Spieler, die vor der Saison zu den Rot-Gelben wechselten. Die können es kaum erwarten, ihre abgesägten Schläger zu nehmen und eine rasante Partie Streethockey in den Katakomben zu spielen. Da fliegen auch gern mal die Fäuste.
Ungünstig wird es nur, wenn Tim Conboy in der Nähe ist und ein Interview gibt. Der 33 Jahre alte US-Amerikaner ist nicht nur bei Mit- sowie Gegenspielern eine furchteinflößende Instanz, auch als Pädagoge machte er sich am Samstag einen Namen. Conboy sprach gerade gut gelaunt über das 2:1 gegen Straubing sowie die generelle Verfassung seiner Mannschaft, da wurde ihm das Treiben der Kleinen zu bunt. „Hey“, rief er unmissverständlich, „wenn ich noch mal jemanden von euch kämpfen sehe, müsst ihr gegen mich kämpfen.“ Übrig blieben sechs Kinder mit Augen so groß wie in japanischen Manga-Comics. Und es war dann auch Ruhe.
Es ist diese Eigenschaft Conboys, die sie bei der DEG lieben. Für Ruhe sorgen, die Hektik rausnehmen, Selbstvertrauen und Kompromisslosigkeit ausstrahlen. Daniel Kreutzer mag das „C“ auf der Brust haben, aber der emotionale Anführer heißt Tim Conboy. Keiner verkörpert die aktuelle DEG so sehr wie der robuste Abwehrchef.
Zwar stehen die Düsseldorfer nach fünf teilweise ganz düsteren Jahren zurecht wieder an der DEL-Spitze. Aber sie tun es nicht, weil sie die Gegner Abend für Abend auseinandernehmen und spielerisch demontieren. Ihre Zutaten heißen Härte, Disziplin, Kompaktheit, überragende Torhüter und (mittlerweile) gute Chancenverwertung. Selbst gegen den Tabellenzwölften aus Straubing sahen die Fans keine Gala, sondern einen hart erkämpften, zuweilen auch glücklichen Sieg. 20:37 lautete das Schussverhältnis am Ende. Zwei Mal trafen die Gäste den Pfosten. Lediglich im zweiten Drittel, als Drayson Bowman und Manuel Strodel binnen 50 Sekunden für die 2:0-Führung sorgten, war die DEG überlegen. Ansonsten war kein Tabellenunterschied zu erkennen. Und nachdem Martin Hinterstocker den Vorsprung zu Beginn des Schlussabschnitts halbiert hatte, spielte nur noch eine Mannschaft.
„Wir sind zum ersten Mal Tabellenführer, auch wenn wir viele erfahrene Spieler haben, war das für viele neu“, sagte Trainer Christof Kreutzer, der sich zwar dazu hinreißen ließ, sein Team als „Spitzenmannschaft“ zu bezeichnen, der die Favoritenrolle auf den Titel aber vehement abstritt. Es gehe weiterhin nur darum, die Play-offs zu erreichen. Tim Conboy sah das ein wenig anders: „Nach der starken Vorsaison waren unsere Ziele schon sehr tief angesetzt. Wir wollen in die Top-6 und die Pre-Play-offs umgehen. Jetzt sind wir Erster, und es wäre schön, die Liga dort zu beenden.“ Widerworte sind nicht zu erwarten.