Gross: Was einmal war, spielt im Play-off keine Rolle mehr

Wolfsburgs Trainer ist der dienstälteste der DEL. Er freut sich schon sehr auf das Viertelfinale gegen die DEG.

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Düsseldorf. Seit acht Jahren ist Pavel Gross als Trainer bei den Grizzlys Wolfsburg tätig. Zunächst war der gebürtige Tscheche Assistent, ab der Saison 2010/11 dann Chef. Gross gilt als akribischer Arbeiter, der viel von seinen Spielern verlangt. Vor dem Play-off-Viertelfinale gegen die Düsseldorfer EG stand uns der 47-Jährige zu einem Gespräch zur Verfügung.

Herr Gross, wie fühlen Sie sich als Trainer-Dino der Deutschen Eishockey-Liga?

Pavel Gross: Oh, mit 47 sehe ich mich nicht als Dino. Ich stehe nach wie vor sehr gerne auf dem Eis. Die Arbeit dort macht mir Spaß und ich möchte weiter von Trainer-Kollegen sowie meinen Spielern lernen.

Finale 2011, viermal Halbfinale und zweimal Viertelfinale — seit Sie bei den Grizzlys arbeiten, hat der Verein Erfolg. Was ist ihr Rezept?

Gross: Wir haben einfach jedes Jahr eine gute und charakterstarke Mannschaft. Die Spieler kommen Tag für Tag gerne zum Training, und sie leben die Einstellung der Stadt. Wir sind alle harte Arbeiter.

Und das vierte Halbfinale in Folge ist ja eigentlich auch schon in trockenen Tüchern. Schließlich fürchtet die DEG die Grizzlys als Angstgegner.

Gross: Was war, spielt keine Rolle mehr. Schauen Sie doch einfach nur auf die Tabelle. Beide Teams haben die gleiche Punktzahl und beide waren lange diejenigen, welche die wenigsten Gegentore kassiert haben. Von unseren vier Vorrunden-Duellen hat die DEG ebenso zwei gewonnen wie wir, und es war auch jeweils ein Heim- wie ein Auswärtssieg dabei. Nein, das wird eine ganz enge Serie werden.

Die Tabelle war generell sehr eng, die Liga damit aber auch auf einem guten Niveau?

Gross: Die Ausgeglichenheit der Mannschaften stellt die DEL international gesehen auf ein solides Fundament. So zeigt zum Beispiel der Sieg des Vorletzten Schwenningen beim Zweiten Berlin, dass 40 starke Minuten nicht genug sind. Man muss in jedem Spiel 60 Minuten volle Leistung bringen. Sicher sind die Ligen in Schweden, Finnland und wohl auch die in der Schweiz höher anzusiedeln, doch mit der tschechischen kann sich die DEL durchaus messen.

Sie sind in ihrer sechsten Saison Chef-Trainer der Grizzlys. Welche Veränderungen haben Sie in dieser Zeit in der Liga festgestellt?

Gross: Die Arenen bieten immer professionellere Bedingungen, die Umsätze steigen ständig und die kleineren Clubs holen permanent auf. Dadurch können auch Top-Teams hin und wieder mal die Play-offs verpassen. Das macht es für die Fans immer spannender.

Mit rund 2500 Fans haben die Grizzlys allerdings stets den geringsten Zuschauerschnitt. Ärgert Sie das bei ihrer guten Arbeit nicht?

Gross: Unser Standort befindet sich eben in einer Arbeiterstadt, wo die Hälfte der 120 000 Einwohner als Angestellte in drei Schichten tätig ist. Aber Sie haben recht, die Spieler hätten 3000 bis 4000 Besucher pro Spiel verdient. Dazu sollte allerdings auch die Organisation ihre Hausaufgaben machen. Der Verein muss einfach noch mehr auf die Menschen in der Stadt zugehen.

Auch, weil die Krise bei VW den Grizzlys ihre Abhängigkeit vom Automobilkonzern vor Augen geführt hat?

Gross: Ja, wir brauchen VW. Ohne die Gelder dieses Unternehmens könnten wir nicht in der DEL spielen. Die VW-Krise war daher im Herbst ein großes Thema bei uns. Zum Glück haben wir dann aber kurz vor Weihnachten positive Signale erhalten.

Sie standen aufgrund der Situation angeblich vor einem Wechsel zu den Adlern Mannheim, mit denen sie als Spieler dreimal Meister wurden. Ist das richtig?

Gross: Die Adler? Da ist nie etwas dran gewesen. Meine Vertragsverlängerung hat nur deshalb länger gedauert, weil VW zunächst grünes Licht für eine Fortsetzung des Sponsorings geben musste und danach dann Manager Charly Fliegauf, mit dem ich sehr vertrauensvoll zusammenarbeite, verlängern sollte.

Nicht verlängert wurde im vergangenen Sommer der Kontrakt von Publikumsliebling Norm Milley. Fürchten Sie im Viertelfinale nun seine Rache?

Gross: Norm ist ein überragender Spieler und wird sicherlich hoch motiviert sein. Es war damals eine ganz schwere Entscheidung, sich von ihm zu trennen. Ob es jedoch ein Fehler war, weiß ich nicht. Wir müssen bei Verträgen ja auch immer einen längeren Zeitraum im Blick haben.

In deutlich kürzerer Zeit steht der neue deutsche Eishockey-Meister fest. Wer wird es werden?

Gross: Der, der am meisten dafür tut. Der defensiv hart arbeitet und offensiv Lösungen findet. Dem gönne ich es.