„Neue“ DEG kämpft für die Aufbruchstimmung
Düsseldorf (dpa) - Den ersten Charaktertest hat die runderneuerte Düsseldorfer EG bereits am ersten Saison-Wochenende der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestanden.
Nach der 0:7-Demütigung am ersten Spieltag in Wolfsburg fegte die DEG den Vorjahres-Vorrundenersten Hamburg zwei Tage später 4:1 vom Eis. „Die DEG ist wieder da“ sangen die verzückten, zuletzt aber oft enttäuschten Fans. „Wir gehen immer auf Sieg und wir wollen immer die drei Punkte“, verkündete der neue DEG-Coach Christof Kreutzer gar wieder forsch vor den schwierigen Spielen an diesem Wochenende in Augsburg und München.
Am ersten Spieltag waren noch arge Zweifel aufgekommen, ob die DEG mit elf Neuzugängen tatsächlich wieder wettbewerbsfähig sein würde. 2013 und 2014 beendete der ehemalige Serienmeister die Vorrunde jeweils als Letzter. Genauso spielte die „neue“ DEG in Wolfsburg allerdings auch wieder. Und das, obwohl vom Meister Ingolstadt das Trio Jakub Ficenec, Tim Conboy und Travis Turnbull verpflichtet wurden und in Rob Collins einer der spielstärksten Spieler der Liga zurückgekehrt war. Die Anteils-Übernahme durch die Unternehmer Michail Ponomarew und Peter Hoberg und die damit verbundene Aufstockung des Etats auf mittleres DEL-Niveau machte es möglich.
Das erste Saison-Gegentor kassierte die DEG in Wolfsburg dann nach 28 Sekunden. „Das hat alles weggenommen. Jeder wollte nach vorne, aber so gewinnst du in der Liga kein Spiel“, schimpfte Nationalverteidiger Bernhard Ebner hernach. Die Abläufe stimmten hinten und vorne nicht. Im letzten Drittel fuhren sich Verteidiger Ficenec und Angreifer Ken Andre Olimb gegenseitig über den Haufen. Es war schlimm.
„Das, was in Wolfsburg passiert ist, darf uns nicht noch einmal passieren“, mahnte Routinier Niki Mondt. Die deutlich spürbare Aufbruchstimmung war schnell in Gefahr. „Bei einer weiteren Niederlage wäre vor allem auch im Umfeld schnell direkt wieder eine negative Stimmung aufgekommen“, bekannte Kapitän Daniel Kreutzer.
Dessen Bruder Christof wollte davon ohnehin nichts wissen. „Wir waren Letzter und sind Letzter, aber wir werden nicht Letzter bleiben, das verspreche ich“, verkündete der DEG-Coach und behielt zumindest in Bezug auf das erste DEL-Wochenende Recht. Nach einigen Umstellungen gegen Hamburg und dem überzeugenden Sieg prophezeite er gar noch vollmundiger: „Wir sind auf einem guten Weg, die DEG wieder dahin zu bringen, wo sie einmal war.“ Wer weiß, wo der Traditionsclub zu Kreutzers Spielerzeiten Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre mit alleine fünf Meisterschaften war, horcht da sofort auf.
Zumindest das forsche Auftreten unterscheidet die DEG fundamental vom Bild der vergangenen Jahre. Das alte Selbstverständnis eines Top-Clubs ist zurück, obwohl die DEG dies noch lange nicht wieder ist. Dies zeigt sich auch am schwierigen Prozess der Sponsoren-Suche. Noch spielt das Team mit einem Löwen - dem Wappentier der Stadt und des Clubs - auf der Brust. Dies hat allerdings wenig mit Traditionsbewusstsein zu tun, auch wenn den Fans so etwas naturgemäß gefällt. Die DEG hat es trotz des Wirtschaftsstandortes extrem schwer. Eishockey und vor allem die DEG waren zuletzt nicht mehr en vogue in Düsseldorf.
Einige kleinere Geldgeber verkündet der Club immerhin nach und nach. Dies sorgt kleckerweise für die Deckung des über eine Bürgschaft gesicherten Etats. Bleibt die DEG ohne Hauptsponsor, müssen Ponomarew und Hoberg wieder zuschießen. „Wir hatten viele Partner und Gäste im Dome, die nach dem Spiel sicher alle gerne wiederkommen“, sagte der neue Geschäftsführer Jürgen Rotthaus der „Rheinischen Post“ nach dem 4:1 gegen Hamburg. Ein Satz, der verdeutlicht, dass sich der Club eine weitere Saison am Tabellenende nicht leisten kann. „Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns“, bekannte Trainer Kreutzer denn auch, versteckt zwischen seinen forschen Ansagen.