„Brioux!“ - NHL-Stars verzücken die deutsche Liga
Berlin (dpa) - Eisbären-Manager Peter John Lee war einfach nur stolz. „Es ist ein großer Tag für die Eisbären, Berlin und das deutsche Eishockey“, sagte er bei der Vorstellung seiner neuen Stars Daniel Brière und Claude Giroux.
Die Ausnahmestürmer der Philadelphia Flyers holen sich während des Tarifstreits in der nordamerikanischen Profiliga NHL in Deutschland ein wenig Spielpraxis.
Bereits in den ersten beiden Spielen verzückten das Duo die Anhänger. Beim überlegenen 6:2-Erfolg des Rekordmeisters beim EHC Wolfsburg erzielte Brière gleich drei Treffer und gab eine Torvorlage; Giroux assistierte bei drei Toren der Eisbären. Und wenn sie mal nicht trafen, dann spielten sie den bedauernswerten Niedersachsen zumindest den einen oder anderen Knoten in die Beine.
Zusammen waren „Brioux“, wie die Sturm-„Zwillinge“ schon liebevoll von den Eisbären-Fans genannte werden, an sieben von elf Toren beteiligt. In zwei Spielen sammelten sie 13 Scorerpunkte. Topscorer TJ Mulock benötigte für die gleiche Ausbeute elf Eisbären-Spiele.
„Wir sind nach der langen Pause ein wenig eingerostet“, meinte der 35-jährige Brière nach der Premiere. Da unterlag der Meister dem Tabellenführer aus Köln mit 5:6. Giroux traf einaml und legte zu zwei Treffern auf; Brière gelangen drei Torvorlagen. „Wir brauchen noch ein wenig Zeit, um uns an das Spielsystem in Berlin zu gewöhnen“, sagte der 24 Jahre alte Giroux, im Vorjahr drittbester NHL-Scorer.
Auch in Krefeld, Mannheim und Hamburg erfreut man sich an „Leihgaben“ aus der NHL. Verteidiger Christian Ehrhoff, der sonst für die Buffalo Sabres abräumt, traf für seinen Heimatverein Krefeld in neun Partien immerhin dreimal, kommt auf sechs Scorerpunkte.
In Mannheim bejubelte Marcel Goc von den Florida Panthers beim siebten Auftritt seinen ersten Torerfolg, nachdem er zuvor sechs Vorlagen beisteuerte. Dennis Seidenberg, Stanley-Cup-Sieger mit den Boston Bruins vor zwei Jahren, taucht in der Statistik indes nur mit einer Vorlage auf. Viermal trug in Hamburg Jamie Benn von den Dallas Stars das Trikot der Freezers, mit einem Tor und zwei Assists wirkt die Ausbeute zu den beiden Eisbären-Stars jedoch eher bescheiden.
Auch ohne NHL-Stars eroberten die Kölner Haie die Tabellenspitze. Coach Uwe Krupp lehnt temporäre Verstärkungen ab - bisher jedenfalls. „Ich bin mit meiner Mannschaft zufrieden, will keine Unruhe provozieren“, meinte der Ex-Bundestrainer, „erst wenn die gesamte NHL-Saison abgeblasen ist, würden wir über Verstärkungen nachdenken.“
Danach sieht es aber nicht aus. In die Verhandlungen zwischen NHL-Teambossen und Spielergewerkschaft scheint Bewegung zu kommen. Am Dienstag sollen die Gespräche wieder aufgenommen werden. „Das ist eine Sache, die wir als Spieler nicht kontrollieren können“, meinte Kurzzeit-Eisbär Giroux, „man versucht nicht daran zu denken, weiß aber auch, dass der Lockout nicht gut für die NHL ist.“
Eine weitere Komplettabsage der Liga wie vor acht Jahren zöge einen nicht zu ermessenden Imageschaden für das nordamerikanische Profi-Eishockey nach sich. Deshalb gilt es als wahrscheinlich, dass die NHL spätestens um das traditionelle Thanksgiving-Fest am 24. November ihre Saison starten wird. Dann sind die Stars aus der DEL so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht waren.