Das Jubeln der Anderen DEL-Playoffs ohne Kölner Haie und Düsseldorfer EG: „Man kann es dumm nennen“
KÖLN/DÜSSELDORF · Wieder ist NRW in den DEL-Playoffs ohne Halbfinalist. Für die DEG wird dies wohl auch in Zukunft schwierig – der KEC spricht langfristig vom Titel. Der Überblick.
Am Ende war es Einbahnstraßen-Eishockey. Die Kölner Haie versuchten alles, doch im Abwehrbollwerk der Adler Mannheim verfing sich nahezu jeder Angriff und wenn doch mal ein Puck durchkam, dann wurde das stark parierende Torwart-Talent Arno Tiefensee (20) zur unüberwindbaren Hürde. Schließlich ertönte am Sonntag um 16.23 Uhr in der mit 17 889 Zuschauern besetzten Arena am Deutzer Bahnhof die Schlusssirene. Die Haie hatten das sechste Playoff-Viertelfinalspiel mit 2:3 (1:0/1:3/0:0) verloren und sind so nach der vierten Niederlage in der Playoff-Serie gegen Mannheim im Kampf um die deutsche Meisterschaft ausgeschieden. „In den entscheidenden Momenten braucht es auch ein wenig Glück“, meinte Trainer Uwe Krupp und analysierte: „Der Schlüssel in der Serie waren ganz klar die letzten 30 Sekunden in Spiel fünf. Da haben die Adler einen Weg gefunden, Antworten zu geben und die Treffer gemacht, die sie brauchten.“
3:0 hatten die Haie am vergangenen Freitag in Mannheim schon geführt, 32 Sekunden vor Schluss noch mit 3:2. Dann aber stellten David Wolf sowie Nicolas Krämmer die Partie innerhalb von nur 14 Sekunden auf 4:3 für die Adler und den KEC für das Spiel am Sonntag unter Siegzwang. „Insgesamt ist das Ausscheiden sehr bitter. Wir spüren eine große Enttäuschung“, sagte Geschäftsführer Philipp Walter.
Das Halbfinale in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) findet damit einmal mehr ohne Beteiligung eines Vereins aus Nordrhein-Westfalen statt. Bereits am Freitag war die Düsseldorfer EG gescheitert und dies auf ähnlich unverständliche Art wie ihr rheinischer Nachbar. Zehn Minuten vor Schluss hatte die DEG beim ERC Ingolstadt mit 6:3 geführt, neun Sekunden vor der Sirene aber zerschellte die Hoffnung auf ein sechstes Spiel am Sonntag in Düsseldorf durch das 6:6 von Ty Ronning und nach 144 Sekunden der Verlängerung war die Saison mit dem 6:7 von Stefan Matteau vorbei.
Der DEG fehlte besonders
mentale Stärke
„Man kann es dumm nennen, man kann es schlecht nennen“, meinte Kapitän Alexander Barta und auch sein Angriffskollege Philip Gogulla kritisierte: „Wir haben in den fünf Playoff-Partien gegen Ingolstadt dreimal im jeweils letzten Drittel eine Führung verspielt. Das müssen wir aufarbeiten. Wir müssen uns fragen ,wieso, weshalb, warum‘. Warum haben wir in den Schluss-Abschnitten immer wieder aufgehört, Schlittschuh zu laufen? Offenbar waren wir uns zu sicher. Genau das aber sind die entscheidenden Kleinigkeiten, welche uns ein mögliches Halbfinale gekostet haben.“
Nicht nur das, schon in der Hauptrunde hatten die Rot-Gelben zehnmal einen Vorsprung im letzten Drittel und damit Punkte für eine bessere Platzierung verspielt. Episch dabei das 3:4 gegen die Kölner Haie, als es 25 Sekunden vor Schluss noch 3:1 hieß. „Wir sind oft zu passiv geworden“, bemängelte Stürmer Tobias Eder und Trainer Roger Hansson analysierte schwedisch nüchtern: „In Sachen mentaler Stärke hat uns leider etwas gefehlt.“
Nun lässt sich die geäußerte Selbstkritik durchaus als Jammern auf hohem Niveau interpretieren, schließlich hätte vor der Saison ein Viertelfinal-Aus in fünf Partien gegen den Vorrunden-Zweiten jeder unterschrieben. Als Ziel war Platz zehn ausgegeben worden, kurzzeitig stand die DEG im Februar auf Rang vier und wurde dann am Ende siebter. Es folgten in den Vor-Playoffs zwei deutliche Siege über die Löwen Frankfurt (5:0 und 5:1) sowie die in jedem Duell enge Serie gegen Ingolstadt. Von daher zog Geschäftsführer Harald Wirtz dann auch ein positives Fazit: „Besserer Tabellenplatz, höherer Punkte-Quotient sowie mehr gewonnene Spiele als im vergangenen Jahr und dazu erneut junge deutsche Spieler integriert. Ich bin sehr zufrieden und hoffe, dass wir in der nächsten Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen können.“
Den jedoch fordern jetzt sogar einige. Immerhin ist die Düsseldorfer EG ein Traditionsverein mit acht Meistertiteln auf dem Briefbogen und diese Saison hat Begehrlichkeiten geweckt. „Wir müssen als Verein wie als Mannschaft einen Weg finden, mal wieder eine Viertelfinal-Serie zu gewinnen. Wir müssen noch mehr Qualität in den Kader holen“, sagte Barta. Was allerdings schwer werden dürfte. Die Abgänge von Eder und Daniel Fischbuch zur zahlungskräftigeren Konkurrenz nach Berlin und Mannheim beweisen, dass die DEG vom Etat her nur bis zu einem gewissen Maße konkurrenzfähig ist. „Qualität kostet Geld und wenn dein Etat nicht der höchste ist, dann bekommst du eben nicht die besten Spieler“, erklärte Gogulla, fügte aber hinzu: „Ich hoffe trotzdem, dass wir Lösungen finden und den nächsten Schritt gehen können.“
„Wir haben uns
wieder Respekt verschafft“
In Köln ist der Anspruch trotz gleicher Anzahl an Meisterschaften da schon deutlich höher. „Wir haben als Ziel klar formuliert, dass wir langfristig wieder deutscher Meister werden wollen. Diese Saison sollte die Lücke zu den Top-Teams aus München, Mannheim und Berlin verringert werden. Das ist uns ein gutes Stück weit gelungen. Wir sind direkt ins Viertelfinale eingezogen, lagen nur einen Punkt hinter Platz fünf und für das Halbfinale fehlten lediglich ein paar Kleinigkeiten. Wir haben uns in der Liga wieder Respekt verschafft“, meinte Philipp Walter.
Zur Wahrheit gehört allerdings, dass die Haie bis in den Februar hinein im Mittelfeld der Tabelle dümpelten und erst ein starker Schlussspurt noch für Rang sechs sorgte. Angreifer Maximilian Kammerer relativierte dann auch: „Natürlich gehört der KEC unter die ersten sechs, aber die Erwartungen in der Serie gegen Mannheim entsprachen nicht der Realität. Wir sind gerade noch so direkt ins Viertelfinale gekommen, die Adler als Top-Team aber Dritter geworden.“
Doch in eben diesen Regionen sieht der Kölner seine Haie. Ein Anspruch, dem der Verein durch den besten Punkteschnitt seit zehn Jahren nun endlich wieder ein Stück weit gerecht werden konnte. Im Eishockey aber wird erst in den Play-offs abgerechnet und irgendwann wollen die Fans in einem Finale mal wieder Silberware bejubeln dürfen. Darauf soll sukzessive hingearbeitet werden. „Wir besitzen ein gutes Fundament, der Kader benötigt keinen großen Umbruch. Die Substanz ist vorhanden, wir müssen lediglich an ein paar Stellschrauben drehen“, meint Walter. Damit Nordrhein-Westfalen zumindest im Halbfinale der DEL keine Eishockey-Diaspora mehr ist.