Düsseldorfer EG Eine Rechnung mit vielen Unbekannten

Düsseldorf · Die Düsseldorfer EG möchte so lange als möglich um Platz sechs kämpfen. Die Vorbereitung allerdings nährt Zweifel. Am Donnerstag geht’s los.

 Viel Jubeln konnten die Profis der DEG bisher in der Vorbereitung nicht bei nur zwei Siegen in acht Testspielen.

Viel Jubeln konnten die Profis der DEG bisher in der Vorbereitung nicht bei nur zwei Siegen in acht Testspielen.

Foto: Birgit Häfner

Es war eine Hitzeschlacht auf Eis. Ob der Schalter für die Klima-Anlage geklemmt oder sich die Arena-Technik mit den heißen Außengraden am Aue-Stadion überfordert gezeigt hatte, konnte nicht geklärt werden. Fakt aber ist, dass die Düsseldorfer EG am Sonntagnachmittag ihr letztes Testspiel vor Beginn der Saison 2023/24 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei Zweitligist Kassel Huskies unter ungewöhnlich hohen Hallentemperaturen mit 1:2 verlor. Es war im achten Vorbereitungsspiel die sechste Niederlage.

Wenn auf eine missratene Generalprobe eine geglückte Premiere folgt, dann bräuchte vor der als DEL-Eröffnungsspiel auf Donnerstag (19.30 Uhr) terminierten Begegnung beim amtierenden Meister EHC München keinem DEG-Fan bange sein. Der Vorbereitungs-Trend allerdings ist kein guter. Sechs Niederlagen in acht Duellen mit kaum hochkarätigen Gegnern, durch das 1:2 in Kassel nun vier Pleiten in Folge und insgesamt nur 14 erzielte Treffer (Schnitt 1,75). Da nützt es wenig, dass die Mannschaft von Trainer Thomas Dolak zumeist ordentliche Auftritte gezeigt hat und durchaus besser war als es die Resultate vermuten lassen.

„Zum einen gilt es, in der Vorwärtsbewegung schlauer zu werden. Dort ist uns der Puck zu oft verloren gegangen und wir haben Gegentreffer durch Konter kassiert. Zum anderen müssen wir im Abschluss kaltschnäuziger agieren. Die Jungs müssen hungriger werden, die Scheibe öfter zum Tor bringen, dort dann nacharbeiten und Abpraller verwerten“, sagte Dolak. Schließlich möchte die Düsseldorfer EG bis zum letzten der 52 Vorrunden-Spiele um Platz sechs kämpfen, der den direkten Einzug ins Viertelfinale der Play-offs bedeutet. Ein ambitioniertes Ziel, für dessen Erreichen es viele Unbekannte gibt.

Unbekannte 1:
Die Torwart-Leistung

Schon in der vergangenen Saison hat die DEG mit Rang sieben und dem Erreichen des Viertelfinales ein besseres Resultat erzielt als die Summe der Einzelspieler-Qualität im Kader eigentlich hergab. Garant dafür war Torhüter Henrik Haukeland (28), der mit teilweise spektakulären Paraden unzählige Punkte im Alleingang sicherte. In der Vorbereitung sah es so aus, als könne der Norweger diese Leistung wiederholen. Zudem machte auch sein Ersatzmann Hendrik Hane (22) einen sicheren Eindruck.

Unbekannte 2:
Die Zugänge

Für die Abwehr wurden Sinan Akdag (33), Torsten Ankert (35) und Oliver Mebus (30) geholt. Sie sollen der Defensive größere Erfahrung sowie stärkere Physis zuführen. Ihre Qualität ist unstrittig, doch können sie ob ihres Alters die ganze Saison über auch mit konstant hohem Tempo agieren sowie von Verletzungen verschont bleiben?

Neue Angreifer sind Kohen Olischefsky, Kevin Clark und Phil Varone. Sie müssen die Abgänge von Alexander Barta, Tobias Eder sowie Daniel Fischbuch und damit 104 Scorer-Punkte ersetzen. Die Vorbereitung zeigte, dass im Sturm der Wurm sitzen könnte. Clark traf lediglich einmal, Varone blieb wie auch Gogulla gänzlich ohne Tor.

Unbekannte 3:
Der Trainer

Zwar ist Thomas Dolak schon seit langer Zeit in der Liga, jetzt aber erstmals Chef hinter der Bande eines Erstligisten. Der 44-Jährige arbeitete seit 2014 für die DEG im Nachwuchsbereich sowie als Assistenz-Trainer und wurde nun befördert. Dolak präferiert klare Ansagen sowie einen laufintensiven und offensiven Spielstil. Doch kann er auch Menschenführung und Krisenbewältigung, woran sein Vorgänger Roger Hansson gescheitert war?

Unbekannte 4:
Die Verletzten

Einen Tag nach dem Test in Kassel kamen die Hiobsbotschaften. In Verteidiger Kyle Cumiskey sowie den Angreifern Stephen MacAulay und Brendan O‘Donnell werden der DEG drei absolute Leistungsträger auf unbestimmte Zeit fehlen. Cumiskey klagt weiter über Probleme im operierten Knie, MacAulay zog sich in Kassel einen Kreuzbandriss zu und wird sechs Monate nicht zur Verfügung stehen. O‘Donnell, der sich nach seinem ausgeheilten Achillessehnenriss aus dem vergangenen November mit vier Treffern in der Vorbereitung bereits wieder gut in Form präsentierte, muss sich operieren lassen. Dass der Grund dafür nicht kommuniziert wird, lässt nichts Gutes erahnen.

Da zudem Verteidiger Alec McCrea die ersten drei Saison-Spiele gesperrt ist, droht die Saison mit einem Fehlstart zu beginnen. Denn nach der Begegnung beim EHC München, der gerade drei seiner vier Gruppenspiele in der Champions League gewann und dabei am Sonntag den HC Innsbruck mit 9:2-Toren vom Eis fegte, warten mit den Eisbären Berlin, den Nürnberg Ice Tigers und den Kölner Haien drei weitere Schwergewichte der Liga. Zudem sind drei der ersten vier Begegnungen auswärts zu bestreiten.

Aktuell scheint das Ziel Platz sechs daher ein äußerst schwieriges Unterfangen zu werden. Vielleicht darf sogar ein Verpassen von Rang zehn und damit den Vor-Play-offs nicht ausgeschlossen werden.