Simpson vergisst Manieren Zwist und Frust in Köln und Mannheim nach DEL-Aus
Mannheim (dpa) - Als sich der ganz große Frust gelegt hatte, sagte Mannheims Trainer Sean Simpson kleinlaut Sorry. Sein verbaler Aussetzer nach dem bitteren Viertelfinal-Aus gegen die Eisbären Berlin sei den Emotionen geschuldet gewesen, sagte der Kanadier.
„Es ist eigentlich nicht mein Stil, ich bin ein respektvoller Mensch“, erklärte Simpson im SWR. „Ich entschuldige mich.“ Nach dem 1:2 nach Verlängerung gegen die Eisbären Berlin hatte das ganz anders geklungen. Für einen kurzen Moment hatte der Coach seine Nerven gar nicht unter Kontrolle. „Eine dumme Frage von dir, und ich schlag dich k.o., dann liegst du hier am Boden“, hatte der 56-Jährige einen SWR-Journalisten angemotzt. Auch die DEL reagierte wenig amüsiert auf den Vorfall, will ihn aber nach der zeitnahen Entschuldigung auf sich beruhen lassen.
Zwist herrscht auch bei den Kölner Haien, dort gibt es aber intern Ärger um die Suspendierung von Nationalstürmer Patrick Hager. Die Rheinländer müssen nach dem spannendsten Viertelfinale der DEL-Geschichte ebenfalls das bittere Aus verdauen statt von Freitag an um den Finaleinzug zu spielen. Top-Verteidiger Christian Ehrhoff und Angreifer Philip Gogulla haderten mit dem Wirrwarr um Hager.
„Im ganzen Theater um Patrick Hager ist grundsätzlich nicht immer die Wahrheit gesprochen worden“, sagte Gogulla nach dem 0:1 gegen die Grizzlys Wolfsburg und forderte: „Ich hoffe, das wird sich in nächster Zukunft oder in den nächsten Tagen klären. Damit sich die verantwortlichen Leute auch Gedanken darüber machen, wie es weitergeht.“ Namen nannte der Angreifer nicht, gemeint haben dürfte er Geschäftsführer Peter Schönberger. Der Club wollte aber auch am Mittwoch nicht offiziell Stellung beziehen.
Nach dem vierten Viertelfinal-Spiel war der zuletzt formschwache Hager, der 2018 nach München wechseln soll, suspendiert worden. Genaue Gründe gaben die Haie nicht bekannt. „Wir wissen auch nicht zu 100 Prozent, was jetzt ausschlaggebend für die Entscheidung war“, sagte Ehrhoff. „Sicher hat uns Patrick als Spieler gefehlt.“
Ohne Hager gewann der achtmalige Meister die Spiele fünf und sechs, scheiterte im abschließenden Duell gegen Wolfsburg aber auch an seiner Offensivschwäche. Gerade Ehrhoff stand für die Ambitionen der Haie. Der frühere NHL-Star hatte sich für einen Wechsel nach Köln entschieden, um dort den ersten Titel seit 15 Jahren zu feiern.
Mannheim hatte neben München in dieser Saison gar als Topfavorit auf den Titel gegolten. Ein Aus gegen den Rekordchampion Eisbären Berlin war nicht erwartet worden. Doch bei den Berlinern erinnerte in den Playoffs nicht mehr viel an die schwachen Auftritte in der Vorrunde. „Wir stehen jetzt mit leeren Händen da. Wir fühlen uns wie ausgespuckt“, sagte Adler-Geschäftsführer Daniel Hopp.
Coach Simpson, der sich nach seinem verbalen Aussetzer schon am Dienstagabend schnell wieder fing, wird sich vor allem daran messen lassen müssen, wie es im zweiten Jahr unter ihm läuft. Nach dem gescheiterten Experiment mit dem relativ unerfahrenen Trainer Greg Ireland hatte der siebenfache Meister im vergangenen Sommer einen Umbruch vorgenommen. „Wir nehmen uns jetzt ein paar Tage Zeit, das alles zu verdauen, und werden alles analysieren. Mein Kopf ist jetzt aber erst einmal leer“, sagte Manager Teal Fowler.
Nationalspieler wie Gogulla und Ehrhoff oder Mannheims Torhüter Dennis Endras und Stürmer Matthias Plachta haben nun mehr Zeit für die WM-Vorbereitung als ihnen lieb ist. Bundestrainer Marco Sturm dürfte sich darüber freuen, dass die Halbfinals am Freitag mit den Serien zwischen Titelverteidiger EHC München und Berlin sowie den Nürnberg Ice Tigers und den Grizzlys Wolfsburg beginnen. Mit seinen Kandidaten aus Mannheim und Köln kann er so von Beginn an planen. Los geht es am 3. April. „Die WM wird natürlich eine schöne Sache sein, es ist jetzt gerade schwer, daran zu denken“, sagte Ehrhoff.