Kölliker: „Wir haben als Team versagt“
Stockholm (dpa) - Fragen an Eishockey-Bundestrainer Jakob Kölliker nach dem 4:12-Debakel gegen Norwegen bei der WM in Stockholm.
Wie können Sie sich das Spiel erklären?
Kölliker: „Für uns war das ein Desaster. Jedes Wort ist jetzt zu viel.“
Haben Sie schon Gründe dafür?
Kölliker: „Nein, die habe ich noch nicht. Es gibt jetzt zwei Methoden: Entweder, es geht sachte an die Analyse, und wir suchen nach Ursachen innerhalb des Teams, oder wir machen eine öffentliche Zerfleischung - und das möchte ich momentan nicht.“
Bislang hat sich Ihr Team zu Beginn der Spiele immer schwer getan, ist dann aber über Kampf zurückgekommen. Wieso heute nicht?
Kölliker: „Vielleicht ging es zu schnell. Die ersten drei Tore waren, glaube ich, die ersten drei Schüsse. Wir haben dann mit der Auszeit und dem Torhüterwechsel versucht, Impulse zu geben. Aber es nützte alles nichts. Tiefer hinein muss jetzt jeder bei sich Gründe suchen. Wir müssen jetzt innerhalb eines Tages wieder auf die Beine kommen um das immens wichtige Spiel gegen Tschechien noch zu bestreiten.“
Wie haben Sie in den Drittelpausen reagiert?
Kölliker: „Nach dem 0:3 nach dem ersten Drittel war ja noch nicht alles verloren. Da kann man immer noch zurückkommen. Wir haben an die Spieler appelliert. Wie es dann kam, sahen wir alle, und das ist natürlich eine Riesen-Enttäuschung. Solche Spiele gibt es alle 27 Spiele einmal - und heute war dieses eine Mal.“
War dies nur ein Ausrutscher oder sehen Sie größere Probleme?
Kölliker: „Ich hoffe doch, dass es nur ein Ausrutscher war. Wir müssen uns jetzt nicht aus der Bahn werfen lassen. Wir müssen alle in den Spiegel schauen. Das Turnier ist noch nicht zu Ende. Nach dem Turnier können wir Bilanz ziehen.“
Schließen Sie sich da mit ein?
Kölliker: „Das ist ganz klar. Ich habe eben gesagt, dass jeder in den Spiegel schauen muss. Das beginnt bei mir als Coach und gilt für alle Betreuer und die gesamte Mannschaft. Wir sind hier ein Team und das ganze Team hat versagt. Da hat jeder seinen Part dazu getan.“
Was machen Sie jetzt: Das Spiel schnell abhaken oder aufarbeiten?
Kölliker: „Abzuhaken wäre sicher der falsche Weg. Wir müssen das wirklich aufarbeiten. Jeder muss bei sich beginnen und Lösungen finden. Es liegt jetzt an uns, das Team wieder neu aufzustellen und positiv zu bleiben. Wir müssen miteinander das Turnier zu Ende spielen. Wir können nicht heute oder morgen den Trainer oder die Mannschaft auswechseln. Wir sind ein Team und gehen durch dick und dünn.“
Was glauben Sie, wie die Torhüter mit dem Debakel umgehen?
Kölliker: „Torhüter ist eine wichtige Position. Beide haben schon Höhen und Tiefen erlebt und ich muss schauen, wie sie reagieren.“
Hat Dennis Endras beim zweiten Mal selbst um ein Auswechslung gebeten oder haben Sie ihn rausgenommen?
Kölliker: „Beim zweiten Mal ist er selber gekommen.“
Fühlen Sie sich vom Team im Stich gelassen:
Kölliker: „Nein, überhaupt nicht. Ich bin ein Teil dieses Teams. Die Mannschaft hat das sicher nicht extra gemacht. Jeder will gewinnen. Aber wenn die Scheibe nicht für einen läuft und alles schief geht, dann ist es schwierig. Jeder im Team spielt für ein Ziel, und dieses Ziel haben wir immer noch vor Augen.“
Sie meinen die direkte Olympia-Qualifikation. Da müssen sie jetzt Ihr Heimatland, die Schweiz, in der Endabrechnung hinter sich lassen. Wie groß sehen Sie dafür die Chancen?
Kölliker: „Die Chancen stehen ganz gut. Wir müssen einen Punkt gegen die Tschechen holen, und dann ist die Schweiz hinter uns. Wenn die Schweiz auch verliert, das ist das andere. Wir können nicht alles selber bestimmen. Wir müssen unsere Leistung und unsere Punkte holen und zum Schluss wird abgerechnet. Das Tschechien-Spiel ist jetzt für uns etwas sehr, sehr Wichtiges.“
Wäre die WM im Fall der Olympia-Qualifikation für Sie gerettet?
Kölliker: „Wenn das gelingen sollte, klar. Das war immer das erklärte Ziel. Da müssen wir nach dem Turnier Bilanz ziehen.“
Haben Sie die Hoffnung, dass Tschechien bis Dienstag schon fürs Viertelfinale qualifiziert ist und nicht ganz so ernst reingeht?
Kölliker: „Nein, Hoffnung habe ich überhaupt keine. Wer die Tschechen kennt, weiß, dass die im Turnier immer von Spiel zu Spiel besser werden. Das wird ein hartes Stück Brot.“