Kölns Trümpfe gegen Berlin: Ruhe, Kraft und Sturm
Köln (dpa) - Die kleinen Dinge machten bisher den Unterschied in der Finalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aus. Ein Spieler, der für den entscheidenden Moment im Duell zweier gleichwertigen Gegner sorgen kann, ist Kölns Marco Sturm.
Der NHL-Star, mit 1006 Spielen in der nordamerikanischen Profiliga dekoriert, reagierte auf seinen Fauxpas im Eröffnungsspiel mit einem Tricktor gegen Berlins Goalie Rob Zepp in Partie Nummer zwei, das die Haie vor einem Alles-oder-Nichts-Match am Freitag (20.30 Uhr/Servus TV) bewahrte.
Sturm war der Königstransfer von Coach Uwe Krupp. „Marco ist ein außergewöhnlich starker Spieler. Er macht Sachen auf dem Eis, die andere nicht können“, sagte der zweimalige Stanley-Cup-Sieger und stellte dessen „Handlungsschnelligkeit“ heraus. Zepp musste das leidvoll erfahren, als er am Dienstag von Sturm düpiert wurde.
Der 34 Jahre alte Sturm hatte nach einer langen Verletzungspause bei seiner Ankunft in Köln an Weiberfastnacht körperliche Defizite, die er mittlerweile aufgeholt hat. In den Playoffs hat er bereits fünf Tore erzielt - nur Nathan Robinson traf genauso oft.
Krupp will Sturm zu einem Verbleib beim KEC für die kommende Saison bewegen, zumindest für die erste Hälfte. Denn der Trainer glaubt, dass der Stürmer noch besser werde, wenn er eine volle Vorbereitung mitmacht. Dann sehe er ihn „im Dezember“ wieder in der NHL zurückkehren. Daran denkt Marco Sturm noch nicht, er will endlich seinen ersten deutschen Meistertitel gewinnen.
Mitspieler Felix Schütz sieht die Haie auf einem guten Weg zum ersten Titel nach elf Jahren. Die Berliner hätten zwar Erfahrung und „auch eine gewisse Arroganz. Klar, es sind gute Spieler, aber es ist immer gefährlich, einen Mittelweg zu finden — nicht zu arrogant zu werden. Da sind wir einfach ruhiger“, sagte er dem „Express“.
Es war auch eine kleine Replik des deutschen Nationalspielers auf die Häme von Berlins Florian Busch, der den Haien im ersten Duell eine „volle Hose“ bescheinigt hatte. Die Antwort der Haie auf die 2:4-Niederlage folgte daraufhin trocken und kaltschnäuzig mit dem 3:1 in der Hauptstadt. Demut und Bescheidenheit, die Coach Krupp seinen Spielern predigt, und die Fitness zahlen sich für Köln im bisherigen Verlauf der Playoffs aus. Diese Stärken brachten die Haie nach dem nervösen Heimauftakt auch in der Finalserie wieder auf das Eis.
Auch die Statistik gibt den Kölnern Hoffnung auf den Titel. 83 Prozent der Teams, die in der DEL-Finalserie Spiel zwei gewonnen haben, wurden dann auch Meister. „Jeder fünfte Mensch ist ein Chinese. Aber ich sehe hier keinen“, flachste Krupp bei „ServusTV“. Leidenschaft für Statistiken kennt er nur zu gut aus Nordamerika, will ihnen aber nicht zu viel Bedeutung beimessen. Immerhin haben die Eisbären selbst die Statistik im vergangenen Jahr spektakulär widerlegt, als sie Spiel zwei gegen Mannheim verloren.
„Wir wissen, Berlin ist immer gefährlich“, sagte Schütz dazu. Vor allem auswärts. Bislang vermochten weder Köln noch Berlin in sechs Duellen in dieser Saison ein Heimspiel zu gewinnen. Was spricht also dagegen, dass Berlin am Freitag wieder in Köln triumphiert? „Die Haie sprechen dagegen“, sagte Eisbären-Verteidiger Jens Baxmann, machte sich aber mit einem Rückblick auf das erste Spiel Mut: „In den ersten 20 Minuten haben wir unglaublich gespielt. Wenn wir das über 60 Minuten hinbekommen, haben wir ganz gute Karten.“