Das Pinguine-Theater geht bis in die Kabine

Im Kreuzfeuer der Kritik steht Jiri Ehrenberger. Die geschassten Ärzte weisen die jüngsten Aussagen des Managers zurück.

Krefeld. Sind die sportliche Talfahrt der Pinguine und das Image-Desaster um den Ärzteskandal zwei Seiten der selben Medaille? Unbestritten bei Experten ist: "Theater im Umfeld ist wie eine Grippe. So ansteckend, und so schwächend", beschrieb es einmal Jörg Berger, der Feuerwehr-Mann in der Fußball-Bundesliga.

Über die Mechanismen gibt es unter Psychologen viele Diskussionen, die Praktiker im Sport lassen gar keine zu. Abgeschottete Trainingslager, Handy- und Fernsehverbote, ausgesperrte Vorstände - die Retter sorgen rigoros für Ruhe. Hier aber beginnt das Dilemma der Pinguine.

Denn in Manager Jiri Ehrenberger ist ausgerechnet derjenige ein "Bazillen-Mutterschiff", der gerade in der Krise ständig in der Mannschaftskabine ist.

Und eigentlich wäre er als der Erfahrenste und der Verantwortliche im Sport-Team auch mehr denn je gefordert. Aber seine Position und auch seine Glaubwürdigkeit ist durch die ständig von der Realität überholten Aussagen im Ärzteskandal mächtig angeschlagen.

Täglich gibt es neues Theater um den Manager. Jüngstes Beispiel: Vor zwei Tagen hatte Ehrenberger behauptet, die geschassten Mediziner wären "trotz mehrerer Gespräche" nicht zur effizienten Zusammenarbeit mit den Physiotherapeuten bereit gewesen.

Die beiden Ärzte bestreiten nun unabhängig voneinander, dass es auch nur eines solcher Gespräche gegeben habe. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis hier Anwälte, Richter und Schadenersatzforderungen ins Spiel kommen. Zudem ist das Thema Physiotherapie selber bei den Pinguinen ein echter "Grippe-Herd".

Zum einen werden Kumpelwirtschafts-Vorwürfe laut, weil ein Geschäftsführer von Therapaedicum seine Praxis in ausgerechnet Ehrenbergers Wahlheimat Deggendorf hat.

Zum anderen stellt diese Firma im "Tauschgeschäft" gegen Werbung den KEV-Physiotherapeuten, der quasi Mannschafts-Mitglied ist. Nur, nach der berüchtigten E-Mail von dessen Kollegin an Ehrenberger und Aufsichtsratschef Schulz hatte sich beispielsweise Verteidiger Benedikt Schopper über die Respektlosigkeit gegenüber den alten Ärzten sowie die Verletzung der Schweigepflicht beschwert und geäußert, zu so einer Einrichtung kein Vertrauen mehr haben zu können.

Schwierig für den Therapeuten und die Mannschaft. Dass die Spieler weiterhin ihre alten "Docs" konsultieren, die aber wohl kaum mit Ehrenberger oder den Physiotherapeuten vertrauensvoll kommunizieren, zeigt: Bei den Pinguinen ist es längst keine Grippe oder Lungenentzündung mehr. Hier sind lebenswichtige Organe betroffen.