Eishockey Wie voll ist der Geldspeicher der Krefeld Pinguine wirklich?

Krefeld · Die Deutsche Eishockey Liga ächzt unter der Corona-Pandemie. Startet die Saison nicht, droht vielen Klubs die Insolvenz. Auch den Krefeld Pinguinen.

Erst im Frühjahr konnten die Krefeld Pinguine die Insolvenz abwenden. Jetzt stellt Corona die Zukunft des DEL-Vereins aber infrage.

Foto: ja/Jochmann, Dirk (dj)

Fünf neue Spieler an fünf aufeinanderfolgenden Tagen präsentierten die Krefeld Pinguine in der Vorwoche. Es sind die Zugänge acht, neun, zehn, elf und zwölf. Und es sollen nicht die letzten Aktivitäten auf dem Transfermarkt für die Krefelder gewesen sein. Bereits am Mittwoch soll Verteidiger Mirko Sacher vorgestellt werden. Dabei zittern die Krefelder wie auch die restlichen Teams der Deutschen Eishockey Liga (DEL) noch darum, ob die Saison überhaupt startet. Derzeit ist der Ligastart für Mitte November terminiert. Zuvor findet in Krefeld der traditionelle Deutschland-Cup statt. Das Turnier der Nationalmannschaften dient in diesem Jahr quasi als Vorläufer, als Test-Wettbewerb für die Liga.

Ein Drittel der Einnahmen
durch Zuschauertickets

Obwohl die Termine fixiert sind, bleibt ein Restzweifel, ob und unter welchen Bedingungen die neue Spielzeit in der DEL anlaufen wird. Anders als beim deutschen Sportbranchenprimus Fußball kann die DEL ihre Spiele nicht vor leeren Rängen austragen. Rund ein Drittel der Einnahmen würde fehlen. Dabei wurde vor der Saison schon an anderer Stelle gespart. Die Spieler mussten ligaweit Einigungen unterschreiben, auf bis zu 25 Prozent ihres Gehaltes zu verzichten. Diese Klausel wurde zur Voraussetzung für die Lizenzierung der 14 Mannschaften in der DEL. Wer als Spieler nicht unterschrieb, wurde gefeuert oder befindet sich in Rechtsstreitigkeiten mit seinem jeweiligen Verein.

Pinguine-Geschäftsführer Roger Nicholas sagt: „Es ist eine schwierige Situation. Corona macht eine Planung kaum möglich. Natürlich ist es ein enormes finanzielles Risiko.“ Auf einer zweitägigen Sitzung der Sportlichen Leiter zu Wochenbeginn in Köln sei das Thema intensiv diskutiert worden, gibt Nicholas an. Es gebe an vielen Standorten die gleichen Probleme.

Dabei scheint man in Krefeld ausgerechnet im Corona-Jahr so wenig finanzielle Sorgen zu haben wie lange nicht mehr. Der neue Hauptanteilseigner Stefano Ansaldi macht es möglich. Mit dem erst im Februar dieses Jahres gegründeten Unternehmen Save’s AG hält der 33-Jährige 120 von 150 Gesellschafteranteilen an den Krefeld Pinguinen. Konkret bedeutet das: Ansaldi, der alleiniges Verwaltungsratsmitglied der Save’s AG ist, hält den Eishockeyverein von der Westparkstraße finanziell am Leben. „Rein wirtschaftlich steht die GmbH so gut da wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Alt-Gesellschafter haben auf 6,2 Millionen Euro Darlehen verzichtet, aktuell stecken deutlich unter eine Millionen Euro Darlehen in der GmbH. Damit sind wir wahrscheinlich der gesündeste Klub der Liga“, hatte Ex-Geschäftsführer Matthias Roos vor seinem Abgang im Juni erklärt.

Zwei Monate nach dieser Aussage muss Nicholas aber einschränken. „Wenn die Liga nicht an den Start geht, geht es auch wieder ums finanzielle Überleben.“ Der Spagat, jetzt eine Mannschaft zusammenzustellen und gleichzeitig eine mögliche Absage der Saison vor Augen zu haben, mache die Arbeit besonders schwierig. Während jedoch andere Vereine wie die Kölner Haie oder der ERC Ingolstadt längst signalisiert haben, erst die politische Debatte und den weiteren Verlauf der Pandemie abzuwarten, bevor sie Geld in neue Spieler investieren, tauscht man in Krefeld einen Großteil des Kaders aus. Ist das wirtschaftlich vertretbar? Nicholas findet schon: „Ich muss ja ein Team haben. Wenn wir nicht spielen, gehen die Spieler wieder in Kurzarbeit oder ich muss sie sogar wieder entlassen.“ Eine entsprechende Vertragsklausel gebe es aber dahingehend nur teilweise. „Es gibt Verträge, in denen wir eine Art aufschiebende Wirkung in Sachen Gehalt eingearbeitet haben. Das ist aber längst nicht bei allen der Fall“, so Nicholas.

Die Zugänge sind das eine, die noch unter Vertrag stehenden Spieler, die weg sollen, aber das andere. So gibt es weiterhin noch keine Regelung um die Abgänge von Daniel Pietta und Oskar Östlund (Sport S. 24). Findet sich keine Lösung in Form eines Transfers, müssen die Pinguine Ablösesumme zahlen. Nicholas könne noch nicht sagen, „wie die Sache ausgeht“. Im Raum stehen sechsstellige Summen in mittlerer Höhe, die die Pinguine insgesamt zu zahlen hätten.

Fest steht aber, auch in Krefeld sind die Geldvorräte nicht unerschöpflich. „Ich habe Herrn Ansaldi jetzt nicht gefragt, wo sein Geld-Limit ist, aber klar ist schon, dass wir darüber sprechen, was hier noch bevorstehen könnte.“ Und das könnte durchaus so gravierend sein, dass den Pinguinen die Insolvenz droht, sollte die Liga nicht an den Start gehen. „Ich kann das nicht ausschließen. Klar ist nur, dass Spiele ohne Zuschauer für unseren Sport keine Lösung sind.“ Eine Saison ohne Zuschauer, über die nach Schätzungen rund ein Drittel aller Einnahmen eines Vereins generiert werden, ist finanziell unmöglich. „Wir können nur abwarten, wie sich die gesamte Situation entwickelt.“ Mit offenem Ende für alle Beteiligten.