Eishockey „Zuschauer halten uns über Wasser“

DÜSSELDORF · Marco Nowak, Verteidiger der Düsseldorfer EG, hat Verständnis für seine Kurzarbeit, verlangt von Liga und Politik nun aber Klarheit zur neuen Saison.

Marco Nowak (l.) hofft auf eine baldige Rückkehr der Zuschauer, damit die Kosten für die Arenen gedeckt werden können.

Foto: ja/Birgit Häfner

Noch wirkt Marco Nowak gelassen, aber so ganz langsam würde der Verteidiger der Düsseldorfer EG dann doch schon gerne wieder Eishockey spielen. Seit 2016 trägt Nowak erneut das Trikot der DEG, für die er vor seinen vier Jahren bei den Nürnberg Ice Tigers bereits von 2007 bis 2012 tätig war. Wir sprachen mit dem im Juli 30 Jahre alt gewordenen Dresdener.

Herr Nowak, am 8. März durften Sie und ihre Arbeitskollegen zum bisher letzten Mal dem Beruf nachgehen. Müssen Sie sich mittlerweile als deutscher Eishockey-Nationalspieler vorstellen oder werden Sie noch erkannt?

Marco Nowak: Zur Zeit haben mich Medien und Fans noch auf dem Radar. Mal sehen, wie lange das so bleibt.

Wie sehr nervt die ohne Play-offs und WM nun inzwischen über fünf Monate lange Zwangspause?

Nowak: Ganz ehrlich, sie ist ziemlich anstrengend. Jeden Tag der gleiche Ablauf. Es wird Zeit, dass endlich wieder Normalität einzieht. Wir alle üben den Eishockey-Sport doch mit Leidenschaft aus.

Frage: Die Spieler der DEG befinden sich nach wie vor in Kurzarbeit. Was ist da überhaupt an Training möglich?

Nowak: Spezifische Eishockey-Übungen dürfen wir nicht machen, schon gar nicht in der Gruppe. Jeder hält sich individuell in Form. Ich fahre Fahrrad, gehe ins Fitness-Studio oder spiele Tennis. Das ist eigentlich so wie in all den anderen Sommerpausen auch, nur dass die in diesem Jahr viel länger dauert.

Fühlen Sie sich mit der Kurzarbeit als Opfer der auf Kante genähten Vereinsfinanzen?

Nowak: Nein, das sehe ich nicht so. Alle 14 Clubs wirtschaften solide. Sie haben jedoch nicht diese Menge an Geld auf der hohen Kante, um ihre Einnahme-Ausfälle kompensieren zu können. Folglich können Sie unsere Verträge nicht normal weiterlaufen lassen, zumal wir unserer Arbeit ja auch nicht wie vorgesehen nachgehen können.

Vereine und Liga schieben in dieser Hinsicht den schwarzen Peter der Politik zu...

Nowak: Es geht einfach um die Zuschauer, sie sind in unserem Sport das wichtigste. Die Kosten für die Arenen sind zu hoch, sie können ohne Zuschauer nicht gedeckt werden. Das Eishockey hat nun einmal nicht die Dimensionen wie der Fußball mit seinen TV- und Werbegeldern. Uns halten die Zuschauer über Wasser und von daher muss es jetzt zu einer Einigung kommen, denn kein Verein will sich verschulden.

Der Saison-Start ist ein weiteres Mal auf den nun 13. November verschoben worden, es gibt immer noch keinen Spielplan. Wie können Sie da nahezu drei weitere Monate Konzentration und Fokus behalten?

Nowak: Das Ziel ist der 13. November, auf dieses Datum müssen wir einfach mit dem Kopf nach vorne blicken. Der Spielplan ist sekundär, inzwischen will jeder einfach nur aufs Eis. Ob wir es dann wirklich dürfen, ist die nächste Frage. Keiner weiß was passiert. wenn zum Corona-Virus die normale Herbst-Grippe auftritt.

Die Liga hält trotz des um zwei Monate späteren Starts am regulären Plan mit 52 Vorrunden-Spieltagen plus Play-offs fest. Das sind bis März durchgehend drei Partien pro Woche. Wird da aus finanziellen Aspekten nicht mit der Gesundheit der Akteure gespielt?

Nowak: Da weht ein Hauch von NHL durch die DEL (lacht). Drei Spiele pro Woche finde ich persönlich gut, gerade nach dem langen Verzicht. Wir sind Profi-Sportler, unser Körper ist an eine gewisse Belastung gewöhnt. Bei der WM müssen wir ja auch sieben oder acht Spiele in rund zehn Tagen bestreiten. Zudem wird weniger trainiert, was mehr Regenerationszeit bedeutet. Nein, ich sehe in diesem engen Rhythmus eigentlich kein Problem.

Haben Sie Angst vor einer Komplett-Absage der Saison?

Nowak: Darüber will ich gar nicht nachdenken, das macht nur kirre.

In den 90er-Jahren hatte die DEG pro Spiel fast immer 10 000 Zuschauer. Dann ging es aus wirtschaftlichen Gründen für zwei Jahre in die zweite Liga und nach dem Wiederaufstieg kamen nur noch die Hälfte der Besucher. Droht das Eishockey bei einer Komplett-Absage der Saison in der Versenkung zu verschwinden?

Nowak: Das ist eine sehr gute Frage, aber sie steht hoffentlich in den Sternen. Ich glaube fest daran, dass ein Weg gefunden wird, um spielen zu können.