Da waren es nur noch zwei. Mit dem EHC Freiburg ist am Dienstagabend im Viertelfinale der DEL2-Play-offs einer jener drei Vereine ausgeschieden, die keine Lizenz zum Aufstieg in die DEL beantragt haben. Damit liegen die Hoffnungen der Düsseldorfer EG auf einen Klassenerhalt jetzt lediglich noch bei den Ravensburg Towerstars sowie den Blue Devils Weiden. Weiden bezwang die Krefeld Pinguine mit 4:2 und stellte die Serie im Modus „Best-of-seven“ – zum Weiterkommen sind vier Siege nötig – ebenso auf ein 2:2 wie Ravensburg durch ein in der Verlängerung erkämpftes 3:2 beim EV Landshut. Nur eine Sekunde vor Schluss hatte in Nick Latta ausgerechnet ein früherer Profi der Kölner Haie (2014 bis 2018) für das von den DEG-Fans bejubelte 2:2 gesorgt.
Nun also kann der Abstieg der DEG frühestens am Sonntag besiegelt sein, möglicherweise aber zieht er sich selbst bei einem Aus von Ravensburg und Weiden noch bis nach dem Ende der Final-Serie hin. Bisher nämlich haben nur die just von DEG-Legende Daniel Kreutzer als Sportdirektor zusammengestellten Kassel Huskies als auch die Dresdner Eislöwen den Aufstieg im Fall des Meisterschaftsgewinns klar kommuniziert. Die Krefeld Pinguine, der EV Landshut sowie der SB Rosenheim hingegen haben die Lizenz zwar beantragt, könnten im Falle der Fälle aufgrund von nicht ausreichenden finanziellen Mitteln allerdings ihren Verzicht erklären. Für die DEG jedoch ist aktuell das eine wie auch das andere Szenario ein übles. Entweder der Spielermarkt dünnt sich aus oder es gibt niemanden, der sich zügig an die Zusammenstellung des Kaders begibt.
Schließlich haben die fünf Gesellschafter Harald Wirtz, Stephan Hoberg, Daniel Völkel, Jens Thiermann und der den Stammverein führende Michael Staade am vergangenen Donnerstag bei ihrer Saison-Analyse beschlossen, die komplette sportliche Führung erneuern zu wollen. Die ohnehin auslaufenden Verträge mit Trainer Steven Reinprecht und seinem Assistenten Saku Martikainen werden nicht verlängert, überdies wurde auch Sportdirektor Niki Mondt freigestellt. Dessen Kontrakt hatten die DEG-Bosse ob des Interesses anderer Vereine im Februar 2023 gleich um vier Jahre bis 2027 verlängert. Sollte Mondt nun keinen neuen Arbeitgeber finden, muss er für zwei Saisons weiterbezahlt werden. Geld, welches dann nicht in die Mannschaft gesteckt werden kann.
Entlassung von Mondt
hinterlässt ein Vakuum
Anders als bei den Fans mit dem letzten Platz kaum mehr vermittelbaren Trainer überrascht die Entscheidung über Mondt nicht nur wegen dessen Vertragskonstellation. Der 46-Jährige konnte trotz eines der stets kleinsten Budgets der Liga durchaus Erfolge vorweisen. In den acht Spielzeiten seit seiner Amtsübernahme zur Saison 2017/18 erreichte die DEG viermal das Play-off-Viertelfinale, darunter zweimal über die Plätze sechs (2019) und fünf (2020, wegen der Covid-19-Pandemie wurde die Saison dann vor den Play-offs abgebrochen) sogar direkt. In sechs der acht Jahre schaffte der von Mondt zusammengestellte Kader einen einstelligen Platz, gar in sieben schnitt er besser, ab als es die Etat-Tabelle hergab. Zudem holte Mondt Leistungsträger wie Henrik Haukeland, Jaedon Descheneau, Tobias Eder, Brendan O‘Donnell oder Kenny Agostino.
Kredit für den Neuaufbau hätte der stets loyal zur DEG stehende gebürtige Düsseldorfer somit verdient gehabt, gleichwohl sind ihm in den vergangenen zwei Jahren Fehler unterlaufen. So war die Inthronisierung des Trainer-Trios Thomas Dolak/Daniel Kreutzer/Alexander Barta im Sommer 2023 ob seiner privaten Nähe zu diesen drei Personen genauso unglücklich wie nun der Versuch mit Reinprecht als bereits drittem Trainer-Novizen. Des Weiteren müssen auch einige Transfers als Flops bewertet werden, dafür aber liegt die Verantwortung auch an anderer Stelle. Denn wie bei wohl keinem anderen DEL-Verein stinkt bei der DEG der Fisch vom Kopf her. Torwart Haukeland nahm diesbezüglich kein Blatt vor den Mund: „Wer kein Geld hat, der sollte kein Gesellschafter sein. In Düsseldorf will man offenbar kein professionelles Sport-Team haben.“
Die Gesellschafter geben ein schwaches Bild ab
Der Norweger meint mit seiner Aussage nicht nur, dass die Führungsriege der DEG ihren Sportdirektor mit wenig Geld ausgestattet hat. Der 30-Jährige prangert (zurecht) auch an, dass diesem die Gelder für diese Saison zu spät zur Verfügung gestellt wurden. Was die Zusammenstellung eines konkurrenzfähigen Kaders zusätzlich erschwerte. Als Gründe für die plötzlich entstandene Unterdeckung wurden erhöhte Kosten für Energie und Personal im Rather Dome angeführt. Verschwiegen wurde indes der 2023 mit Haukeland gleich bis 2030 verlängerte und bei dieser Laufzeit natürlich hoch dotierte Vertrag. Der belastet jährlich das Budget und lässt für einige Spieler nur noch ein Jahresgehalt von teils deutlich unter 50 000 Euro netto übrig. Wofür Mondt schwerlich Qualität finden konnte. Dies klappte erst später in der Saison, als durch Thiermanns Hilfe neues Geld verfügbar wurde. Da allerdings waren nur noch zwei Ausländer-Lizenzen frei sowie deutsche Spieler schwierig zu bekommen.
Beim vermeintlichen Coup mit Haukeland ließen sich seinerzeit übrigens alle Gesellschafter feiern und ablichten, nun jedoch gab es weder Stellungnahmen zum Abstieg noch zu Mondt. Außer dem immerhin vom Amt des Geschäftsführers zurückgetreten Wirtz fühlt sich für den Abstieg offenbar keiner der Bosse verantwortlich, die Schuld wird ausschließlich der sportlichen Führung angelastet. Die ist nun weg und es steht die spannende Frage im Raum, wie es weitergeht. Wer wird neuer Geschäftsführer? Wer wird neuer Sportdirektor? Wer wird neuer Trainer? Letztgenannte müssen schnell gefunden werden, denn die sportliche Kompetenz für Gespräche mit Spielern darf den Gesellschaftern abgesprochen werden. Kandidaten gäbe es viele, man sei nicht unvorbereitet, war von der DEG zu hören. Was zügig zu beweisen wäre.