Wehe, wenn Kunce abzieht

Pinguine Der Abwehrspieler wirft seit sechs Jahren seine 98 Kilo für den KEV in die Waagschale.

Krefeld. "Ich setze immer den rechten Fuß zuerst auf den Platz. dann bekreuzige ich mich", sagt Steve Gohouri, Innenverteidiger von Zweitligist Borussia Mönchengladbach. Doch nicht nur Fußballer sind abergläubisch. Auch die Eishockey-Stars der DEL haben so ihre Gepflogenheiten, bevor das große Spiel beginnt. Daniel Kunce, Verteidiger bei den Krefeld Pinguinen zum Beispiel, lässt erst einmal den anderen Teamkameraden den Vortritt, ehe er zum Warm up aufs Eis geht. "Ich will immer der Letzte sein", sagt der 36-jährige Abwehrspieler.

Ganz und gar nicht hintenan steht Kunce aber in der internen KEV-Scorer-Liste. Zwar sind erst fünf der 56 Rundenspiele absolviert, aber zum Erstaunen aller hat der dienstälteste Pinguin seine Trefferquote aus der vergangenen Saison bereits im Spätsommer 2007 eingestellt. Dreimal war Daniel Kunce bis dato erfolgreich. Beim 3:2-Sieg gegen die DEG erwischte er sogar einen Sahnetag und erzielte zwei Tore. Dabei war die 2:1-Führung ein Treffer wahrlich sehenswert, warf der 1,86 Meter große Kunce doch seine annähernd 100 Kilo voller Wucht in die Waagschale. Für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar zischte der Puck übers Eis und schlug unhaltbar im Kasten ein. "Solche präzisen Schlagschüsse sind eigentlich meine Stärke", sagt Kunce. Warum es aber so früh in der Saison so super für ihn läuft, dafür hat der Familienvater selbst keine schlüssige Erklärung: "Ich habe einfach richtig gestanden und nicht lange gefackelt."

Mit dem bisherigen Verlauf ist Kunce, der seit Sommer 2001 bei den Krefeld Pinguinen unter Vertrag steht und wohl 2009 seine Laufbahn in der Seidenstadt beenden dürfte, durchaus zufrieden. Trotz der 2:7-Niederlage in Nürnberg am vergangenen Sonntag? "Auf dem Papier war das 2:7 natürlich eine schlimme Schlappe. Aber das Ergebnis entsprach nicht dem Spielverlauf. Allerdings dürfen uns nicht noch mal so viele individuelle Fehler auf einmal passieren", sagt Kunce.

Kunce? Fällt der Name des 1971 in Sumperk geborenen Tschechen und späteren deutschen Nationalspielers, denken die Anhänger der Pinguine automatisch an das Eishockey-Play-off-Finale am 21. April 2003, an die dramatischen Minuten von Köln, an den entscheidenden Treffer von Steffen Ziesche mit einem Distanzschuss ins verwaiste Kölner Tor, an den zweiten Deutschen Meistertitel nach 1952. "Das war einfach wunderbar", sagt Kunce, "aber Ruhm vergeht schnell, und die Zeit rast davon."

Vier Jahre und gut fünf Monate sind seitdem verstrichen. Und aus der damaligen Meistermannschaft ist heute nur noch Daniel Kunce dabei, der auch am Freitag, 19.30 Uhr, gegen die Kölner Haie, seinem Ritual treu bleiben wird: "Ich geh’ wie immer als Letzter aufs Eis."