Neue Kampagne: Eishockey steht für Vielfalt

Berlin (dpa) - Mesut Özil und Sami Khedira sind Fußballprofis und Migrantenkinder. Sie gelten als Beispiele für eine gelungene Integration. Nun krempeln auch Eishockey-Spieler die Ärmel hoch: In Spots werben sie für Vielfalt und richten sich vor allem an ihre Fans.

Anfangs musste er sich auf dem Eis noch gegnerische Fan-Sprüche anhören wie „Nasi Goreng, spiel doch auf dem Reisfeld!“. „Das hat mich schon genervt“, sagt Martin Hyun, der im Gegensatz zum Publikum von seinen Mannschaftskollegen der Krefeld Pinguine gleich akzeptiert wurde. Hyun war in der Saison 2004/2005 der erste koreanischstämmige Spieler in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

„Da kann man nicht eine Sekunde daran verschwenden, was der Mannschaftskamerad für eine Herkunft hat“, sagt der 31-Jährige in einem Videoclip, in dem die Initiative „Hockey is Diversity“ für eine bessere Integration von Einwanderern vorgestellt wird. Hyun gründete mit dem Teamkollegen Peter Goldbach die Kampagne, bei der in Erstliga-Arenen Kurzfilme mit Eishockey-Cracks wie Sinan Akdag und Danijel Kovacic gezeigt werden sollen.

Dass Integration im Sport funktioniert, beweisen Beispiele aus der deutschen Fußball-Nationalelf, etwa Mesut Özil und Sami Khedira. Das kann nach Ansicht Hyuns auch im Alltag besser klappen. „Wir wollen damit an die Fans herantreten“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Sie sollen die Vielfalt als Brückenbauer in die Gesellschaft tragen.“ Hyun hofft, dass die Eishockey-Fans ihre Eindrücke aus den Werbespots weitertragen, nach dem Motto: „Stimmt, unser Land wird immer vielfältiger, wir müssen für ein neues Miteinander werben.“

Der Wahlberliner ist kein Einzelkämpfer. Seine Initiative wird vom Weltverband IIHF, dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) und von der DEL unterstützt. Auch Bundestrainer Uwe Krupp steht hinter der Kampagne: „Integration ist ein Thema, das uns alle angeht“, erklärt er auf der Internetseite der Initiative. „So wie im Eishockey ist es auch im realen Leben wichtig, ein gut funktionierendes Team zu haben.“ Auch DEB-Präsident Uwe Harnos ist überzeugt: „Man gewinnt und verliert immer im Team. Unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion der einzelnen Spieler.“

„Hockey is Diversity“ ist nicht die erste Initiative dieser Art. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) etwa hat jüngst sein langjähriges Programm „Integration durch Sport“ weiterentwickelt, das sich seit 2001 verstärkt auf Einwanderer und ihre Nachkommen konzentriert.

Künftig soll es mehr Angebote etwa für Frauen oder Ältere geben - diese Gruppen sind laut neuem DOSB-Konzept im Sport deutlich unterrepräsentiert. Doch auch die Integration im Sport passiere nicht ganz von selbst, erklärt DOSB-Präsident Thomas Bach. Man müsse sie aktiv und vor allem gemeinsam gestalten. „Sport kennt keine Grenzen, seine Regeln gelten weltweit, darin liegt seine große Stärke.“

Hyun will seine Initiative nicht auf Eishockey beschränken, er setzt auf eine Vernetzung mit anderen Sportarten. „Der Sport hat eine gewisse Macht, die sich über kulturelle Grenzen hinwegsetzen kann. Es zählt einfach nur die Synergie der Mannschaft, dann kommt man zum Erfolg.“