Stanley-Cup-Sieger Grubauer und der Druck: „Du musst produzieren“

Rosenheim (dpa) - Den Stress kann Philipp Grubauer erstmal nicht abschütteln. Der Stanley-Cup-Sieger mit den Washington Capitals musste mit seiner Freundin Isobel in den vergangenen Wochen den Umzug zu seinem neuen Verein Colorado Avalanche nach Denver organisieren.

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Und dann ließ sich der deutsche Eishockey-Nationaltorwart mit der silbernen Trophäe in seiner Heimatstadt Rosenheim sehen, wo er sich am Montag feiern ließ und landestypisch in Weste und Lederhose ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Schon am Donnerstag fliegt der 26-Jährige wieder in die USA, wo er sich dann für seinen neuen Verein „ein bisschen akklimatisieren“ muss.

Inmitten des Umzugsstresses konnte Grubauer den Empfang in Rosenheim aber doch ein wenig genießen. Mehrmals reckte er die silberne Trophäe vor den Fans in die Höhe und gab ihr einen Kuss. „Es ist noch nicht eingesunken“, meinte Grubauer auf die Frage, ob er mittlerweile verarbeitet habe, ein echter Stanley-Cup-Gewinner zu sein. „Es ist noch immer wie ein Traum.“

Grubauer würde mit seinem Werdegang gerne die Jugend in seiner Heimat inspirieren. Als Kind habe er die Trophäe aus der Nordamerikanischen Profiliga NHL nicht zu Gesicht bekommen, erzählte er. „Vielleicht gibt das den Jungs ein bisschen die Motivation: Einer aus Rosenheim hat es geschafft, jetzt können wir das vielleicht auch erreichen.“

Grubauer spielte bei den Starbulls Rosenheim im Nachwuchs. Sein Debüt bei den Senioren gab der damalige Nachwuchs-Nationaltorhüter 2008 im Alter von erst 16 Jahren. Nur zwei Jahre später wurde er von den Washington Capitals in der Talentelotterie der NHL ausgewählt. „Rosenheim ist sehr, sehr stolz“, lobte ihn Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, ehe Grubauer noch eine Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit bei seinem Jugendverein erhielt.

Sein Erfolgsrezept umschrieb Grubauer so: „Man muss ehrgeizig bleiben, man braucht einen Haufen Glück und man muss gesund bleiben. Es ist vielleicht leicht, in die NHL zu kommen, aber drinzubleiben ist umso schwerer, weil die Nachfrage nach Spielern extrem ist.“ Topleistung zu bringen, beschrieb er als Produktion. „Du musst produzieren, sobald du schlecht bist, bist du wieder weg.“

In Colorado trifft Grubauer nun auf den russischen Nationaltorwart Semjon Warlamow. „Es ist nie einer gesetzt, jeder will seine Chance kriegen“, sagte der erste deutsche Torwart, der die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt gewonnen hat. „Wenn ich spiele, will ich Stabilität bringen. Ich spiele mein Spiel, wie ich es in Washington gelernt habe, auch in Colorado. Ich konzentriere mich auf jede einzelne Situation, jeden einzelnen Puck.“

Grubauer ist erst der vierte deutsche Profi, der in der NHL triumphieren konnte. Zuvor hatten Uwe Krupp (1996 mit Colorado und 2002 mit Detroit), Dennis Seidenberg (2011 mit Boston) und Tom Kühnhackl (2016 und 2017 mit Pittsburgh) den Cup gewonnen.

Grubauer hofft, dass sein Erfolg dem deutschen Eishockey einen weiteren kleinen Schub verleihen kann. „Es ist auch eine Auszeichnung je mehr deutsche Spieler rüberkommen“, sagte er, nachdem Brooks Macek (Vegas Golden Knights), Dominik Kahun (Chicago Blackhawks) oder Yasin Ehliz (Calgary Flames) in der jüngeren Vergangenheit Verträge in der besten Liga der Welt unterschrieben hatten. „Umso besser ist das für alle, auch für den Nachwuchs.“