NHL-Star Ehrhoff krönt Europa-Trip: „Gutes Gefühl“
Berlin (dpa) - Als Andenken schnappte sich Christian Ehrhoff den Spielpuck - vergessen wird der NHL-Star das Gastspiel seiner Buffalo Sabres in Berlin aber vermutlich eh nicht.
„Was für ein gutes Gefühl“, sagte der Eishockey-Nationalspieler nach dem ersten regulären Match der nordamerikanischen Profiliga in Deutschland. Dass die Sabres um die frenetisch gefeierten Superstars Ehrhoff und Thomas Vanek - der rund 2000 lautstarke Landsleute aus Österreich anlockte - das Premierenduell gegen die Los Angeles Kings mit 4:2 gewannen, setzte der Eishockey-Party in Berlin die Krone auf.
Ehrhoff, der nach seinem Wechsel von Vizemeister Vancouver nach Buffalo endlich den begehrten Stanley Cup gewinnen will, brachte es auf den Punkt: „Das war für uns wie ein Heimspiel!“ Die Sympathien der 14 300 Anhänger in der ausverkauften Arena gehörten den Sabres - wobei der Stürmer und zweifache Assistgeber Vanek noch begeisterter bejubelt wurde als „Lokalmatador“ Ehrhoff. „Vielleicht sollten wir das deutsche Bier mit hinüber nehmen“, scherzte der Österreicher.
In den nordamerikanischen Hallen sind Fans verhaltener - vor allem nach der Schlusssirene. In Berlin dagegen wurden die Sieger noch minutenlang euphorisch gefeiert - wie schon im Testspiel wenige Tage zuvor in Mannheim. „Wir waren natürlich alle scharf darauf, so etwas noch einmal zu erleben“, meinte Ehrhoff. Sein Coach Lindy Ruff sprach von der „zweitbesten Heimkulisse, die ich je erlebt habe“ - die Fans in Buffalo wollte er bei aller Europa-Euphorie doch nicht vergraulen.
Für einen Party-Dämpfer in Berlin hätte im ersten Drittel beinahe Kings-Stürmer Jarret Stoll gesorgt, als er Ehrhoff in die Bande checkte und dieser von einem Betreuer gestützt das Eis verließ. „Ich bin am Kinn getroffen worden und musste in der Kabine so ein Protokoll durchgehen - etwa fünf Minuten Rad fahren“, erzählte der 29-Jährige. Nach etlichen schweren Kopfverletzungen in der jüngeren Vergangenheit dürfen NHL-Cracks erst nach gründlichen Untersuchungen wieder aufs Eis, um beispielsweise Gehirnerschütterungen auszuschließen.
Ehrhoff kam im zweiten Drittel rechtzeitig zu den Toren von Luke Adam (23./26. Minute) und Paul Gaustad (34.) wieder zurück. Drew Stafford sorgte für den vierten Buffalo-Treffer (44.), Sloweniens Star Anze Kopitar betrieb für die Kings Ergebniskosmetik (40./56.).
Nach dem Sieg in Helsinki gegen Anaheim (4:1) rundeten die Sabres ihren perfekten Europa-Trip ab. Für Ehrhoff war die Reise auch die Chance, seine neuen Kollegen - darunter der noch verletzte und in Berlin zum Zuschauen verdammte Jochen Hecht - besser kennenzulernen. Die NHL konnte ihrer globalen Marketingkampagne ein weiteres Land als Spielort hinzufügen. Seit Jahren setzt die Liga Spiele in Europa an, meist in Skandinavien - nun war Deutschland an der Reihe. „Besser hätte es nicht laufen können“, resümierte Ehrhoff, ehe er noch in der Nacht mit dem rund 80 Mann starken Tross nach Buffalo zurückflog.
Was bleibt vom ersten Match der besten Liga der Welt hierzulande? Ehrhoff wünscht sich vor allem einen Schub für die Sportart, die in den vergangenen Jahren in Deutschland nicht nur positiv aufgefallen war. „Auf jeden Fall kriegt das Eishockey an diesem Wochenende sehr viel Interesse“, sagte der mit einem Jahresgehalt von zehn Millionen Dollar bestbezahlte NHL-Verteidiger. Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) müsse versuchen, „auch ein bisschen die Euphorie mitzunehmen“.