Saisonende nach Kreuzbandriss für Seidenberg
Boston (dpa) - Der Schock kam mit Verspätung: Für Eishockey-Nationalspieler Dennis Seidenberg ist die NHL-Saison vorbei.
Wie eine Kernspintomographie ergab, hat sich der Top-Verteidiger der Boston Bruins beim 5:0-Heimsieg tags zuvor gegen die Ottawa Senators einen Innenband- und Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. „Ich hatte natürlich gehofft, dass es nicht so schlimm sein würde, wurde dann aber enttäuscht“, sagte Seidenberg der Nachrichtenagentur dpa.
„Als es passierte, hatte es sich sofort anders angefühlt, als die Innenband-Geschichten, die ich vorher hatte“, meinte Seidenberg. Der 32-Jährige griff sich ans Knie, skatete aber anschließend noch alleine vom Eis Richtung Spielertunnel. Eine erste Untersuchung blieb zunächst ergebnislos. In der Nacht habe er dann zwar „gut geschlafen“, so Seidenberg, aber „bei jeder Bewegung Schmerzen verspürt.“ Eine Kernspintomographie beim Teamarzt Peter Asnis brachte dann bittere Gewissheit. Die Bruins gaben an, dass Seidenberg sechs bis acht Monate ausfallen werde. Die Verletzung war umgehend die Sport-Topmeldung in Boston. Der lokale TV-Sender Comcast Sports Net beispielsweise sprach von einem „Huge blow“ (Riesiger Rückschlag).
„Es ist bedauernswert. Dennis ist einer unserer besten Verteidiger. Vor allem, wenn es in den Playoffs drauf ankam, hat er immer seine besten Leistungen gebracht“, meinte Bruins-Trainer Claude Julien. Seidenberg zog sich die Verletzung in einem eher harmlosen Duell zu - zu einem Zeitpunkt, als die Partie längst entschieden war. Boston führte kurz vor Schluss gegen Ottawa mit 4:0, als Seidenberg und Gästestürmer Cory Conacher hinter dem Bruins-Tor einen Allerweltszweikampf austrugen. Dabei rutschte der Deutsche so unglücklich weg, dass er sich sein rechtes Knie verdrehte.
Seidenberg ist nach Kapitän Zdeno Chara der beste und beständigste Verteidiger des Vizemeisters. Zusammen mit dem 2,06 Meter großen Slowaken bildet der gebürtige Schwarzwälder die erste Defensivreihe und steht somit den Topstürmern des Gegners gegenüber. Er ist neben seiner körperbetonten Spielweise vor allem für seine Ausdauerfähigkeit bekannt. In der ersten Partie der diesjährigen Finalserie, welche die Bruins nach dreimaliger Verlängerung bei den Chicago Blackhawks mit 3:4 verloren, stand er herausragende 48:36 Minuten auf dem Eis. Durch seinen Ausfall haben die Titelhoffnungen des Teams einen herben Dämpfer erhalten. Boston ist nach den Pittsburgh Penguins das zweitbeste Team der Eastern Conference.
Noch ist unklar, wie der Kreuzbandriss behandelt werden soll. Der Verein wolle sich dazu die Meinungen von einigen Experten anhören, sagte Seidenberg. Geplant sei derzeit, das Innenband ohne Operation heilen zu lassen. Dies werde rund sechs Wochen dauern. Anschließend soll das Kreuzband operiert werden. Seidenberg will bis zum Eingriff entsprechend seiner Möglichkeiten weitertrainieren. „Je besser man vor der OP in Form ist, desto leichter ist es im Anschluss“, betonte er. Der Stanley-Cup-Champion von 2011 kann nach eigenen Angaben derzeit „einigermaßen gehen. Aber es tut weh.“
Seidenberg ordnet die Verletzung als „zweitschwerste“ seiner Karriere ein. Weitaus schmerzhafter war es ihm im Januar 2004 ergangen, als er noch für die Philadelphia Flyers spielte. Damals hatte sich Seidenberg im Training einen schweren Beinbruch zugezogen. „Der Unterschenkel stand 90 Grad nach innen. Das waren höllische Schmerzen“, erinnerte sich Seidenberg.