Sturm: „Nowitzki des Eishockeys“ beendet NHL-Karriere
Miami/Boston (dpa) - In seinen besten Zeiten brachte Marco Sturm Zehntausende zum Jubeln, sein Karriereende in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL hingegen erfolgte still und fast unbemerkt.
Keine Pressekonferenz, keine rührenden Abschiedsworte für denjenigen, der einst seinen Landsleuten Christian Ehrhoff, Marcel Goc und Thomas Greiss den Weg in die beste Eishockey-Liga der Welt ebnete und mit 1006 Partien sowie 251 Toren deutscher NHL-Rekordspieler ist.
„Ich hätte es mir nicht besser erträumen können. Das große Ziel, den Stanley Cup zu gewinnen, habe ich zwar nicht erreicht. Aber ich habe mir nie vorgestellt, mal 14 Jahre in der NHL zu spielen“, betonte Sturm. Im Sommer hatte er es noch einmal versucht, doch mehr als ein NHL-Probetraining sprang nicht dabei heraus.
Offen ist, ob der 35-Jährige seine Karriere in der Deutschen Eishockey Liga fortsetzt. Nachdem Sturm bereits in der Vorsaison keine Anstellung mehr in der NHL gefunden hatte, holte ihn Uwe Krupp zu den Kölner Haien. Sturm stürmte in die Herzen der Fans und verpasste als Vizemeister nur knapp den Titel.
„Ich bin immer noch in ständigem Kontakt mit Uwe. Er möchte, dass ich noch einmal nach Köln komme. Aber ich habe ihm gesagt, dass ich jetzt erstmal Zeit mit meiner Familie genießen möchte“, sagte Sturm der Nachrichtenagentur dpa. Er lebt etwas außerhalb von Miami und weiß natürlich, dass er sich irgendwann entscheiden muss. Aber derzeit sei er noch nicht dazu bereit. Vielmehr möchte der gebürtige Dingolfinger endlich für Sohn Mason und Tochter Kaydie der Vater sein, der er all die Jahre über kaum sein konnte.
Nachdem Sturm zwischen 1997 und 2010 mit den San Jose Sharks und den Boston Bruins nur zwei NHL-Vereine hatte, erlebte er anschließend, dass Profis in Nordamerika oft nur eine Nummer sind und den Managern das familiäre und soziale Umfeld der Spieler ziemlich egal ist. Sturm spielte in 14 Monaten für vier Clubs quer über den Kontinent. „Die ständigen Vereinswechsel waren für die Kinder nicht leicht“, erinnert er sich.
Während seiner Glanzzeit hatte ihn der damalige Bundestrainer Krupp als „Nowitzki des Eishockeys“ bezeichnet. Sturm war der Star - und sich dennoch nicht zu schade, 2006 bei der B-WM in Frankreich zu spielen. In San Jose, wo Sturm 1997 seine NHL-Karriere begann, waren die Offiziellen derart von seiner Arbeitseinstellung angetan, dass Manager Doug Wilson anschließend „verstärkt auf dem deutschen Markt“ suchte und Ehrhoff, Goc, Dmitri Pätzold sowie Greiss holte. „Marco hat uns in San Jose die Türen geöffnet“, betont Ehrhoff.
In Boston sorgte Sturm nach seinem Wechsel im November 2005 dafür, dass die bedeutungslos gewordenen Bruins wieder eine Identität bekamen. Dreimal wurde er bester Torschütze des Teams. Durch sein Siegtor zum 5:4 im sechsten Spiel der ersten Playoff-Runde 2008 gegen Erzrivale Montreal Canadiens erzwangen die Bruins eine siebte Partie. Am 1. Januar 2010 sicherte sich Sturm einen weiteren Eintrag im dicken Geschichtsbuch der Sportstadt Boston. Beim Freiluft-Spiel in Amerikas ältestem Baseball-Stadion, dem Fenway Park, schoss er in der Verlängerung vor fast 40 000 Zuschauern gegen die Philadelphia Flyers den 2:1-Siegtreffer.
„Das waren für den Verein und natürlich auch für mich zwei ganz wichtige Tore“, sagt Sturm stolz. Der Lohn seiner Aufbauarbeit blieb ihm jedoch verwehrt. Als die Bruins mit Dennis Seidenberg am 15. Juni 2011 erstmals nach 39 Jahren wieder den Stanley Cup gewannen, gehörte Sturm nicht mehr dazu. Er war sechs Monate zuvor zu den Los Angeles Kings abgegeben worden. Und so blieb seiner erfolgreichen NHL-Karriere letztlich die Krönung verwehrt.